Hallo zusammen,
eine ganze Zeit lang habe ich still und anonym die Beiträge hier gelesen, die mir mal mehr mal weniger Mut gemacht haben. Nach dem meine eigene Geschichte nun quasi ihr Ende gefunden hat, möchte ich euch diese nicht vorenthalten. Vor allem als Mutmacher...
Mit 17/18 Jahren habe ich gemerkt, dass ich Männer auch ganz anziehend finde. War aber natürlich nie die Frage ob ich mich outen soll, oder eine Beziehung zu einem Mann eingehen soll... gar nicht dran zu denken. Hier und da mal ein Porno, eine Verabredung im Gay Chat o.ä.. Damals war ich in einer Beziehung zu einer Frau, meine erste und einzige Beziehung zu einer Frau, die immerhin 5 Jahre angehalten hat. Nach der Trennung, damals 22, habe ich immer öfter Kontakt zu Männern gesucht, auch hier war nie die Frage ob ich mich outen muss. Das war halt so, still und heimlich... Bei GR habe ich damals meinen Freund kennengelernt. Wir haben ewigkeiten bei Skype gechattet, irgendwann bei Whatsapp, wir waren beide ungeoutet und waren eher auf der Suche nach Sex und haben unsere "Geilheit" online ausgelebt. Bis zu dem Tag, als wir uns zum erstem mal Live ausprobieren wollten. Ich bin zu ihm gefahren und kaum angekommen ging es gleich zur Sache. Der Unterschied zu den sonstigen "Begegnungen" mit Männern war aber, dass wir nach dem Sex, gleich beim ersten Treffen, stundenlang im Bett lagen, gekuschelt haben, uns angefasst haben, geredet haben.... WAHNSINN.... So ging das über Monate, irgendwann habe ich angefangen dort zu übernachten (habe damals noch bei meinen Eltern gewohnt), wir sind gemeinsam ausgegangen, und und und.... das ging ungefähr ein halbes Jahr, bis sich irgendwann die Frage stellte: Sind wir jetzt eigentlich zusammen?! JA...sind wir... und so ging das dann zwei einhalb Jahre lang. Heimliche Beziehung zu einem Mann. Einerseits furchtbar anstrengend, andererseits eine wahnsinnig tolle Zeit. Funktioniert hat das so nur, weil er (wohnt etwa 50 Kilometer von mir entfernt) alleine Wohnt, keine Familie etc. in der näheren Umgebung hat und wir dort eben sein konnten. Meine Familie und Freunde waren immer der Meinung das ich irgendwo eine Affäre habe und da mir das augenscheinlich gut tat, hat auch niemand groß nachgefragt. Aber nach gut zwei Jahren kam der Punkt an dem nichts weiterging. Zwischenzeitlich habe ich zwar in einer eigenen Wohnung gewohnt, aber auf dem Land wird man ja ständig beobachtet. Somit waren wir nach wie vor zu 90% bei ihm. Naja, dann hat er sich letzten Februar halt getrennt. Für mich die Hölle in Dosen.... Selbstzweifel, Vorwürfe, Rückzug.... Irgendwann habe ich dann mitbekommen das er sich geoutet hat und auch einen neuen Freund hat, die Zeit war dann nochmal sehr schlimm.... Für mich aber immer noch kein Grund etwas zu ändern. Reden konnte ich also auch mit niemandem. Vor etwa drei Monaten dann haben wir uns wiedergetroffen. Eigentlich "der alten Zeiten wegen". Es war sofort alles wieder da. Bzw. waren bei mir eigentlich nie die Gefühle verschwunden. So oft hab ich mir gewünscht das er wieder da ist, neben mir liegt, mir den Rücken krault, wir über den Abwasch zanken, was auch immer.... Jedenfalls gab es viele Gespräche. Tiefgründige Gespräche über das was wahr, über das was ist und das was kommen kann und schlussendlich sind wir nun wieder zusammen. Ich habe bereits drei Tage später angefangen mich zu outen, zuerst bei den ganz engen Freunden, dann bei meinem Bruder und meinen Eltern und dann beim Rest der Clique. Und siehe da, keinerlei Probleme. Im Gegenteil, eher Vorwürfe warum ich mich so lange gequält hab. Teilweise war ich schon fast enttäuscht, weil niemand ein großartig was gesagt hat. Meine Eltern haben ein paar Wochen gebraucht, aber irgendwann kamen Fragen und dann auch das erste aufeinandertreffen. Alles völlig unproblematisch.
Abschließend kann bzw. muss ich sagen, das Problem war nur ich selbst. Viele Probleme diesbezüglich sind hausgemacht. Sicherlich stößt man auch auf unverständnis. Aber das ist völlig nebensächlich. Das sind einzelne Personen und oftmals auch noch fremde. Warum soll ich mich für Menschen, die für mich völlig bedeutungslos sind, verstellen?! Wie ihr seht hat sich die letzten Wochen mein ganzes Leben verändert, viele Bauschmerzen, viele Gedanken, aber trotzdem war ich nie Glücklicher wie ich es jetzt bin....
Also aufstehen, Krone richten und los geht´s
...achso... ich bin übrigens 27 Jahre alt, vielleicht etwas Jung für CO30, aber ich finde es passt trotzdem...