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Was soll ich tun - verliebt?

geschrieben von kerlmuc 
Was soll ich tun - verliebt?
28. März 2015 06:08
Hallo zusammen,

ich bin 47, verheiratet und habe zwei Kinder (19 +16). Ich fühle mich seit einigen Jahren zu Männern hingezogen und habe das auch mehr oder weniger ausgelebt. Öfters habe ich gedacht, mal die Wahrheit ans Licht zulassen, aber Familie, Kinder, Vereinsaktivitäten haben mich bislang davon abgehalten.

Vor 4 Wochen habe ich nun einen ganz lieben Mann getroffen und was ich nicht geglaubt hätte: ich habe mich verliebt. Ich kann nur noch an ihn denken, fahre nach der Arbeit spontan bei ihm vorbei. Es ist einfach sehr schön. Er mag mich auch und weiß dass ich verheiratet bin. Ob er mich auch liebt, weiß ich noch nicht.

Seit 4 Wochen denke ich darüber nach, ob es nicht doch an der Zeit wäre, sich zu outen. Bin mir aber total unsicher, auf die Reaktion und das was dann kommt. Es rumort in mir und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es Möglichkeiten, sich auch mit anderen Vätern in einer ähnlichen Situation auszutauschen?

Viele Grüßeund Danke
Re: Was soll ich tun - verliebt?
29. März 2015 17:12
Guten Tag KerlMuc

Deine Nachricht hätte ich vor gut 2 Jahren ebenso schreiben können – genau dieselbe Geschichte und doch bin ich ein ganzes Stück weitergekommen in diesen letzten 2 Jahren.

Fangen wir mal von vorne an: Meine Sexualität habe ich eigentlich nie so richtig ausgelebt. Zu Männern habe ich mich relativ früh hingezogen gefühlt und mich dann doch über beide Ohren verliebt in meine jetzige Frau, mit der ich seit jetzt 25 Jahren zusammenlebe. Seitdem denke ich immer wieder daran, mal eine körperliche Beziehung zu einem Mann anzufangen. So gut ein Jahr vor unserer Hochzeit habe ich bei einer Referendarstation an der Ostsee – damals lebte ich im tiefen Süden – einen Mann kennengelernt, er mir ganz offen den Hof gemacht hat. Getraut habe ich mir nicht, meinen Gefühlen nachzugeben, manchmal trauere ich dieser Unentschlossenheit nach. Dann kam der Umzug nach Berlin, wo wir seit gut 20 Jahren leben, Kinder haben (2 Jungs, 15 und 13), uns beide beruflich sehr gut eingefunden haben und die Stadt und ihre endlos vielen Angebote sehr genießen. So weit so gut.

Vor gut zwei Jahren habe ich einen Segelkurs gemacht, eines Nachmittag wurde ich mit einem anderen Mann zusammen in ein Boot gesetzt und da war es um mich geschehen- wieder einmal habe ich mich bis über beide Ohren verknallt, diesmal in einen Mann, nennen wir ihn Martin. Wir sind uns dann emotional sehr nahe gekommen, haben uns immer wieder getroffen, zusammen auf dem Wannsee gesegelt, Konzerte besucht, einen Sänger-workshop gemeinsam gemacht, Kinobesuche und lange Gespräche wechselten sich ab – bis es zu einem großen Knall kam, offensichtlich sind wir uns in zu kurzer Zeit zu nahe gekommen und haben uns wechselseitig am anderen verbrannt. Erstmals konnte ich jemandem von meinem Hingezogensein zu Männern berichten und bin auf offene Ohren gestoßen, aber auch auf die schmerzliche Mitteilung, dass Martin mir gegenüber kein körperliches Verlangen hatte – sehr offen konnte ich mit ihm sein, wie sonst eigentlich nur mit meiner Frau, die von alle dem nichts erfahren hat, außer von den regelmäßigen Treffen und Unternehmungen mit Martin. Gelitten habe ich in dieser Zeit ganz furchtbar, enttäuscht von der Zurücksetzung habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich mein bisheriges Leben für einen Mann aufgeben wollen würde und ob ich tatsächlich einen totalen Neubeginn versuchen soll oder ob ich mich nicht doch dafür entscheide, meine schwule Seite zu akzeptieren und sie schlicht als eine Neigung anzunehmen, die ich aber nicht ausleben will. Die vielen Monate des Überlegens, auch des Sprechens mit andern Freunden, haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass ich meine Frau auch weiterhin liebe und unser gemeinsames Leben nicht aufgeben möchte und werde. Die Sehnsucht nach einer engen Bindung an einen Mann hat sich über diese Gedanken und Gespräche etwas gelegt. Die körperliche Lust auf einen Mann nicht – mittlerweile gehe ich mit etwas offeneren Augen durch die Stadt und auf andere Männer zu und wenn sich etwas ergibt, gut, falls nicht, ist auch das gut.

Um zu diesem Ziel zu kommen hat es aber echt lange gedauert und ich habe gelernt abzuwarten, nicht aus Feigheit mir selber gegenüber, sondern weil ich mich ganz bewusst für das Abwarten entschieden habe.

Mein Rat an Dich, und das ist des langen Reden kurzer Sinn, wäre: Nichts überstürzen, gut überlegen und dann eine Entscheidung treffen und diese dann umsetzen.

In diesem Sinne

Michael
Re: Was soll ich tun - verliebt?
30. März 2015 09:57
Hallo KerlMuc,

wie sehr erinnert mich Dein Anliegen an mein eigenes. Es war 2013 und ich wusste seit Jahren, dass ich eigentlich auf Männer stehe. Von Zeit zu Zeit habe ich eben dann meine Bedürfnisse "ausgelebt". Nach gut 17 Jahre Ehe, einer 15-jährigen Tochter, im Beruf voll angekommen, gab es nur wenig, um an dieser Situation etwas zu ändern.

Allerdings, so muss ich zugeben, war mir nicht bewusst, wie sehr ich mich eigentlich, nach echter Näher zu einem Mann sehnte. Bei meinen Ausflügen, war wohl nie der richtige dabei oder ich habe eben alles dafür getan mich nicht verlieben.

