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Outing mit 54

geschrieben von mahs.d.60 
Outing mit 54
20. Januar 2015 20:42
Hallo zusammen,
manchmal dauert es eben noch länger...

Ich bin 54, seit 32 Jahren verheiratet, 2 Töchter (21 u 18).
Die Tatsache, dass ich auf Männer stehe, ist mir seit meiner Jugend bewusst. Trotzdem habe ich damals geheiratet, weil ich diese Tatsache verdrängt habe. Im Laufe der Jahre hat es immer wieder mal Situationen gegeben, in denen ich den einen oder anderen "harmlosen" Kontakt zu Männern hatte.
Mit zunehmendem Alter wurde ich mir der Tatsache, dass ich schwul bin, immer mehr bewusst, jedoch habe ich mir das nicht selbst eingestanden.
Bis zum Juli im letzten Jahr. Ich lernte auf der Arbeit einen jungen (27!) Trainee kennen, den ich betreuen sollte. Es hat nur wenige Tage gedauert, und ich war über beide Ohren in ihn verliebt. Ich habe ihm das eingestanden. Die Umstände die dazu führten und die nachfolgenden Ereignisse sind sehr komplex und für diese Geschichte nicht von Belang, führten jedoch dazu, dass ich mich gezwungen sah, mich gegenüber meiner Frau zu outen.
Die Reaktion meiner Frau war für mich unerwartet. Die Kurzform: "Dass du so bist, ist nicht deine Schuld und hast du dir nicht ausgesucht. Für mich ändert sich nichts. Ich möchte mit dir zusammen bleiben." Darüber hinaus hat sie mir vorgeschlagen, schwule Erfahrungen zu sammeln. Unglaublich!
Dieses Outing war für mich eine einzige Erleichterung und Befreiung. Danach habe ich mich bei zwei Freunden und anschließend bei meinem Vater geoutet. Der war regelrecht stolz darauf, dass ich mit ihm geredet habe. Alles in Allem nur positive Erfahrungen, die mich zu einem neuen Menschen gemacht haben.
Die erste Ernüchterung kam, als der junge Mann, der den Stein ins rollen gebracht hatte, zurück nach Norddeutschland und seine eigenen Wege ging. Das zu verarbeiten viel mir sehr schwer.
Aber es war gut so.
Dann wieder ein Hochgefühl. Ich lernte über Planet Romeo einen Mann kennen, mit dem ich mich verabredete - bei ihm zuhause. Es stimmte alles und so landeten wir gleich im Bett, was sich mehrfach wiederholte. Es hatte nichts mit Liebe zu tun, ich habe einfach das Gefühl genossen, mit einem Mann zusammen sein zu können.
Die nachfolgenden Kontaktaufnahmen waren zunächst ermutigend, entpuppten sich aber zu oberflächlichen Chats und Sackgassen und führten zu neuen Ernüchterungen.
Inzwischen haben meine Frau und ich erneut miteinander geredet, weil ich mich - wie sie sagte - verändert habe und befürchtete, dass ich mich von ihr trenne. Sie schlug mir eine offene Partnerschaft vor. Eine neue Überraschung.
Anfang Januar habe ich Kontakt zu den "Schwulen Vätern" in Essen aufgenommen, eine Selbsthilfegruppe, in der man offen über seine Probleme reden kann.
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass die Kontaktaufnahme mit Schwulen nicht ganz so einfach ist, wenn man nicht nur auf schnellen Sex aus ist.
Heute bin ich auf dieses Forum aufmerksam geworden und habe mich gleich angemeldet, in der Hoffnung hier gleichgesinnte zu treffen und mich mit ihnen austauschen zu können.
Ich bin mal gespannt...
Vielen Dank an die "Macher" dieses Forums.

Viele Grüße aus Düsseldorf
Martin
Re: Outing mit 54
21. Januar 2015 07:10
Hallo Martin,

schön das Du hier her gefunden hast. Hier wirst Du viele mit ähnlichen Lebensgeschichten finden.

