Mutter, Frau... unglücklich... verliebt... lesbisch...

Hallo an alle Teilnehmer!

Es ist so schön, hier eure Beiträge zu lesen und zu verstehen, dass ich nicht alleine bin. Ich hoffe auf eure Unterstützung, die ich im Moment so sehr brauche. Ich kann meine Gefühle keinem anvertrauen... Damit ihr mich besser versteht, erzähle ich ganz kurz meine Geschichte.
Ich bin 31. Seit zehn Jahren bin ich mit meinem Mann zusammen, seit acht Jahren sind wir verheiratet. Wir haben zwei wunderbare Töchter. Unsere Ehe scheint perfekt zu sein... aber... Ich fühle mich unglücklich! Und je länger unsere Beziehung andauert, desto unglücklicher werde ich.
Bereits in der Jugend habe ich festgestellt, dass mir nicht nur Männer, sondern auch Frauen gefallen. Ich wurde sehr konservativ erzogen und verdrängte meine Gedanken. Ich träumte immer wieder von Frauen und konnte mit durchaus vorstellen, eine Beziehung mit einer Frau anzufangen. Ich dachte, das wird vergehen, das ist "nicht normal" usw. usw.
Dies passierte immer wieder. Als ich schon verheiratet war, habe ich eine Frau getroffen. Das war "die Frau". So, wie ich sie es mir vorstelle: männlich, hübsch. Mir gefiel alles an ihr. Ich sehe sie immer wieder, habe auch rausgefunden, dass sie auf Frauen steht. Ich sehe sie ab und an auf der Strasse und bei jedem Hausarztbesuch, da sie eine Arzthelferin ist. Ich glaube, dass ich ihr auch gefalle, da sie mich irgendwie anders behandelt, zwinkert mir zu... ich bin hin und weg, wenn ich sie sehe. So geht es schon ein Paar Jahre.
In letzter Zeit höre ich nicht auf, an sie zu denken. Ich will gar keinen Geschlechtsverkehr mit meinem Mann, ich finde es irgendwie ekelig und bin froh, dass er seinerseits nicht oft nach Sex verlangt.
Ich habe Schmetterlinge im Bauch und weiß nicht, was ich tun soll. Einerseits liebe ich meine Kinder. Was passiert, wenn diese meine Neigung ans Licht kommt? Stürze ich meine Kinder ins Unglück? Andererseits fühle ich mich als Ehefrau einfach nur schlecht. Ich habe das Gefühl, dass ich was im Leben verpassen werde, wenn ich alles so lasse, wie es ist.
Was soll ich tun??? Ich hatte noch nie eine Frau, bin mir aber sicher, dass genau das in meinem Leben fehlt.
Soll ich ihr meine Gefühle offenbaren? Soll ich den ersten Schritt machen?
Ich bin total verwirrt... Helft mir bitte einen richtigen Weg zu finden.
Der Beitrag ist ziemlich wirr... der spiegelt meinen heutiger Zustand wieder.
Ich danke euch im Voraus!

Hallo
willkommen hier im Forum. Was Du beschreibst ist schon sehr vielschichtig und so ist es nicht einfach eine eindeutige Antwort zu geben. Aber ich glaube aus Deinen Zeilen schon viele Antworten herauszulesen und Dir eher der Mut fehlt, sie durchzuführen. Du beschreibst, dass es Dich unglücklich macht den Status quo aufrecht zu erhalten. Deine Gefühle drängen Dich in eine andere Richtung, das Einzige, was Dich noch abhält Deinen Weg zu gehen, sind Deine Kinder. Aber was haben Deine Kinder davon, wenn Du unglücklich bist?
Auf der anderen Seite, was hält Dich ab, Dich mal auf einen (oder bei Sympathie mehrere) Kaffee mit ihr zu treffen? Dann kannst Du einfach mal schauen, wie sie drauf ist und welche Gefühle sie für Dich hat. Und vielleicht ergibt sich dann ein Weg, wohin auch immer...
Ich wünsche Dir dabei jedenfalls viel Mut!
LG Finn

Vielen Dank für deine Antwort!

Du hast recht! Meine Kinder spüren, dass ich unglücklich bin... Das tut uns allen nicht gut.