Und dann kam der Tag, an dem ich zufällig, auf "ihn" traf. Ich gebe zu, es war so eine dieser Saunabekanntschaften. Bereits am nächsten Tag trafen wir uns wieder, und sind einfach nur spazieren gegangen und haben geredet. Wir trafen uns in den nächsten Tagen regelmäßig, kochten gemeinsam, haben einfach nur gekuschelt. Halt was man so macht. Mein Herz fuhr Achterbahn. Mit jeden Tag verliebte ich mich in diesen Mann. Wäre da nur nicht, dieses zerrissen sein, gewesen.... Auf der einen Seite das gute Gefühl, auf der anderen das schlechte Gewissen meiner Familie gegenüber.

Ich habe es ganz gut hinbekommen, meine Fassade aufrecht zu erhalten und ich erlebte eine 3monatige tolle Zeit. Als mein gegenüber allerdings dann diese Beziehung beendete, fühlte ich mich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war traurig, enttäuscht und verletzt. Ich dachte noch dieses Gefühl geht nach ein paar Tagen vorbei. Das stellte sich als Irrtum raus. Der Schmerz wollte nicht vergehen und in der Tat litt ich mehrere Wochen. Ein Gefühl, welches in der Form bisher so nicht kannte.

Ich musste mir eingestehen, dass ich verliebt war. So fühlte sich also Liebeskummer an. Nachdem sich dieser Kummer gelegt hatte, wusste ich, dies ist das Leben wie ich es leben wollte. Eigentlich ziemlich einfach, wäre da nicht mein Leben in der Familie. Und wieder kam das schlechte Gewissen, ich könne doch nicht alles über Bord werfen. Sollte ich wirklich mit 43 eine CO wagen? In Gedanken ging ich oft dieses Szenario durch, wägte ein für und wieder ab. Mein Gemütszustand litt unter diesen Kapriolen. Ich fühlte mich alleine, konnte ich mit niemanden auch nur ein Wort darüber sprechen. Eine Zeit verging und ich lernte erneut jemanden kennen. Und ich merkte, wie gut mir dies tat und es ging mir wieder gut. Nun lief diese Geschichte leider nicht in eine Richtung und endete wieder.

Für mich allerdings der Punkt, mit meinem bisherigen Leben aufzuräumen und beschloss mich nicht mehr zu verstecken und meinem Umfeld irgendetwas vorzuspielen.

Also ging ich in die Offensive, offenbarte mich zunächst meiner Frau, zwei Tage späte suchte ich das Gespräch mit meiner Tochter. Die Gespräche waren nicht leicht, aber befreiend. Ich war wie im Rausch und outete mich schnell im weiteren Familienkreis, den Freunden und Kollegen. Die Reaktionen im Freundes und Kollegenkreis waren durchweg positiv, die Familie tat sich etwas schwerer damit, und tut es bis heute.

So zog ich also ein paar Wochen später aus der gemeinsamen Wohnung aus und zog in eine kleine Wohnung. Ja ich war frei. Ich suchte eine schwule Vätergruppe auf um mich auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen. Vor ziemlich genau einem Jahr, begann ein Kontakt. Allerdings nicht in meinem Umfeld von Hamburg, sondern 100 km entfernt. Der Mann faszinierte mich vom ersten Tag an und wir trafen und wenige Tage später zum ersten Date. Und auch, wenn ich nicht daran glaubte, wir verliebten uns sofort. Und war schnell klar, wir wollten das Leben miteinander teilen.

Es gab nur die Möglichkeit, zu ihm zu ziehen, da er beruflich dort gebunden ist. Also suchte ich mir in der Nähe einen neuen Job und zog 3 Monate später bei ihm ein. Und eine neue Zukunft begann. Mittlerweile planen wir für dieses Jahr die Lebenspartnerschaft einzugehen.

Für mich war es die beste, wenn auch späte, Entscheidung. Ich bin einfach nur meinem Herzen gefolgt.

Letztendlich ist es Deine Entscheidung, welchen Weg du gehen willst. Schau doch mal, ob es in Deiner Nähe auch so eine schwule Vätergruppe gibt. Gehe einfach mal dorthin, selbst wenn Du beim ersten Mal vielleicht einfach nur zuhörst. Du wirst sehen, die meisten von uns, haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Vielleicht brauchst Du nur einen kleinen Antrieb. Laufen tust Du dann ganz von alleine.

In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg. Würde mich freuen, wenn Du demnächst ein Statement hier abgibst, wie es bei Dir läuft.

LG aus Dithmarschen
Manfred
Re: Was soll ich tun - verliebt?
31. März 2015 03:35
Hallo Michael, Hallo Manfred,

Vielen Dank für Eure Nachricht und Eure Geschichte. unterschiedlicher könnten Sie nicht sein, drücken Sie genau aus, zwischen welchen Gefühlswelten und Gedanken ich mich gerade bewegen.

Auf der einen Seite genau die, dass ich mich in meine jetzige Frau vor gut 25 Jahren verliebt habe, was ich auch noch heute tue. Wir haben geheiratet, eine Familie gegründet, Eigentum gemeinsam geschaffen. Wir unser gemeinsames Familienleben aufgebaut. Meine Bisexualität konnte ich dabei nie ganz unterdrücken, ist es doch ganz anders mit einem Mann. Bis jetzt habe ich das alles gut auf die Reihe bekommen, ohne große Gewissensbisse, sicher am Anfang war es nicht so ganz einfach.

Ich habe für mich erkannt, dass es gut so ist, wie es ist. Sicher ab und zu gehen einem Gedanken durch den Kopf, das wir uns mal die Treue geschworen hatten. Aber für mich hat es so gepasst.

Auf der anderer Seite geht es mir aktuell wie Manfred. Ich denke, ich habe mich Hals über Kopf in einen fast Gleichaltrigen Mann verliebt. Er gibt mir so viele Geborgenheit, Zärtlichkeit und Natürlich auf Erotik, wie ich es noch nie erlebt habe. Rein aus Vernunft müsste ich das jetzt gleich beenden. Nach 25 Jahren Ehe und einer großartigen Familie alles hinzuwerfen? Ohne zu wissen, was da auf einen, auf mich zukommt?