Auch ich war 14 Jahre verheiratet, bis ich erkannte (mit 48) das ich Schwul bin. Mein Outing liegt aber schon einige Jahre zurück. Heute lebe ich (schon über 6 Jahre) mit meinem Mann zusammen. Außerdem lebt mein aus der Ehe stammende Sohn (inzwischen Volljährig) auch noch bei mir bzw. uns.

Damals hat mir hier dieses Forum (bzw. der Vorgänger) sehr geholfen. Vorallem das Besuchen der CO30-Treffen hat unheimlich viel gebracht.
Genau wir Du hab ich aber auch eine Selbsthilfegruppe der Schwulen Väter in Bremen besucht. Auch das war sehr hilfreich.

Ich wünsche Dir jedenfalls für die Zukunft viel Glück im "neuen" schwulen Leben, verbunden mit der Hoffnung das Deine Regelungen mit Deiner Frau über längere Zeit bestand haben werden.

LG
Fred
Re: Outing mit 54
23. Januar 2015 10:07
Hallo Martin,

willkommen bei uns. Was Du da beschreibst ist vielleicht die Geschichte, die meiner eigenen am ähnlichsten ist. Ich bin jetzt 65 und habe die Kurve erst mit 63 geschafft, also vor knapp 2 Jahren. Ich hatte zwar nicht einen netten 27-jährigen als Auslöser, aber wie Du habe ich es ziemlich schnell meiner Frau mitgeteilt, die dann feststellte, ich werde es wohl ausleben müssen. Und das hab ich dann auch getan und tue es noch. Wie bei Dir möchte meine Frau bei mir bleiben. Wir haben es nicht offene Partnerschaft genannt, sondern uns gegenseitig von unserem Ehegelübde freigegeben. Aber der Effekt ist ganz ähnlich.

Meine Erfahrungen sind auch recht ähnlich. Ich bewege mich ohne große Probleme in schwulen Kreisen, finde Kontakte, lande mit denen auch regelmäßig im Bett. Einige haben sich verfestigt, die sehe ich dann häufiger, aber es sind im wesentlichen Sexpartnerschaften. Du brauchst es, ich brauche es, wir sind uns sympathisch,- worauf warten wir noch? So etwa nach diesem Motto. Viele scheuen vor einer festeren Bindung zurück, ich wohl aber auch. "Was wird jetzt aus unserer Familie?" war die erste Frage, die meine Töchter (23 und 24) stellten, als ich es ihnen erzählt habe. Die Frage wiegt schwer. Wie ich das handhabe, vor allem, wenn eines schönen Tages der Richtige vor mir steht, das wird die Zukunft zeigen.

Im Moment geht das so, dass ich meine Frau wissen lasse, wenn ich mal weg bin, egal ob nur für einen Abend oder wie gerade jetzt, für 4 Tage auf die BärenpaadiieXXL nach Hamburg. Und wenn ich zurück bin, gehen wir gemeinsam aus und ich erzähle ihr, was ich gemacht habe. Natürlich nicht in allen Details (*grins*), aber doch mit Namen meines Begleiters, denn da bin ich nicht alleine hingefahren. Das ist mir wichtig, dass sie wahrnimmt, dass es in meinem Leben jetzt andere Namen gibt. Gleichzeitig planen wir unser Jahr, denken über Urlaubspläne nach, gemeinsam und/oder getrennt. Auf diese Weise machen wir uns gegenseitig klar, dass wir nicht einfach davonlaufen werden. Und einen wichtigen Termin habe ich da gerade festgeklopft: Ich werde Anfang Juli beim CSD in Köln sein. Vielleicht sieht mann sich da?