Was mich davon abhält, sie zu treffen? Ich muss irgendwie den ersten Schritt machen! Wie? Wir kennen uns kaum... wie haben keine gemeinsamen Freunde... Das ist irgendwie alles kompliziert... Und dann ist noch diese Angst da: und wenn sie mich nicht treffen will? was mache ich dann? Ich kann das nur erfahren, indem ich sie anspreche, vorher nicht...

Ich bin irgendwie nur verwirrt...

Ich verstehe, dass ich zuerst meine eigenen Erfahrungen sammeln soll und nicht nur davon träumen, dafür muss ich was tun.

Außerdem leben wir auf dem Land, was das Ganze nur noch schwieriger macht... in einer Großstadt wäre es etwas einfacher...

Hallo Anelsch,

als schwuler Mann bin ich sowas wie Dein männliches Spiegelbild. Und so will ich es mal angehen.

Deinen Mann verlangt es "seinerseits nicht oft nach Sex"? Das ist schon eigenartig. Wir gelten ja allgemein als das Geschlecht, das sein Gehirn zwischen den Beinen hat. Als ich mich von meiner Frau zurück zog, lag das nicht an Desinteresse an Sex. Es lag an Desinteresse an Sex mit meiner Frau! Woran liegt sein Desinteresse? Liegt es an Dir, weil Du ihm aus wachsender Abscheu nicht bieten kannst, was er möchte? Oder hat er sich gar schon anders orientiert?

Wie offen geht ihr mit solchen Fragen um? Kannst Du mit ihm drüber sprechen? Es würde ja für den Anfang reichen, ihm zu sagen, dass Dein Interesse an Sex mit ihm immer weiter zurückgeht. Ich bin da ein Verfechter von Offenheit und habe gute Erfahrungen damit gemacht.

Was Deine Sprechstundenhilfe angeht, hast Du sicher richtig gesehen. Ich habe auch erst lernen müssen, dass Schwule sich gegenseitig häufig erkennen. Das ist bei unseren weiblichen Gegenstücken sicher auch der Fall. Es läuft über die Augen. Wenn Du an jemand sexuelles Interesse hast, dann weichst Du dem Blick nicht aus, sondern hältst ihn. Wenn ich auf der Straße einen interessanten Mann sehe und der schaut zurück, hält den Blick, lächelt oder zwinkert gar ... klar?

Aber das sind alles sekundäre Fragen. Wichtig ist zunächst, dass Du mit Dir selbst Frieden schließt. Dass Du akzeptierst, was Du bereits formuliert hast. Dass Du lernst, Deine Veranlagung anzunehmen, gegen alle gelernten und anerzogenen Prinzipien.

Und dass Du Dir im nächsten Schritt überlegst, wie Du Mann und Kinder in dieses neue Lebensbild einpassen kannst. Manche können das, aber es gibt auch viele, denen das nicht gegeben ist. Immerhin verdienen sie, nicht im Unklaren gelassen zu werden.

Ob "die Frau" wirklich die richtige ist, kann nur die Zeit erweisen. Sie mag auch nur die Auslöserin gewesen sein, die dich aus Deinen langjährigen Unglücksgefühlen erlöst hat. Sei dankbar dafür! Du hast Klarheit gewonnen. Jetzt kommen die nächsten Schritte.

Schöne Grüße

Volker

Hallo Volker!

Du hast gerade das angesprochen, was ich mich in letzter Zeit auch frage: ist mein Mann überhaupt Hetero??? Er war schon immer so. Er hat allgemein wenig Lust auf Sex. Selbst als unsere Beziehung ganz frisch war, passierte es relativ selten. Woran es liegt? Keine Ahnung! Er hatte vor mir eine andere Frau, die Ehe endete mit einer Scheidung. Sie hat ihn betrogen... ich vermute, dass dazu seine Kälte geführt hat...
Ich dachte damals: ich bin doch anders, unsere Ehe wird besser funktionieren. Er scheint mich zu lieben, das fühlt sich aber wie eine Geschwisterliebe an. Wir verstehen uns gut, uns gefallen gleiche Sachen, wir streiten uns nicht. Wir sind eher zwei Freunde.