Genau in diesem Gefühlschaos befinde ich mich aktuell. Es ist insbesondere diese Ungewissenheit, was auf mich zukommen würde: ist das jetzt nur ein erster Gefühlsausbruch wegen einem ganz lieben Mann, hätten wir überhaupt eine Chance zusammen, was würde meine Familie sagen, was bedeutet Coming Out letztlich für mich (Reaktion der Frau und der Kinder, Mutter, Schwester, Schwager, Schwiegermutter, Vereinsleben, Arbeit). Es ist die Angst, die pure Angst vor dem, was kommen könnte.

Ich weiß einfach nicht, was "richtig" ist. So ist es mir noch nie gegangen. Manchmal denke ich, ob ich einfach mal mit meiner Mutter reden sollte. Keine Ahnung.

Meine Kernfrage: den Gefühlen folgen oder dem Verstand? Habt ihr Tipps oder sollte ich mal eine Beratung aufsuchen?

Danke, Euer Kerlmuc
Re: Was soll ich tun - verliebt?
31. März 2015 07:12
Moin KerlMuc,
es ist eine schwierige Frage, ob man dem Herzen oder dem Verstand folgen soll. Aber genau diese Zerrissenheit kann Dich krank machen. So ging es mir zumindest. Dadurch dass ich eher ein Gefühlsmensch bin, löste der Zustand in mir große Spannungen aus. Mir ging immer durch den Kopf, "es darf nicht sein". Um es auf den Punkt zu bringen, ich bekam leichte Depressionen, was zumindest meiner Frau nicht verborgen blieb. Und natürlich fragte sie mehrfach nach. Und wieder konnte ich den Mut nicht aufbringen und habe alles mit mir selbst ausgemacht, was es nicht besser machte. Erst als sie mich nach Wochen direkt darauf ansprach und zwar mit den Worten: "Was ist los? Hast Du Dich verliebt? In diesem Moment konnte ich nicht weiter lügen. und bejahte die Frage. Die nächste Frage hat mich dann aber direkt umgehauen. Sie lautete: " in eine Frau oder einen Mann"?

Letztendlich hat mir meine Frau eine Brücke gebaut, für die ich ihr so dankbar bin. Jetzt war es raus und trotz aller Trauer, fühlte ich mich frei. Schlagartig konnte ich wieder "sehen" und meinem aktiven Outing stand nichts mehr im Wege. Natürlich wusste ich nicht, was da alles auf mich zukommt.

Und der Weg war schwierig. Eine eigene Wohnung musste her, diese wollte eingerichtet werden. In dieser Zeit fand gerade ein Jobwechsel an. Als ich dann einzog, fühlte ich mich sehr allein. Meine Familie drum herum konnte mit meinem Outing nichts anfangen und hielt eher zu meiner Frau, als dass sie mit mir Kontakt haben wollten. Es gab kaum jemanden, der mich fragte, wie es mir mit der Situation geht. Letztlich war es nur meine Frau und meine Tochter, die zu mir hielten. Besonders charmant waren unsere gemeinsamen Einkäufe für meine neue Wohnungseinrichtung. Dabei war ich es, der diesen Schritt wollte und die "Familie" verlassen hatte. Und meine Frau war sehr verletzt.

Und trotz aller Verletzungen haben beide in dieser Zeit zu mir gestanden, auch wenn sie es nicht verstanden haben. Eine gemeinsame lange Zeit der Verbundenheit wischt man nicht so einfach beiseite. Heute haben wir ein freundschaftliches Verhältnis. Die Wunden sind zwar noch nicht verheilt, es wird aber langsam.

Ich sage oft sehr gerne, im Leben gestolpert, hingefallen.... aber wieder aufgestanden und weitergelaufen....

Was ich damit sagen will, man verliert auf der einen Seite ein Stück seiner Sicherheiten, gewinnt auf der anderen aber ganz viel hinzu. So zumindest meine Erfahrung. Du darfst auch nicht erwarten, dass das Leben mit einem Mann, sich von dem unterscheidet, wie es in hetero Beziehung ist. Nachdem ich nun ein Jahr mit meinem Mann zusammen bin, hielt irgendwann der Alltag ein, mit allem was dazu gehört. Außerdem sind wir beide über 40 und jeder hat so seine Eigenarten entwickelt. spinning smiley sticking its tongue out

Wie schon im ersten Beitrag an Dich geschrieben, schau mal nach einer schwulen Vätergruppe in Deiner Umgebung. Du wirst sehen, dort sind alles Männer mit ähnlichen Geschichten.

Wenn Du weitere Fragen zu einzelnen Themen hast, lass es mich gerne per PN wissen. Da kann man vielleicht das eine oder andere besser in der Tiefe beschreiben.

Dir einen schönen Tag und viele Grüße
Manfred
Re: Was soll ich tun - verliebt?
31. März 2015 08:43
Hallo KerlMuc, hallo Manfred

wenn wir alle drei uns spät in jemand anderes neben unserer Frau verlieben, passiert eigentlich nicht viel mehr als bei vielen Männern im unserem Alter - wir wollen etwas anderes ausprobieren. Hinzu kommt, dass wir etwas ausprobieren möchten, dass wir bislang nicht ausgelebt haben. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie es war, als wir uns in unserer Frauen verliebt haben? Bei mir jedenfalls war die Welt rosarot, für eine ganze Weile lang. Später kamen die Kinder kamen auf die Welt und die Paarbeziehung rückte ein wenig in den Hintergrund. Jetzt, wo die Kinder älter sind, rückt die Beziehung zum Partner wieder mehr in den Vordergrund und wir trauen uns, Fragen an uns zu stellen, die wir bislang nicht so gestellt haben, vielleicht auch deswegen, weil das tägliche Leben uns absorbiert hat.