Schöne Grüße

Volker
Re: Outing mit 54
23. Januar 2015 19:54
Hallo Fred,
vielen Dank für dein feedback.
Es ist noch alles sehr neu für mich und ich muss mich erst an diese Situation gewöhnen und die ein oder andere Hemmung abbauen. Zudem steht mir noch der große Brocken des Outings bei meinen Töchtern bevor. Fällt mir sehr schwer. Aber ich denke da muss ich durch. In sofern ist das neue schwule Leben noch nicht das pure Vergnügen.
Du schreibst von CO30-Treffen. Gibt's die noch, wann und wo?

Lieben Gruß
Martin
Re: Outing mit 54
23. Januar 2015 20:06
Hallo Volker,
auch dir vielen Dank für dein Statement,
all die, denen ich von der Reeaktion meiner Frau erzähle, sind sehr erstaunt, da dies so natürlich nicht selbstverständlich ist. Ich stelle aber fest, dass das gar kein Einzelfall ist, und freue mich mit dir noch so einen "Einzelfall" kennen gelernt zu haben.
Zunächst einmal erleichtert es die ganze Situation und es gibt keinen Stress. Es fällt mir aber noch ziemlich schwer meiner Frau zu sagen, dass ich mich verabredet habe und es ist auch noch eine Portion schlechtes Gewissen dabei. Ich hoffe, das bessert sich im Laufe der Zeit. Natürlich gibt's auch bei mir keine Details, das möchte meine Frau auch nicht.
Klar sehen wir uns beim CSD, vorausgesetzt du machst dich in dem Getümmel entsprechend erkennbar ;-))

Lieben Gruß
Martin
Re: Outing mit 54
23. Januar 2015 22:35
Hallo Martin,

worüber wir noch garnicht gesprochen haben, ist der Faktor Zeit. Es hat alles viel Zeit gebraucht und die sollte sich jeder auch selber geben. Ich habe Zeit gebraucht, mich in meiner neuen Rolle zu finden und brauche sie noch. CO besteht nicht aus dem einen Satz "Ich bin schwul!". Der Satz muss durch Deinen Verstand filtern und er wird an verschiedenen Stellen ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen. Schwul bedeutet nicht einfach, auf Männer zu stehen. Schwul ist ungeheuer vielfarbig und vielgestaltig und umfasst eine ganze Welt an Verhaltensweisen, von kreischend bunt bis unauffällig-bürgerlich, von monogamen Paaren bis zu hemmungsloser Promiskuität, von tiefgründenden Freundschaften bis zu oberflächlichem Sex fast im Vorübergehen. Das ist die Seite, wo Du Dich einordnen und Deinen Platz finden musst. Manches, dem Du begegnest, wird Deine Toleranzfähigkeit bis an die Grenze testen. Das hast Du sicher auch schon gemerkt.

Was Deine Frau angeht, so bin ich hier nicht wirklich kompetent. Aber auch hier ist der Faktor Zeit enorm wichtig. Von Dir als Lebensgefährten (so hat sie Dich ja lange gesehen) gesagt zu bekommen, dass Du schwul bist, das will erst mal begriffen werden. Und dann muss es verarbeitet werden. Keine Ahnung, welche Reaktionen das auslösen könnte. Meine Frau hat sich strikt geweigert, sich an so eine Organisation wie tangiert.de zu wenden und lange Zeit mit niemandem gesprochen. Dann, als ich es meinen Töchtern gesagt hatte, hat sie in denen Gesprächspartner gefunden und seit einem knappen Jahr jetzt auch in ihrer besten Freundin, der sie sich anvertraut hat.

Alle diese kleinen weiteren COs sind übrigens ohne jede negative Konsequenz geblieben. Meine Töchter haben mich akzeptiert ("Du bist immer noch unser Papa!" ) und die Ältere hat einen festen Freund, der weiß es mittlerweile auch. Das ist übrigens der Punkt, an dem Du die Kontrolle über diese Information verlierst und das ist auch gut so. Und die beste Freundin, die auch unsere Trauzeugin war, behandelt mich so herzlich wie immer. Ich kann Dich also nur ermutigen, Deinen Weg beherzt weiter zu gehen!