Wie oft habe ich mit ihm darüber geredet. Er redet aber nicht gerne. das ist das Gleiche, wenn ich mit einer Wand reden würde. Er schweigt! Hört zu und schweigt! Das macht mich einfach wahnsinnig!

Mit dem Gehirn zwischen den Beinen: das dachte ich mir auch so... mein Mann ist aber anders... Ich versuch immer wieder an unserer Beziehung zu arbeiten (vielleicht klappt es doch noch? - denke ich)... ohne Erfolg. Ich werde wahrscheinlich nie erfahren, woran es liegt, nur, weil er nicht darüber redet.

Ob er homosexuell ist? Keine Ahnung! Er hat aber eine Homophobie. Kann man homosexuell sein und Homophobie haben?? Weiß ich nicht.

Mit der Lust, da bin ich mir ziemlich sicher, dass es alleine an ihm liegt (na gut, dass ich mich jetzt entferne, das ist was anderes, mir passt im Moment seine passive Rolle).

Danke, dass du mich aufklärst, was das Verhalten beim Flirten angeht. Bin auch unerfahren auf diesem Gebiet. Bisher haben mich immer die Männer angesprochen, ich hatte beim Flirten wenig zu tun. Ich halte aber nicht den Blick (ist wahrscheinlich mein Fehler), nicht weil sie mir nicht gefällt, sondern weil sie mir so gut gefällt, dass ich mich für meine Gefühle schäme und den Blickkontakt nicht halte... ich soll das dringend überdenken.

Ich danke dir, dass du mir geschrieben hast. Ich bin froh, darüber reden zu können!

LG Alena

Hallo Alena,
das wäre ja echt spannend, wenn Dein Mann schwul wäre. Aber gerade wenn er homphob ist, könnte das darauf hindeuten, dass er da etwas verdrängt. Bei einigen Menschen, die sich in der Öffentlichkeit sehr homophob geäußert haben, kam raus, dass sie schwul sind. Gerade, wenn ich mir in meiner Sexualität unsicher bin, dann kann ich mit Abweichungen schlechter umgehen. Aber es geht hier ja nur am Rande, um Deinen Mann.
Ich glaube Du bist neugierig, das Neuland, dass Du entdeckt hast zu erkunden. Und vielleicht gibt es ja in Deiner Umgebung auch eine größere Stadt, die ein schwul-lesbisches Zentrum hat, wo Du einfach mal hingehen kannst und Gleichgesinnte treffen kannst. Kannst Dich ja mal im Netz umschauen. Die meisten Stellen bieten auch eine Telefonberatung, wie z.B. die Rosa Strippe in Bochum.
Und vielleicht fällt Dir ja irgendetwas ein, wie Du die Arzthelferin mal ganz ungezwungen auf einen Kaffee einladen kannst. Und dann kannst Du ja mal schauen, ob sie zusagt oder nicht.
Aber ich weiß, dass ist wirklich nicht leicht jemand einfach mal so drauf anzuquatschen. Aber Du kannst ja auch mal überlegen, wie andere es bei Dir versucht haben.
LG Finn

Hallo erstmal und willkommenn ...

... und dan HALT und STOP.

Es ist nicht die Frage der Partner irgendwas ist, sondern es geht um Alena, die sich offensichtlich zu Frauen hingezogen fühlt ... und wohl sogar heimlich schon etwas flirtet

Ich kenne das ganze ziemlich genau von der anderen Seite her (verheiratet, Kinder ... )

Auch ich habe mir erst erlaubt mich neu zu orientieren, als ich nicht mehr weiter wusste. Und dann gab es da einen Kerl, in den ich mich vergucken konnte (und von dem ich wusste, dass er schwul ist).

Für Dich ist es das Mädel beim Arzt, offensichtlich mag sie dich und scheint "an Frauen" interessiert ... (Wie Folk schon sagte, Schwule gehen auf eine bestimmte Art und Weise miteinander um, auch wenn sie nicht ins Bett hüpfen und nur ganz kurz miteinander zu tun haben ... höchstwahrscheinlich ist das bei Lesben genauso ...)

