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Wie geht es jetzt weiter ?

geschrieben von secretgay 
Wie geht es jetzt weiter ?
12. März 2012 19:37
Hallo zusammen,

nachdem ich hier schon einige Zeit sehr interessiert mitlese, denke ich, es ist an der Zeit, meine aktuelle Situation zu schildern, mit der ich irgendwie alleine nicht mehr zurechtkomme und die ich wenigstens mal losweden muss, und das geht im Moment leider nur hier und anonym.

Bin jetzt Ende 30 und seit ca. 20 Jahren mit meiner Frau zusammen, davon 13 Jahre verheiratet. Wir haben keine Kinder.
Habe mich immer für absolut hetero gehalten, und auch schon mal gerne nach anderen Frauen geschaut. Seit zwei, drei Jahren (so genau kann ich das gar nicht definieren) stelle ich aber bei mir selbst fest, dass ich mich immer öfter nach hübschen Jungs umdrehe und sie dann heimlich anschaue und beobachte. Ich war fasziniert von männlichen Körpern und Gesichtern und konnte das irgendwann auch nicht mehr unterdrücken. Gleichzeitig sank mein Interesse an Frauen rapide. Es war schwer mir das selbst einzugestehen, zumal ich früher in der Schule schon oft als schwul gehänselt wurde und das ganz fürchterlich fand und wenn ich eines nicht sein wollte, dann schwul. Aber irgendwann wurde dieses Gefühl so stark, dass ich anfing, mir im Internet Gaypornos anzuschauen, erst nur aus Neugier, aber was ich sah, regte mich an und ja, es erregte mich auch. Alles natürlich heimlich und mit einem verschämten Schuldbewusstsein mir selbst und auch meiner Frau gegenüber, die ich ja zumindest damit schon gedanklich irgendwie betrogen habe. Aber die Faszination war stärker. Durch die Videos war meine Neugier geweckt und ich wollte irgendwann auch wissen, wie sich ein fremder Mann anfühlt und vor allem wie sich Sex mit einem Mann anfühlt. Vielleicht, dachte ich mir, würde eine einmalige Erfahrung ja die Neugier befriedigen und ich käme wieder zur Ruhe und zu mir selbst zurück. So meine Hoffnung. Die aber trog.

Nach zwei eher ernüchternden Erlebnissen mit eher lustlosen Escorts, die mich das Thema schon fast abhaken liessen, habe ich im Frühjahr dann den bisher besten Sex meines Lebens erfahren .. mit einem jungen, sehr hübschen und knackigen Escort in einer deutschen Großstadt weit weg von zu Hause. Es war wie eine Offenbarung … und ich hatte Blut geleckt und wollte mehr davon. Es folgte ein eigenes Profil bei GR und diverse Treffen mit flüchtigen Kontakten, die mal mehr oder weniger erfüllend waren, aber ich wollte Sex mit Männern auf keinen Fall mehr missen und fügte mich gedanklich in die Erkenntnis, eben Bi zu sein.
Da ich geschäftlich viel unterwegs bin, ergibt sich immer ausreichend Gelegenheit für schnelle Dates, bei denen es im wesentlichen nur um körperliche Begegnungen geht.

Ich dachte bis vor einigen Wochen also, ich hätte mich prima mit meiner Neigung und der Situation arrangiert. Zuhause treusorgender Ehemann mit perfekter Beziehung und unterwegs dann ab und zu heimlich meine stille Leidenschaft befriedigen, ohne irgendwen verletzen zu müssen.
Und ich wurde mutiger. Hatte ich anfangs nur Dates bei Geschäftsreisen weit weg von zuhause, traf ich mich jetzt auch mit Männern aus der näheren Umgebung, was natürlich ein wesentlich höheres Entdeckungsrisiko mit sich brachte. Aber ich dachte, ich habe alles unter Kontrolle.


Vor ca. 9 Wochen passierte dann das, was mein ganzes so schön ausbalanciertes Leben komplett zum Einsturz brachte. Ich lernte bei GR einen jungen, sehr attraktiven Typen aus der nahen Umgebung kennen und schon beim ersten Treffen merkte ich, wie sehr mich dieser Junge erregte und faszinierte. Wir verstanden uns auf Anhieb und genau wie ich war er an regelmässigen Treffen interessiert. Also trafen wir uns ein zweites und drittes Mal und es wurde immer vertrauter und intimer. Und plötzlich merkte ich, wie es nicht mehr nur das rein Sexuelle war, das mich anzog, sondern da auf einmal Gefühle waren, die ich bislang noch nicht gekannt habe und die mich völlg unvorbereitet trafen, mit einer Wucht, die ich mir niemals hätte träumen lassen.
Seitdem ist meine ganze Welt aus den Fugen und ich fühle mich, als hätte man mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Auf einmal steht mein ganzes bisheriges Leben und die so klar geplante Zukunft komplett zur Disposition und ich weiss überhaupt nicht mehr, wer ich eigentlich bin und wo ich hingehöre.