Das Getümmel beim CSD macht Dir Sorgen? Mir auch. Ich hab Dir eine Private Nachricht (PN) geschickt, um weitere Kontakte zu erleichtern. Den Link dorthin findest Du nach dem Einloggen ganz oben rechts.

Schöne Grüße

Volker
Re: Outing mit 54
24. Januar 2015 17:17
Hallo Martin,
Da Outing gegenüber den eigenen Kindern gehört wohl zu den schwierigsten Outings überhaupt.
Kann mich erinnern, es auch lange vor mir her geschoben zu haben. Aber irgend wann war die Gelegenheit günstig und da ist es passiert.
War im Nachherein viel einfacher als gedacht.

Nun zu Deiner Frage nach den CO30-Treffen:
Die Treffen finden sehr unregelmäßig statt, eben immer wenn sich jemand aufschwingt und ein Treffen organisiert.
Das letzte Treffen war bei Maks im Sauerland.
Wenn Bedarf besteht, werde ich vielleicht zu Pfingsten mal wieder ein Treffen machen. Werde so zu Ostern diesbezüglich mal was ins Forum schreiben.
Ja und vielleicht findet sich ja noch ein anderer User hier, der irgend wo in Deutschland ein Treffen organisiert. Ich persöhnlich würde gerne mal wieder ein Treffen in Mannheim erleben, da hab ich mein erstes CO30-Treffen genossen.

Liebe Grüße
Fred
ComingOut mit 54, Teil 2
26. April 2015 17:27
Hallo zusammen!

Mittlerweile sind einige Monate vergangen, seit dem ich meine ersten Erfahrungen hier niedergeschrieben habe. In dieser Zeit hat sich einiges bei mir und um mich herum geändert. Vor allem mit denen, die ihr Coming Out noch vor sich haben möchte ich meine Erfahrungen teilen.

Der Tatsache, dass ich mich diesem Forum mit meiner ComingOut-Geschichte anvertraut habe, verdanke ich einen zunächst sehr intensiven Mailkontakt mit Folk0207, der an Offenheit, Vertrauen und Intimität nichts zu wünschen offen lässt. Dieser Mailkontakt diente mir zunächst als Hilfestellung bei all den Fragen, die sich im Umgang mit meinem neuen Bewusstsein stellten, verschaffte mir aber auch Erleichterung bei all den Gedanken, die ich rund um meine neue Lebenssituation hatte. Mittlerweile erfüllt der Mailkontakt diese Aufgabe in beide Richtungen und nach mehreren Treffen ist eine tiefe, herzliche und wunderbare Freundschaft entstanden. An dieser Stelle: vielen Dank Volker!
Ich hoffe, dass dies auch anderen Usern gelingt und diese dadurch ebenfalls die Hilfe und Unterstützung bekommen, die sie benötigen, um ihre Situation zu meistern.

Inzwischen konnte ich mein ComingOut voran bringen, vor allem innerhalb meiner Familie. Bei dem Gedanken, mich bei meinen beiden Töchtern (18 u. 21) zu outen, hatte ich zunächst meine Bedenken hinsichtlich der Tatsache, wie sie es aufnehmen werden, aber auch, wie ich die Sache angehen soll. Ein Umstand, den hier wahrscheinlich niemanden überraschen wird. Ich habe unterschiedlichste Quellen genutzt, um heraus zu finden, welche Erfahrungen andere schwule Väter beim CO mit ihren Kindern gemacht haben und habe mich mit Freunden beraten, bei denen ich mich geoutet habe.
Die meisten rieten dazu, mich den „Kindern“ zu offenbaren, sie würden es leichter verstehen, als man allgemein annimmt. Ein Freund jedoch gab zu bedenken, dass es den Kindern immer peinlich ist, wenn sie an Sex in Bezug auf ihre Eltern angesprochen werden und ich sollte mir das gut überlegen, ein durchaus bedenkenswerter Punkt.
Es gab für mich jedoch zwei entscheidende Punkte, die mir die Notwendigkeit vor Augen führten, warum ich mich bei meinen Kindern outen wollte.
Zum einen wollte ich nicht in die Lage kommen, mich gegenüber meinen Kindern erklären zu müssen, weil sie irgendeinen Verdacht geschöpft haben oder eine peinliche Situation dies erforderlich machte und ich mit dem Rücken zur Wand stehe. Ich wollte die Fäden in der Hand halten, den Zeitpunkt, Ort und Situation bestimmen können.
Zum anderen wollte ich meinen Töchtern mit dem von mir initiierten Gespräch zeigen, dass ich genug Vertrauen zu ihnen habe, dass ich ihnen diese Information nicht vorenthalte und mich aus freien Stücken oute. Sie sollten wissen, wer ihr Vater wirklich ist.
Letztlich wollte ich erreichen, dass es zuhause keine Geheimniskrämerei mehr gibt. Ich wollte kein Versteckspiel mehr.

