Das ich auch keine Lust hatte, mich mit anderen Jungs zu prügeln, liegt ja auf der Hand. Männer schlagen auch keine Frauen (in der Regel), weil sie sie viel zu sehr schätzen.
Und natürlich gibt es bestimmte Dinge, die man, wenn man Männer anziehend findet, auch dahingehend macht.
Aber es gibt doch wohl kein Gen, das dann meine Stimme in eine "schwule Tonlage" schiebt oder meine Hand nach unten knicken läßt. Und auch nicht, daß ich mich schminken müsste oder anders kleiden. Diese Vorurteile höre ich sonst von Gruppen, mit denen ich lieber nichts zu tun haben möchte ... Und das sind genau solche Klischees, die ich, wenn man sie verallgemeinert, als problematisch empfinde.
Fast jede Woche haben wir bei der "Schwulen Welle" Gäste, die in unterschiedlichster Weise ihr Leben als Schwule gestalten. Da hatten wir Fußballer, die diesen Sport aus voller Leidenschaft ausübten (und eher genervt davon waren, wenn wir nachfragten, wie das denn mit dem Duschen sei). Wir hatten Künstler im Studio, davon warten manche tuntig, anderen sah man äußerlich null an, daß sie schwul sind. Wir hatten schwule Väter im Studio, Vertreter bestimmter Vereine, Politiker, Menschen von der Rosa Hilfe, von diversen Club, Partys, Vereinen - und das war die ganze Bandbreite. Einige waren chic angezogen, andere eher "normal" und unauffällig.
Auch sonst, wenn ich auf Party gehe, putzen sich manche extrem raus, andere aber nicht.
Das hat - sorry - wirklich nichts mit einem "Schwulen-Gen" zu tun, ist also nicht Veranlagerung, ob man sich nun chic und speziell kleidet oder nicht.
Es mag tausend Gründe dafür geben, warum sich viele Schwule (auch ich) zuweilen mal etwas stylischer anziehen: ich mag vielleicht auf ein Party nicht völlig untergehen. Oder ich passe mich den Leuten an, mit denen ich hingehe. Vielleicht gefällt mir auch eine bestimmte Kleidung, klar.
Ich habe einen guten Hetero-Freund, der immer sehr gut gestylt ist und dadurch extrem männlich aussieht. Manchmal denke ich, ich würde gerne einen Hauch so wie er aussehen, weil er mir gut gefällt.
Aber nochmal: das ist doch bei Heteros auch so. Schau doch mal Heteros an, die Single sind und in die Disco gehen. Die stylen sich auch, weil sie eben cool aussehen wollen. Weil sie hoffen, so dann gut auf die Mädels zu wirken. Die tragen auch zuweilen Ohrringe, Ketten und sonstigen Schmuck.
Und wenn ich als Schwuler Männer aufreißen will, ist es eben u.U. auch meine Masche, mich aufzustylen. Das ist nichts "Schwules" sondern hängt damit zusammen, dass man z.B. auffallen möchte etc. etc. Und klar verliert man sich dann auch mal in dem Versuch, das geeignete Outfit zu finden.
Und so manch schwules Paar, das länger zusammen ist, legt dann oft genau das ein wenig ab, man achtet nicht mehr ganz so auf das Äußere wie noch in der Single-Phase etc. Klar, nicht alle, aber auch das ist zu beobachten, bei Paaren so im 10. Jahr.
Wir sind schwul, das ist "normal" und wir sind deswegen noch lange nicht zwingend irgendwelche "Paradiesvögel". Ich liebe Männer mit tiefer Stimme, die männlich aussehen, ich stehe nicht so sehr aus "umgebaute Frauen" - was nicht bedeutet, daß das was Schlimmes wäre. Andere haben ihre eigene Art, wie sie sich geben und wie sie sich kleiden.
Aber mit den Klischees sollte man vorsichtig sein damit wurde schon zu oft von den falschen Menschen viel Mißbrauch betrieben ...
Aber ich freue mich über jeden, der Spaß hat, sich im Rahmen seines Coming Outs neu zu definieren.
Meine Mutter kam neulich (leider) in ein Pflegeheim, es waren extrem heftige Wochen, ich musste die Wohnung auflösen, viel seelisches Leid miterleben, Tränen flossen, ich war am Ende meiner Kräfte etc. etc. Als als ich das Heftigste geschafft hatte, hatte ich das Bedürfnis, mich neu einzukleiden, um "irgendwie" einen Neustart zu machen. Das tat mir gut. Aber das hatte nichts damit zu tun, daß ich schwul bin, sondern weil ich für mich selbst ein Zeichen setzen wollte. Ist es bei einem Coming Out nicht u.U. auch so?
Liebe Grüße,
Mickey2 :-)
Liebe
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.13 20:06.