Seit diesem letzten Treffen, nach dem wir uns bislang leider nicht mehr wiedergesehen haben, dreht sich meine ganze Welt nur noch um die Frage, wann ich ihn wiedersehe, und ich denke rund um die Uhr nur noch an ihn. Dazu kommt noch, dass er sich jetzt seit zwei Wochen nicht mehr gemeldet hat und ich überhaupt nicht weiss, was er eigentlich empfindet. Vielleicht war er ja nur an einem reinen Sexdate interessiert und für ihn bin ich schon wieder erledigt. Er hat zwar geschrieben, es ginge ihm momentan nicht so gut und er würde sich wieder melden wenn es ihm besser geht, aber diese Ungewissheit und das Warten treiben mich noch in den Wahnsinn !
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man einen Menschen, den man noch kaum wirklich kennt, seo sehr vermissen und sich so nach ihm sehnen kann !

Neben dieser Sehnsucht nach ihm kommt nun auch noch das schlechte Gewissen gegenüber meiner Frau dazu, die natürlich bemerkt, dass ich mich immer mehr von ihr distanziere – emotional und auch körperlich. Ich versuche es zu vermeiden mit ihr zu schlafen, weil es mich nicht mehr reizt und wenn es sein muss, fange ich einen Streit an, damit die Stimmung so schlecht ist dass nix mehr läuft. Nachts liege ich neben ihr im Bett und sie umarmt mich während ich an ihn denken muss. Manchmal habe ich das Gefühl es zerreißt mich innerlich.

Und ich weiss im Moment echt überhaupt nicht mehr was ich tun soll … soll ich mich outen, auf die Gefahr hin, dass meine Ehe komplett zerbricht ? Will ich überhaupt ein offen schwules Leben führen ? Manchmal habe ich das Gefühl ich möchte das, dann wieder hab ich Zweifel und will, das alles so bleibt wie es ist, schön geordnet und überschaubar.

Vielleicht ist es ja auch nur eine Phase und es ist nur der Reiz des Neuen (und Verbotenen), der nach einer gewissen Zeit wieder verfliegt und dann würde ich einen solchen Schritt sehr bereuen. Ich weiss echt nicht mehr, was ich machen soll.
Das einzige was ich weiss, ist dass ich ihn unbedingt wieder sehen möchte und am liebsten eine wie auch immer geartete längerdauernde Beziehung zu ihm haben möchte …

Das schlimmste im Moment ist dieses quälende Ungewisheit, ob wir uns wieder sehen und dieser wahnsinnige innere Druck, über all das sprechen zu wollen, aber mit niemandem reden zu können.
Am Wochenende habe ich mich jetzt meinem besten Freund anvertraut, und er hat mich sehr positiv unterstützt, hat viel Verständnis und hat mir seine Hilfe angeboten, wenn ich jemanden zum reden brauche oder einfach mal raus muss. Aber dieses Outing ist sicher nur ein erster kleiner Schritt …
aber der nächste, viel größere Schritt macht mir wirklich Angst ..




Finn76





Status: Offline
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 48
Nachricht senden Erstellt am 30.12.2011 - 11:56

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Hallo,
mmh das hört sich nach einem ganz schönen Konflikt an, in dem Du Dich da befindest. Auf der einen Seite hast Du, wie Du schreibst Dein geordnetes Leben, auf der anderen Seite die große Sehnsucht nach einem anderen Leben, die jetzt ein junger und attraktiver Typ geweckt hat.
Die Frage ist, ist Dein geordnetes Leben wirklich so geordnet und hat es nicht schon längst Risse?
Und wie würden sich die Risse ausweiten, wenn Deine Frau von Deinen Aktivitäten erfährt?
Aber auf der anderen Seite gibt Dir das geordnete Leben auch Halt.

Und dann die Frage, in welche Richtung soll Dein Leben gehen? Möchtest Du weiterhin ein Leben zwischen den Welten, der geordneten Welt und der abenteuerlichen und verliebten Welt führen?
Oder bricht nicht immer wieder -wie jetzt auch- die Sehnsucht nach einem anderen Leben durch?

LG Finn




zeev





Status: Offline
Registriert seit: 27.12.2011
Beiträge: 37
Nachricht senden Erstellt am 30.12.2011 - 21:29

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Hallo Du da im Versteck,

schön, dass Du hier schreibst. Das ist zwar nur ein kleiner Schritt, aber ein Schritt zu Dir selbst.

Der Boden wackelt, Du willst Dich setzen, aber Du weißt nicht welcher Stuhl Dich aushält und ob Du ihn überhaupt triffst.
Deine Geschichte wird so oder ähnlich wahrscheinlich von vielen empfunden, nicht zuletzt auch von verheirateten Heteros, die sich in eine andere Frau verlieben.

Bei Dir geht es nicht nur um Dich. Da ist noch Deine Frau und der junge Mann aus GR. Jeder hat einen eigenen Kopf und einen eigenen Bauch.

Mein Eindruck:
Dein Weg scheint recht klar. Du hast bewußt oder unbewußt das Risiko gesucht, wahrscheinlich um irgendwann damit automatisch aus Deinem soliden Leben herauszukommen. Dein Bauch hat Dich immer weiter getrieben.
Nach allem, was ich als verheirateter Schwuler hier so mitbekommen habe, geht der Weg weiter, immer weiter. Ständig müssen wir auf uns (und unsere vertrauten Personen) achten, stehenbleiben bedeutet, dass der Bauch rebelliert, weitergehen bedeutet, dass das schlechte Gewissen loslegt.