Nachdem ich mich mit meiner Frau über mein Vorhaben abgestimmt hatte, musste ich den richtigen Zeitpunkt finden. Mein Vorhaben war, dass ich möglichst beide Töchter gleichzeitig ins Boot hole. Diese Idee scheiterte an meiner Unachtsamkeit und der Entdeckung, die meine ältere Tochter machte: Eine Packung Kondome auf meinem Schreibtisch, was sie mir auch demonstrativ unter die Nase hielt. Ich beschloss am gleichen Tag, eine Situation zu nutzen, bei der meine ältere Tochter, meine Frau und ich zusammen saßen. Es fiel mir leichter, als befürchtet. Nach wenigen einleitenden Worten, musste ich meine Tochter zunächst beruhigen, da sie befürchtete, dass ich ihr sage, dass ich schwer krank wäre. Dann sagte ich ohne weitere Umschweife den entscheidenden Satz: „Ich bin schwul“. Sie brach in Tränen aus, weil sie nun befürchtete, dass meine Frau und ich uns trennen. Meine Frau machte deutlich, dass wir eine zusammen bleiben werden und eine offene Partnerschaft führen wollen. Danach kam Ruhe in das Gespräch und meine Tochter akzeptierte das Gehörte. „Für mich ändert sich nichts, du bleibst mein Papa!“ war ihr entscheidender Satz und wir umarmten uns.
Das war alles? Kein Drama? Keine Auseinandersetzung? Erleichterung machte sich breit.
Später verabschiedete ich mich, um zu einem Treffen der „Schwulen Väter“ zu fahren, was ich meiner Tochter auch sagte und sie verabschiedete mich mit den Worten: „Tschüss, mein schwuler Papi!“ Wir alle lachten. Ich war mit meiner Botschaft angekommen.

Bei meiner zweiten Tochter, war es in mehrfacher Hinsicht einfacher. Einerseits wusste ich, wie ich das Gespräch anfangen musste, um die mögliche Besorgnis zu vermeiden. Andererseits nahm meine Tochter mir den entscheidenden Satz vorweg (ohne von ihrer Schwester informiert worden zu sein) und verblüffte mich zum ersten Mal: „Papa du bist schwul!“ Dann kam die zweite Überraschung, als sie sagte: „Auch wenn ich noch keine Erfahrungen habe, denke ich aber, dass ich bisexuell bin!“. Ich umarmte meine Tochter und danach hatten wir ein sehr entspanntes, lockeres Gespräch, bei dem auch gelacht wurde. Und auch hier trug meine Frau entscheidend dazu bei, dass mein ComingOut erfolgreich war, indem sie mich unterstützte und wieder betonte, dass wir zusammen bleiben wollen.