In all den Jahren ist - jedenfalls für mich - eine sehr enge Vertrautheit und Geborgenheit in meiner Familie entstanden, auch mit meiner Frau. Das rosarot der ersten Jahre ist verblasst, und um im Farbbild zu bleiben: Es ist einem Dunkelrot gewichen.

Jeder von uns muss wissen, dass wir uns entscheiden müssen: Das Vertraute und über die Jahrzehnte Gewachsene hinter uns lassen, um eine neue dauerhafte Beziehung einzugehen, diesmal zu einem Mann. Klar können hierbei Gespräche mit anderen Männern helfen, die in derselben Situation sind oder waren. Ob die eigene Frau die richtige Gesprächspartnerin ist weiß ich nicht, weil sie letzten Endes die Entscheidung für einen anderen Mann letztlich nur hinnehmen kann und dabei versuchen muss, die Trennung zu verarbeiten.

Ich habe mich für meine Frau und meine Familie entschieden, nach langem Ringen mit mir selbst und Gesprächen mit Freunden. Dass Martin mir klar gesagt hat, dass er gerne mit mir auch vertraut befreundet sein möchte, aber auf keinen Fall ins Bett gehen mögen will, hat die Entscheidung durchaus erleichtert. Und nicht zuletzt kam mir in den letzten Monaten regelmäßig mein Eheversprechen in den Sinn: „in guten wie in schlechten Tagen“ hatte ich versprochen, zu meiner Frau zu stehen.

Bis bald

Michael
Re: Was soll ich tun - verliebt?
31. März 2015 11:16
Lieber Kerlmuc,

vielen Dank für Deine Geschichte.

Ich denke ja, wenn Du hetero wärest und Dich in eine andere Frau verliebt hättest, wäre klar, was Du zu tun hättest ...
Klar, ich verstehe natürlich, daß das nicht 1 zu 1 das Gleiche ist, aber ich würde Dir auf jeden Fall raten, einen Weg zu suchen, Deiner Frau die Wahrheit zu sagen. Betrügen ist nie gut und sollte nicht der Dauerzustand sein. Und Deine Frau hat ja ein Recht darauf zu erfahren, was mit Dir ist. Und auch ein Recht darauf, ihr eigenes Leben zu überdenken und vielleicht anders zu planen, als sie es bislang tat. Jeden Tag, den sie weiter nichts davon weis, ist ein Tag, der es schlimmer macht.

Ich weis selbstredend, daß das nicht einfach sein wird, das ist was ganz Heftiges und Deine Frau wie auch Du werdet da viel Kraft für benötigen, aber andererseits: weder Du kannst Dich ewig verstellen - und darfst es auch für Dich selbst nicht tun! - noch darf Deine Frau ständig betrogen werden ...

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft, die richtigen Worte und das richtige Gespür für Deine Aufgabe!

Liebe Grüße,
Mickey2.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.04.15 08:56.
Re: Was soll ich tun - verliebt?
04. April 2015 10:00
Hallo zusammen,

Es ist gut zusehen, dass viele Väter in der gleichen Situation sind. Dieses hin und her gerissen sein ist eigentlich nicht so schlimm, vielmehr die Angst, wenn du dich für ein CO entscheidest, was dann kommt: wie reagiert die Frau, die Kinder, Mutter und Schwester. Und wenn du dann noch auf dem Land wohnst und in einem Verein aktiv bist? Wer hat da auch Erfahrungen?
Ich denke, ohne eine Beratung von außen wird das schwierig. Alleine denke ich, kann man das nicht durchziehen, oder?

Ich jedenfalls habe eine, meinen ersten, Traummann gefunden. Und wir empfinden gemeinsam das gleiche füreinander. Wir haben darüber gesprochen. Aber ich muss für mich erst meinen wegen finden, für mich einen entscheidung treffen.

Wem gibg oder geht es ähnlich?

Viele Grüße

Michael
Re: Was soll ich tun - verliebt?
05. April 2015 00:25
Hallo Michael,

hier ist noch ein Spätzünder. Vor 2 Jahren, ich war schon 63, habe ich die Kurve gekriegt. Ich habe 2 Töchter, 24 und 25 mittlerweile und bin seit 28 Jahren verheiratet.

Beratung? Welche Beratung kann das noch sein, über das hinaus, was Du hier vorfindest? Als ich den Schritt getan habe, war ich ein Getriebener. Ich hatte hier meine Geschichte geschrieben, meine Vorstellungen erklärt und ich war gewaltig unter Druck. Es musste raus! Ich habe nur auf einen geeigneten Moment gewartet und ihn dann sogar bewusst herbei geführt. Meine Frau und ich, wir haben einen Stammitaliener. Das ist für uns Atmosphäre, in der wir uns entspannen können. Ich habe vorgeschlagen, dort hinzugehen. Habe ein erstes Glas Wein getrunken (das brauchte ich!) und dann hab ich es ihr gesagt, dass ich Männer vorziehe, dass ich schwul bin. Es war zweifellos das Härteste, was ich jemals getan habe. Aber der psychische Druck, es loszuwerden, war noch schlimmer.

Danach war der Druck weg, aber nicht die Gefühle. Ich bin in Tränen ausgebrochen, ich war so fertig. Meine Frau war natürlich überrascht und geschockt, aber sie hat mir keine Vorwürfe gemacht. Vielmehr hat sie festgestellt, ich werde es wohl ausleben müssen. Das habe ich seitdem getan. Ich lebe immer noch mit meiner Frau zusammen, habe aber die Freiheit, ohne mich rechtfertigen zu müssen, wegzugehen, ein eigenes Leben zu führen. Für ein paar Stunden, für ein paar Tage. Einen einzelnen festen Freund habe ich bisher nicht. Das mag aber kommen. Was dann passiert, werden wir sehen.

Aber der erste Schritt ist Offenheit und Ehrlichkeit. Die wird Dir auch selbst gut tun. Natürlich lässt sich nicht voraussagen, wer wie reagiert. Aber die Alternative ist fortgesetzte Heimlichkeit, Schuldgefühle, dieses von Dir selbst erwähnte Gefühl der Zerrissenheit bis zum Gehtnichtmehr. Schau Dich hier um, Depression, Burn-out, alles da. Mach Dich frei!

