Hallo Edouard,
mit Schrecken muss ich lesen, dass Kinder, geboren 1980, aufgewachsen und pubertiert in den 90ern, genau die gleichen Probleme hatten, wie ich, aufgewachsen und pubertiert in den 70ern.
Ja, es ist genau das Gleiche, nicht die Eltern sind es, sondern das Umfeld zwingt einen quasi mit vorauseilendem Gehorsam noch "heteroer" zu sein, als die anderen.
Ich war ebenfalls sehr speziell, man musste sich an mich gewöhnen ... jeden Schwulenwitz habe ich mit der zweite Pointe getoppt ... nee ... der ist bestimmt nicht schwul.
Genau wie bei Dir, wurde meine Körperhaltung bemängelt ... und ich kann mich noch genau dran erinnern, wie mir bei einem Familienkaffee beigebracht wurde, bitte NICHT den kleinen Finger abzuspreizen, das macht man nicht ... :-o
Mittwoch war "Tag der Schwulen" ... Schimpfwort ... ich weiß bis heute nicht, was damit gemeint war ...
Beim Fußball wurde ich als letzter gewählt und landetet im Tor. Bei einer anderen Gelegenheit musste ich mit zu einer anderen Gruppe, ich weiß noch, wie ich da stand, ... es war mir peinlich, ich hatte die Arme verschränkt, die Beine umeinandergewickelt ... und sie fragten nach meinem Namen ... ich wollte ihn nicht sagen ... und bekam so einen Spitznamen ... den ich über Jahre behielt ... bis ich die Stadt wechselte ... :-(
Irgendwie waren die homophobsten Gedanken im eigenen Kopf ...
... es ist sowas von befreiend, die endlich los zu sein, und so sein zu dürfen, wie man geboren wurde.
Und mal ehrlich, die ganzen Probleme beim Coming-Out sind nur vorübergehend ... 1 - 2 Jahre, dann ist man durch, vorausgesetzt, man hat es für sich akzeptiert. Das Geheimnis liegt darin, es nicht an die große Glocke zu hängen, sondern es einfach zu leben, das akzeptiert die Umgebung am Leichtesten ... auch auf dem konservativsten und katholischsten Dorf :-))
Liebe Grüße
Victor