Ein Freund sagte: „Nun seid ihr eine Regenbogenfamilie!“ Wir können nun sehr offen und locker mit der Situation umgehen. Ich brauche mich nicht mehr zu verstecken, alles fühlt sich sehr entspannt an.
Die gewonnene Freiheit ist unbeschreiblich.
Meine Familie weiß, wenn ich mich mit anderen Männern verabrede, ich muss nichts mehr verheimlichen.
Wie locker es mittlerweile zugeht verdeutlicht diese Szene am Frühstückstisch:
Ich zu meiner Frau: „Gib mir bitte ein blaues Osterei!“
Meine ältere Tochter: „Nein! Gib ihm das pinke. Papa bekommt nur noch pinke Eier!“

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass meine Frau durch ihre Haltung und Einstellung einen wesentlichen Beitrag für dieses erfolgreiche CO geleistet hat und dass unsere familiäre Situation dadurch nicht alltäglich ist.
Eine weitere Etappe ist geschafft, auf einem Weg, von dem ich nicht weiss, wo er hin führt.

Lieben Gruss an die Gemeinde
Martin
Re: ComingOut mit 54, Teil 2
28. April 2015 11:54
L ieber Martin, 10 Jahre lebe ich genau so wie du es schreibst mit meiner Frau in einer Beziehung die es erlaubt dass ich neben der Liebe zu meiner Frau auch einen Mann lieben darf. Wie man es bezeichnet polyarmor, polygam oder Menage a la trois ist eigentlich ega. Wir führen ein sehr harmonisches Familienleben meine Tochter haben wir ein Jahr später über meine Neigung erzählt. Im Laufe der Jahre hat sich ein schwuler Freundeskreis parallel zu den hetero Freunden entwickelt. Mein Freund, und ich kann ihn als meinen Mann bezeichnen, ist ein gern gesehener Gast bei uns zu Hause Wir, mein Freund und ich, unternehmen vieles kleine Urlaube. Sehen uns wöchentlich mindestens einmal. Mit meiner Frau kann ich offen über alles reden ob es über die heimlichen wünsche und Gedanken schwuler Männer oder was passiert eigentlich im Darkroom oder der gaysauna. Oder Termine die abgestimmt werden müssen wann bin ich mit meinem Freund zusammen. Also Offenheit und reden ist oberste Priorität. Kenntniss von unserer Lebensweise hat aber nur ein kleiner Kreis. Das Verständnis dafür hält sich in Grenzen. Liebe Grüße aus Berlin Rudolf
Re: ComingOut mit 54, Teil 2
11. Mai 2015 16:58
Hallo Martin,

kompliment, Du hast es geschafft.

Kompliment auch an Deine Frau, dass sie zu Dir hält ...

Nach meiner Erfahrung ist es so, je besser die Beziehung voher, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass auch nachher ganz viel von der Freundschaft und Partnerschaft übrig bleibt.

Ich sehe auch meine Ansicht bestätigt, es lieber früher als später zu sagen, denn die Chance, dass jemand "Betroffenes" irgendwelche Anzeichen entdeckt, oder es gesteckt bekommt, doch von Tag zu Tag steigt ...

Meine Situation ist ähnlich wie Deine ... vor etwas über 6 Jahren habe ich genau das gleiche durchgemacht.

Mittlerweile LEBEN wir es einfach ... einzuweihen ist niemand mehr, die Familie weiß es, Freunde wissen es, bestimmte Nachbarn und ein paar Familien aus dem Dorf wissen es.

Die Kinder haben die Freiheit, es jedem zu erhählen, bei dem sie es für richtig oder wichtig halten ... das waren bis jetzt nicht sehr viele ...

Der Rest vom Dorf kriegt einfach mit wie wir leben ... da stehen halt mal ein paar Autos mehr vor dem Haus, und da gehen zwei (ja ZWEI) fremde Männer ein und aus ... und sitzen mich in der Kirchenbank, oder gehen mit Einkaufen.

Wenn ich ehrlich bin, ich empfand die Vergrößerung der Familie als Bereicherung (ok, leider ist davon nur der Freund meiner Frau geblieben ... mein Freund ist futsch ...)

Ich wünsche Dir eine ganz tolle Zukunft mit Deiner Regenbogenfamilie.
Liebe Grüße
Victor
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