Schöne Grüße

Volker
Re: Was soll ich tun - verliebt?
05. April 2015 14:41
hallo michael,

beim lesen deiner geschichte fühle ich mich, als betroffene exehefrau, sehr unwohl....
ich kann und werde dir hier nun auch raten so schnell wie möglich dich zu offenbaren, auch wenn ich deine angst sehr gut nachvollziehen kann.
und ich kann auch nicht vorhersehen, wie deine frau darauf reagieren wird, da gibt es ganz verschiedene geschichten....
nur eines kann ich dir versichern, je länger du "betrügst" und sorry, es ist ein betrug, auch wenn es aus anderen beweggründen in dieser konstellation ist....desto schlimmer wird es, wenn deine frau erfährt, wie lange dieses schon geschieht.
und ich finde es zudem denkbar unfair, dass du erst dann eine entscheidung fällen kannst, willst, wenn du es weiterhin mit dir rumschleppst, für dich erst mal klarheit finden willst. weißt du nicht längst, was mit dr los ist? hast du irgendwelche zweifel?
denn damit nimmst du auch deiner frau die chance, sich auf eine neue zukunft, vielelicht ohne dich, einstellen zu können.

ich habe hier schon mehrfach geschrieben, dass es auch eure pflicht gegenüber uns unwissenden frauen ist, uns loszulassen, wenn es für euch klar ist, dass ihr eigentlich jur auf männer steht...
dir sollte klar sein, dass deine frau niemals eine chance haben wird, dir das zu geben, was dir fehlt....daher meine bitte....kläre das so schnell wie möglich. lass sie los, auch wenn sie es vielleicht anfangs nicht kann...und es ist mir schon bewusst, dass das nicht von heute auf morgen geht, denn deine frau wird ja urplötzlich damit konfrontiert, während du dich schon längst im inneren damit auseinandergesetzt hast.

doch der prozess muss ins rollen kommen, damit ihr beide zu euch finden könnt. aber auch unsere zeit ist begrenzt, daher nimm ihr nicht noch mehr zeit weg, um für dich den richtigen weg zu finden, und schlussendlich dann doch gehen musst. Sie hat das gleiche recht wie du, und sie kann erst entscheiden, wenn sie es weiß.....

gehen bedeutet aber auch nicht gleich völlig weg zu sein....mit vernünftigen gesprächen und dem gegenseitigem respekt voreinander kann man immer noch gut als eltern, die ihr ja seit, zusammen arbeiten. und das ist das, was leider bei vielen paaren die ich kennen lernen durfte, nicht der fall.
aber es geht, das wirst du hier lesen, wie manche das geschafft haben.

glg eni
Re: Was soll ich tun - verliebt?
08. April 2015 07:33
Hallo zusammen,

Eure Erfahrungen und Bericht beeindrucken mich schon. Natürlich hast die "einefrau" absolut recht, dass ich es sagen muss. Aber wenn es nur so einfach wäre. Da ist eine große Angst, Selbstzweifel, ein Hin und Her gerissen, was bringt die Zukunft?

Ich glaube jeder Mann der das selbst einmal durchgemacht hat, weiß wovon ich spreche. Und dann ist ja auch noch die Frage nach dem wann und wie indem richtigen Zeitpunkt.

Momentan geht es mir echt schlecht, wenn ich da nicht meinen Freund hätte, der mir das erstmal zuhört.

Naja, den Weg muss ich jetzt irgendwie gehen.

LG

michael
Re: Was soll ich tun - verliebt?
08. April 2015 09:59
Hi Michael,

das kann ich gut verstehen, daß es Dir dabei sehr schlecht geht und der Weg ist nicht einfach. Aber ein Großteil davon ist auch der Druck, der auf Dir lastet, weil Du eben noch dieses Geheimnis mit Dir herum trägst. Ich glaube, daß ist die Hauptlast, diese Angst und Sorge, wie wer danach reagiert.
Aber Du hast es auch in der Hand, WIE Du es preisgibst: vorsichtig, einfühlsam, erklärend etc.

Und wie diese Last auf Dir lastet, genauso hat Deine Frau das Recht, endlich zu erfahren, was los ist. Es wird nicht besser, wenn Du wartest, sondern schlechter und schlimmer.

Versuche - vielleicht auch mit Hilfe Deines guten Freundes - Kraft zu tanken und dann ehrlich mit Deiner Frau zu reden. Sage ihr auch, warum Du so lange nicht mit ihr geredet hast etc. Deine Frau ist an der Sache völlig unschuldig, sie verdient Ehrlichkeit.

Und: nutze auch alle Möglichkeiten, die DIR helfen. Rede mit Deinem Freund, vielleicht auch mit anderen Menschen (Organisationen oder Leuten, denen Du Dich auch etwas öffnen kannst) oder schreibe weiter hier im Forum. Wir können erst weiter raten, wenn wir wissen, wie Deine Frau reagiert. Vielleicht ja viel verständnisvoller als Du denkst? Vielleicht muss sie auch eine Weile alleine sein und ihrerseits dann mit Menschen ihres Vertrauens reden? Die Reaktionen können vielfältig sein.
Aber wenn Du noch lange wartest, wird sicher eine Reaktion die Frage sein: "Warum sagst Du mir das erst jetzt?".
Das Du schwul bist, dafür kannst Du nichts und Du musst Dich da nicht schuldig fühlen. Wie Du damit umgehst, kannst Du selbst wählen. Und noch ist es Zeit, damit sehr verantwortungsvoll umzugehen.

Und egal wie es ausgeht: Du wirst Dich hinterher besser fühlen als jetzt ...!

Ich wünsche Dir viel Kraft und sende Dir liebe Grüße,
Mickey2.
Re: Was soll ich tun - verliebt?
11. April 2015 16:55
Hallo zusammen,

wer kann mir erzählen, wir er es angestellt hat seiner Frau und den Kindern zu sagen und wie die Reaktionen waren? Gerne als Privatnachricht.