Zum Thema Sex kann ich nur bestätigen: Meine Frau zog sich von sich aus dem ehelichen Sexualleben zurück ... ich dachte sie ist frigiede oder so (wie man das ja landläufig von Frauen so hört ... ) obwohl Erzählungen aus ihrer Vergangenheit (vor meiner Zeit) das blanke Gegenteil davon bewiesen.

Ich habe dann gemerkt, dass eine Frau "nicht wollen kann", wenn der Mann nur halbherzig will ... oder zwar Sex haben möchte, aber mit IHR nicht soooo dringend (die Erkenntnis kam mir, als sie mich mal zurückwies, mir das dann egal war, ich ohne Orgasmus und ohne Selbstbefriedigung eingeschlafen bin, und am nächsten Morgen aufwachte, wie neu geboren ... es ging mir top ... trotz des "Fiaskos" am Abend ... irgendwas konnte da doch nicht stimmen)

Von daher denke ich, dein Mann merkt unbewusst, dass Du eigentlich nicht mit "Mann" oder ihm möchtest ... von daher ist es nur natürlich, dass er sich zurückzieht.

Letztlich kommt es jetzt zu der Entscheidung, ob Du ihn wirklich gerne hast, magst und liebst (eben platonisch oder familiär).
Wenn JA, dann kannst Du ihm JETZT die Chance geben, ein "normales Sexualleben" zu führen, indem er sich eine neue Freundin sucht.
Hängt davon ab, wann du mit Dir soweit klar bist und es ggf. ihm sagen kannst...


Es kann gut gehen, es kann eine gute Freundschaft bleiben ... zumindest ist es bei mir so und bei Folk.

Meine Frau hat mittlerweile einen Freund ... und sie darf erleben, was guter Sex und Zärtlichkeit sind. (etwas was sie mir mir wahrscheinlich so nicht erlebt hat ...)

Ich wünsche Dir, dass Du über Dich Klarheit gewinnst. Es ist nicht schlecht, oder verwerflich ... ich denke "wir" haben das so durchlebt und erlebt, die Erkenntnis kommt eben erst jetzt. Ohne Schuldzuweisung und ohne schlechte Gefühle.

Von daher, Du bist gerade erst losgegangen ... bleibe unterwegs, ... wir sind für Dich da!

Ganz liebe Grüße
Victor

Danke dir!

Ich spreche sie auf jeden Fall an! Ich denke, ich muss nur meine Ängste überwinden. Erst wenn ich es getan habe, wird sich herausstellen, ob sie es auch will.

Es ist wirklich sehr spannend im Moment, Neuland zu erkunden...

Hallo,

wenn Du schon soweit bist, dass Du sie ansprechen möchtest (... bbbruuummm ... es will raus!), dann solltest Du ernsthaft in Erwägung zu ziehen, VORHER mit Deinem Mann zu reden.

Als es bei mir soweit war, dass ich IHN darauf angesprochen hätte, ihn in aller Öffentlichkeit umarmt hätte (egal, ob er in mich verliebt gewesen wäre oder nicht ...), da habe ich entschieden: ERST mit meiner Frau zu reden!

Ich hatte bis dahin zwar Videos und Pornos geschaut, Phantasien gehabt, gesehnt und gelitten, aber ich war physisch noch nicht fremdgegangen. Ich habe es gepackt, VORHER mit ihr zu reden ..., ich denke, dass ist eines der großen Geheimnisse, dass sie noch meine beste Freundin ist, und dass wir zumindest noch unter einem Dach leben (wenn auch nicht in einem Bett schlafen).

Als es dann raus war ... habe ich meine ersten Erfahrungen mit Männern gemacht. Ohne schlechtes Gewissen ihr gegenüber ... ich konnte nachts um 4 Uhr nach Hause kommen (im Sommer sind die Fenster offen und bei Wärme schläft man dann vielleicht garnicht so tief) ... ohne einen "Bürotermin" oder sonst eine Ausrede vorschieben zu müssen. Ich bin überzeugt, Unwahrheit und Lüge zerstören die Beziehung nachhaltiger, als alles andere ... selbst wenn man unterschiedliche Partner hat ...

Wünsche viel Glück und Umsicht!

Liebe Grüße
Victor

Danke euch allen für eure Antworten und Tipps! Ihr habt mich bestärkt! Danke schön!