Würde mich freuen.

PS: so langsam reift in mir eine Entscheidung

Kerlmucsmiling smiley
Re: Was soll ich tun - verliebt?
14. April 2015 18:11
Hallo Michael,

genauso, wie Dir, ging es mir auch.

Jahrelang wurde Sex in der Ehe weniger, dafür mein Suchen und Finden nach Männerbildern und Filmchen im Internet immer mehr.

Dann verliebte ich mich in einen Mann ... wünschte mir, ihn zu berühren ... seine Umarmung ewig zu genießen, egal, wer zusieht.

Ich war reif wie eine Pflaume ...

Ich wusste nicht was ich machen sollte, und habe dann dieses Forum hier gefunden.

Mit unendlilche vielen Beiträgen habe ich es dann geschafft, mich meiner Frau zu offenbaren.

Mir war klar, dass alles zusammenbrechen konnte, aber ich wollte jetzt nicht weitere 30 Jahre weiterleben und meine Gefühle und Bedürfnisse, bei denen Männer (und nicht Frauen) im Mittelpunkt stehen, unterdrücken.

Ich habe es meiner Frau gesagt, BEVOR ich einen Mann angefasst habe (und der den ich wollte ... der wollte mich nicht ... uahhh)

Ich hatte abgeschlossen ... aber mein Worstcase (mit ein paar Euro in die S-Bahn und weg) der traf nicht ein.
Nach anfänglichem Verständnis bei meiner Frau, setzten Zorn, Trauer etc. ein, wir haben da ein hartes 1/2 Jahr hinter uns gebracht.

Am Ende ist Freunschaft und Familie geblieben, allerdings mit Trennung vom "Eheleben".
Ich wollte immer meiner Frau die Gelegenheit geben, auch wieder einen Mann kennenzuleren und zu lieben. Das hat sich erfüllt, sie hat einen neuen Freund/Partner.
Auch als ich einen festen Freund/Partner hatte war das möglich.

Wir sind immer noch befreundet, und bieten unseren Kindern noch Familie, Haus, und Heimstatt, solange sie es benötigen.

Je besser die Partnerschaft vorher, je weniger "fremdgehen" passiert, um so größer ist die Chance, dass danach viel Freundschaft bleibt (... nein, es geht nicht ohne Gewitter, schwarzen Rauch und schmutzige Wäsche ... aber das ist immer noch besser, als 30 Jahre verklemmt und versteckt!)

Und es geht auch auf dem Dorf, in der Nähe einer Kleinstadt, im Einzugsgebiet einer Großstadt. :-)

Wünsche Dir alles Gute.
Liebe Grüße
Victor
Re: Was soll ich tun - verliebt?
15. April 2015 22:03
Lieber Michael,

aus den Osterferien zurück habe ich mal wieder in das Forum bei co30 geschaut und es ist gut, dass Deine Entscheidung reift, in welche Richtung auch immer, Hauptsache Du fühlst Dich dabei bei Dir.

Eine Trennung ist immer schwer, auch wenn wir uns wegen einer Frau trennen – für uns selbst wird die Frage der Trennung noch viel komplizierter, wenn wir uns wegen eines Mannes trennen wollen. Denn eines sollten wir dabei bedenken: Der Weg zurück dürfte viel schwieriger werden, wenn wir uns wegen eines Mannes getrennt haben, es sei denn wir haben unseren Wunsch nach einem anderen Mann so verdrängt, dass die Verdrängung uns krank macht (dann gibt es sicherlich keine Alternative zur Trennung). Machen wir uns nichts vor: Eine Ehe über viele Jahre, das gemeinsame Erziehen der Kinder, die gemeinsame Entwicklung von Mitte 20 bis Ende 40 haben eines gezeigt – wir brauchen die Andere und unsere Kinder. Ob es nun im Bett rund läuft oder nicht, steht für mich persönlich nicht so im Vordergrund – die emotionale Verbundenheit und die vielen gemeinsamen Jahre sind an sich schon ein Wert, jedenfalls für mich.

Ich für meinen Teil habe mir lange die Frage vorgelegt, ob ich wegen eines anderen Mannes meine Familie verlassen möchte, jenseits der Frage nach dem körperlichen Verlangen nach einem anderen Mann. Und die Frage habe ich für mich mit nein beantwortet und bin ganz glücklich über diese Entscheidung, wie nicht zuletzt die Osterferien gezeigt haben.

Nimm‘ Dir Zeit für Deine Entscheidung, Dich zu trennen, überlege was Du vor Dir selbst verantworten kannst und willst – ich denke, dass Dir bei der Entscheidung weder Deine Frau noch Dein Freund helfen können, denn beide haben eigene Interessen an Deiner Entscheidung für sie. Gespräche mit einem Freund aus alten Tagen haben mir bei der Entscheidung sehr geholfen, Zeit für mich alleine zu haben ebenfalls. Es steht viel auf dem Spiel und bei aller Freundschaft, die nach einer Trennung bestenfalls zu Deiner Frau verbleibt, weiß ich nicht, ob ein Weg zurück möglich ist, falls Du in der Welt unter Gleichen Dich doch nicht zurecht findest.

Alles Gute

Michael
Re: Was soll ich tun - verliebt?
16. April 2015 08:50
Hallo Michael,

Du willst wissen, wie mein CO bei Frau und Kindern verlief?

Nun, ich hab erst mal hier meine Geschichte geschrieben. Und nachdem es dann hier raus war, hatte ich ein ungeheures Bedürfnis, es meiner Frau zu sagen. Wir haben ein italienisches Restaurant, wo wir gerne hingehen. Ich hab es so arrangiert, dass wir zwei Tage nach meiner Geschichte hier abends dort hingegangen sind. Nach dem ersten Glas Wein (das brauchte ich!) hab ich mich zusammen gerissen und es ihr gesagt, dass ich auf Männer stehe. Das war sicher der schwerste Moment in meinem Leben. Aber nachdem es draußen war kam sofort die Erleichterung. Natürlich gab es Rückfragen, lange Gespräche, wie es weiter gehen soll, aber das war alles viel leichter. Die Katze war aus dem Sack. Und meine Frau hat es gut aufgenommen und ist nicht weggelaufen. Das ist jetzt 2 Jahre her und wir leben immer noch zusammen, auch wenn wir in vieler Hinsicht getrennte Wege gehen.

Meine beiden Töchter, damals 21 und 22, kamen erst ein paar Monate später dran, denn sie waren zum Studium außer Haus. Da hab ich sie zusammen erwischt und ihnen gesagt, dass es eine wichtige Veränderung in meinem Leben gegeben hat. Sie dachten erst, ich sei erkrankt. Dass ich dann "nur" schwul war, kam fast als Erleichterung. Sie haben es gut aufgenommen, beide haben schwule Studenten in ihrem Bekanntenkreis. Ihr wichtigstes Anliegen war: Was wird aus der Familie? Und da konnte ich sie beruhigen.

Schöne Grüße

Volker
Re: Was soll ich tun - verliebt?
17. April 2015 16:06
Hallo,
Quote
Michael
Ich für meinen Teil habe mir lange die Frage vorgelegt, ob ich wegen eines anderen Mannes meine Familie verlassen möchte, jenseits der Frage nach dem körperlichen Verlangen nach einem anderen Mann. Und die Frage habe ich für mich mit nein beantwortet und bin ganz glücklich über diese Entscheidung, wie nicht zuletzt die Osterferien gezeigt haben.

Nimm‘ Dir Zeit für Deine Entscheidung, Dich zu trennen, überlege was Du vor Dir selbst verantworten kannst und willst – ich denke, dass Dir bei der Entscheidung weder Deine Frau noch Dein Freund helfen können, denn beide haben eigene Interessen an Deiner Entscheidung für sie. Gespräche mit einem Freund aus alten Tagen haben mir bei der Entscheidung sehr geholfen, Zeit für mich alleine zu haben ebenfalls. Es steht viel auf dem Spiel und bei aller Freundschaft, die nach einer Trennung bestenfalls zu Deiner Frau verbleibt, weiß ich nicht, ob ein Weg zurück möglich ist, falls Du in der Welt unter Gleichen Dich doch nicht zurecht findest.

Leider scheint es bei vielen verdeckt schwulen Männern, die in einer hetero-Partnerschaft und Familie gelandet sind, nur die Möglichkeit entweder/oder zu geben, entweder bleiben und weiter Theater spielen, sich zurückhalten, Wohlwollen zeigen, oder VERLASSEN (und böse sein).

Liebe Männer (ich schreibe im Plural, nicht direkt an Michael),

was ihr Euch selbst antut, wenn ihr verdrängt, dass ihr nach Kerlen sehnt, werdet ihr merken.
Denn wenn man es weiß, wird es immer schlimmer .. .und eines Tages kommt es doch raus, ... dann lieber früher ... solange man noch was davon hat.

(Da gibt es ein Buch über einen Mann, der mit 40 merkt, dass er auf Kerle steht, mit seiner Frau zusammen Therapie um Therapie macht ... und mit 60 dann doch seinen ersten Mann im Bett hatte .... Ich habe das Buch überflogen, ich wollte es zerreißen [es war zu dick] ... und ich habe beschlossen, das geht früher!!!)

Die Geschichte hat ja mehrere Aspekte. Die andere Seite ist nämlich, was ihr Euren Frauen antut. "Sex ist mir nicht so wichtig", dieses ist die größte Lüge, die ich hier immer und immer wieder lese ... egal, ihr glaubt heilig zu sein, was gutes zu tun, zu entsagen, ihrgend wem einen Gefallen zu tun ... Nein, ich denke, nicht einmal die "Höhere Instanz", falls ihr an sowas glaubt (ich nenne sie "Regie"winking smiley wird das verlangen ... so einen Quatsch tut man seinen ärgsten Feinden nicht an.

Ein unbefriedigter Mann und eine unbefriedigte Frau sind der "Ritz", der irgendwann zum Spalt, zur Lücke werden, und das Mauerwerk zum Einsturz bringen ... irgendwann.
(und an Eurem Grab wird niemand in Lobeshymmen ausbrechen, weil ihr Euch zurückgehalten habt ... nein, man wird munkeln, dass man es immer schon gewusst hat ... nicht alle Leute sind blöd oder blind)

Die andere Seite ist, dass ihr Eurer "ach so geliebten" Partnerin ein Leben mit schlechtem miserablem Sex zumutet ... kaum Zärtlichkeit, kaum körperliche Nähe oder Wärme ... pfui. Und die Mädels können noch nicht mal selbst entscheiden, dass sie das wollen... ok, sie werden fremdgehen, oder sich, genauso, wie ihr "heilig sprechen" und wegen der Familie dort bleiben ... ok, zwei Märtyrer lechzen nach Zärtlichkeit ... und liegen steif nebeneinander im Bett ... weil es nicht passt ...

Ich habe es vorher nicht gewusst, aber bei mir ging auch das Familienleben so nach und nach den Bach runter, weil eben gewisse Bedürfnisse nicht befriedigt wurden ... (Mit meiner Frau stimme ich da 100% überein, wir haben drüber gesprochen ... wir haben es gemerkt, kannten aber den Grund dafür nicht ... jetzt kennen wir ihn)

Warum gönnt ihr Euren Frauen nicht auch mal einen "richtigen" Mann ... hochoffiziell ... solange sie noch einen abkriegt ... (nein, dass ist nicht Liebe, wenn man die Mädels verwelken lässt ...)

Und die Angst vor dem Weg zurück ist doch nur "Sch*** in der Bux".
Nein, der Weg zurück ist garnicht notwendig, dass weiß jeder, der hier liest und schreibt.
Ich habe es vorher gewusst, noch bevor ich jemals einen Mann angefasst hatte, dass es mich dorthin zieht ... ich musste es bloß aktzeptiern.
(Und ehrlich ... meine Frau hätte mich mit Kusshand zurückgenommen !!)

Sorry, das musste mal raus.

Bitte nicht zu persönlich nehmen, ist meine Meinung.
Wir brauchen das auch nicht weiter zu diskutieren.

lg.
Victor
Re: Was soll ich tun - verliebt?
21. April 2015 14:11
Hallo zusammen,

also ich habe meine ersten Schritte getan:meine Mutter und meine Schwester wissen Bescheid. Nur positive Reaktionen. Doch der nächste große Schritt, Frau und Kinder, habe ich noch vor mir. Bis jetzt alles halb so wild. Ein gewisser Druck ist jetzt erstmal weg. Aber die nächste Hürde steht vor mir....die wird sicher nicht so einfach werden...

Viele Grüße

Kerlmuc
Re: Was soll ich tun - verliebt?
21. April 2015 14:20
Oh super,

Der weiteste und vermeintlich anstrengendste Weg beginnt mit dem ersten Schritt ... und schon ist man unterwegs

Viel Glück, Zutrauen und Erfolg, auch wenn es mal durch Schlamm oder Gewitter geht .;-)

Wir sind für dich da!

Ganz lieben Gruß
Victor
Re: Was soll ich tun - verliebt?
21. April 2015 15:15
Ich freue mich für Dich, dass Du einen Weg gefunden hast.

Und ja, das Gespräch mit Frau und Kindern, wird vermutlich schwieriger. Ich hatte Ende 2013 genau diese Panik. Ich habe mich zu aller erst meiner Frau anvertraut. Nach 20 Jahren Ehe hatte sie ein recht darauf. Natürlich war es nicht einfach, es gab Tränen, Beschimpfungen usw. Aber das musste ich aushalten. Wir haben einen Weg gefunden, Freunde zu werden und in unseren Gesprächen, kommen dann Sätze wie, "na nach 20 Jahren kenne ich Dich einfach gut genug" und wenn es mal Zoff mit meinem Mann gibt, kann ich sie anrufen und mich ausheulen. Natürlich sind immer noch Schmerzen da, auf beiden Seiten.

Meine größte Angst war es aber, meine 16-jährige Tochter zu verlieren. Meine Frau und ich haben es ihr erst ein paar Tage später erzählt. Ja sie war sehr traurig, aber nicht, dass ihr Vater schwul ist; ihr Bild von Mutter-Vater-Kind zerbrach. Sie hat uneingeschränkt zu mir gehalten und hat, mit meinem Mann, ein weiteres Bild Vater-Vater-Kind hinzubekommen. Da ich aus HH weggezogen bin, gibt es zwar eine räumliche Instanz, wir sehen uns aber sehr regelmäßig.

Lass Deiner Frau und Deinen Kindern ein wenig Zeit, das alles zu verdauen. Du konntest Dich darauf vorbereiten, Deine Familie nicht.

Gratulieren möchte ich Victor zu seinem vorletzten Eintrag. Ich gebe ihm uneingeschränkt recht. Das Modell "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" hat noch nie funktioniert. Wir haben alle nur dieses eine Leben und streben nach Glück und Liebe. Wir können wir von Liebe und Glück sprechen, wenn es da etwas gibt, was nun mal nicht, oder nicht mehr kompatibel ist. Ich fühlte mich schuldig, mir gegenüber, aber noch schlimmer meiner Familie gegenüber. Es ist doch nicht nur unsere Lebenszeit mit der wir spielen, nein wir nehmen für uns in Anspruch die Lebenszeit unserer Frauen/Partnerinnen zu beeinflussen. Das steht uns aber nicht zu. @Victor: Musste ich auch einfach mal loswerden.

@Michael: Ich wünsche Dir weiterhin Mut, Kraft und Geduld für Deinen Weg. Nach einem Sturm scheint auch wieder die Sonne.

VG
Manfred
Re: Was soll ich tun - verliebt?
26. April 2015 06:03
Hallo zusammen,

na was soll ic Euch sagen: gestern war es soweit. Ich habe mit meiner Frau gesprochen. Es war ein offene und ehrliches Gespräch. Alles ist auf den Tisch gekommen. Sie ist mir nicht böse, sie will auf alle Fälle, dass wir gute Freunde bleiben.

Jetzt gehts mir auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite schlecht. War es die richtige Entscheidung, was bingt die Zukunft, wie reagieren die Kinder (hier muss ich noch warten,wegen dem anstehenden Schulabschluss).

Auf der einen Seite ist es auch traurig, den Partner mit dieser Siuation zu konfrontieren, aber es ist nur ehrlich.

Eine spannende Zeit.

Euer
Kerlmuc
Re: Was soll ich tun - verliebt?
26. April 2015 17:13
Lieber Kerlmuc,
da hast du ja einen weiteren wichtigen und richtigen Schritt geschaft.Und dein co bei deinen Kinder wird auch noch. Alles zu seiner Zeit.
Was die Zukunft bringt , weis keiner.
Da jetzt deine Frau Bescheid weis, könnt ihr gemeinsam, und auch jeder für sich, an den weiteren Schritten arbeiten bzw. sie geschehen lassen.

Viele Grüße Maks
Re: Was soll ich tun - verliebt?
26. April 2015 22:53
Lieber KerlMuc,

ES WAR RICHTIG!!! Und herzlichen Glückwunsch dazu. Egal was Deine Kinder dazu sagen ... Denn es wäre viel schlimmer gewesen, hättest Du Deiner Frau weiter was vorgemacht. Und was hätten DANN Deine Kinder dazu gesagt, wenn Du Deine Frau - streng genommen - bewußt unglücklich gemacht hättest? Nun warst Du ehrlich und das ist immer der bessere Weg. Er ist nicht immer leicht, und das thema ist damit ja auch noch nicht vom Tisch, aber die Ehrlichkeit wird auch DEINER Seele langfristig gut tun. Und auch für Deine Frau ist es nun besser, wenn sie bescheid weiß.

Danke, daß Du uns davon erzählt hast!

Liebe Grüße,
Mickey2.
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