Daneben ist der Weg Deiner Frau. Selbst wenn Du ihr irgendwann wieder ganz angehören wolltest und könntest - gehört ihr nicht auch dann das Vertrauen, eigene Entscheidungen zu fällen, von Dir zu erfahren, was mit Dir los ist. Du bist jetzt eindeutig ein Teil ihres Lebens.

Dann noch der junge Mann. Ihr habt offensichtlich mit dem Sex angefangen. Das Kennenlernen gehört aber zu einer Beziehung und das kostet Zeit und vielleicht auch Kraft, denn wie Du schreibt, Du weißt nicht, was er denkt, fühlt und will - und mangels Beziehung hast Du "kein Recht an ihm".

Allerdings bewege ich mich jetzt auf dünnem Eis. Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, was Liebe ist.

Ich würde sagen, bewege Dich, egal in welche Richtung. Dein Bauch wird ohnehin immer wieder korrigierend eingreifen. Wir haben keine Garantien im Leben, wir haben Chancen, Du, Deine Frau und der junge Mann. Jeder von Euch verdient es glücklich zu sein und darüber selbst zu entscheiden.

Wie geagt, nur meine Meinung.
Ich wünsche Dir Kraft - wobei Du die eindeutig hast! Du hast Lebenserfahrung und einen Freund mit dem Du reden kannst . Gönn Dir etwas Geduld.

Liebe Grüße
Zeev




secretgay





Status: Online
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 6
Nachricht senden Erstellt am 30.12.2011 - 23:34

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Vielen Dank für eure sehr einfühlsamen Beiträge, die es beide ziemlich auf den Punkt bringen - zum einen die Unsicherheit, welchen Weg ich eigentlich weitergehen möchte, aber auch der Respekt vor allen übrigen Beteiligten, die ebenso ein Recht auf ihre eigenen Entscheidungen haben.

Was meine Frau anbelangt, so habe ich immer stärker das innere Bedürfnis, ihr die Wahrheit zu sagen, auch wenn es für sie und ns beide sehr schmerzhaft werden kann. Allerdings empfinde ich die aktuele Situation als zunehmend unerträglich und habe das Gefühl, daran irgendwann zu ersticken.
Dabei ist interessant, dass ich dieses Gefühl erst jetzt spüre, wo aktuell eigentlich (leider) nichts passiert, was eine direkte Lüge erfordert - keine heimliche. treffen, keine angeblichen längeren Meetings und Geschäftsreisen - mit all dem hatte ich mental kein Problem. Aber mit diesen starken Gefühlen für ihn kam sofort auch das flaue Gefühl ihr gegenüber ...

Was ihn anbelangt, so bin ich momentan ziemlich ratlos. Zeev, du hast völlig Recht, es fing be uns direkt mt Sex an, aber jetzt spüre ich ein starkes Bedürfnis, ihn wirklich als Menschen kennenzulernen ....und habe das Gefühl, dem entzoieht er sch bzw daran ist er eher nicht interessiert und dazu kommt auch dieses hilflose Gefühl, in der Tat keinerlei Ansprüche stellen zu dürfen, da wir ja keine Beziehung haben und unsere Begegnungen anfangs auch nicht darauf angelegt war ....
Mir bleibt im Moment wohl nur, passiv abzuwarten, ob sich da noch was tut und mich innerlich darauf einzustellen, dass wir uns vielleicht doch nicht mehr wiedersehen ....vielleicht sollte ich versuchen, für mich einen Abschluss zu finden , dann lann ich immer noch positiv überrascht werden ...aber ich muss innerlich mal wieder etwas zur Ruhe kommen, sonst frisst mich das alles auf....und ohne diese innere Ruhe kann ich mir wohl auch nicht darüber klar werden, wohin mein Weg eigentlich in Zukunft führen soll.

Danke für eure Unterstützung, es tut sehr gut, hier auf Verständnis und Hilfe zu treffen.

LG




zeev





Status: Offline
Registriert seit: 27.12.2011
Beiträge: 37
Nachricht senden Erstellt am 31.12.2011 - 14:49

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Hallo Geheimagent in eigener Sache,

Du bist auf einem guten Weg, einem Weg, der etwas von einer Durststrecke hat, aber am Ziel kann man sich verschiedene Oasen aussuchen.

Für mich war ein Grund meiner Frau mitzuteilen, dass ich schwul bin bevor ich irgendwelche Unternehmungen in Angriff nahm, dass sie schließlich schon lange gemerkt hat, dass es bei uns nicht mehr lief. Du hast selbst von den Problemen im Bett geschrieben.

Und das bezieht eine Frau schnell auf sich selbst, ihr Selbstwertgefühl sinkt.
Ich habe ihr öfter deutlich gesagt, dass es nicht an ihr liegt, dass sie eine tolle Frau ist.

Natürlich ist jede Frau anders. Ich habe hier schon gelesen, dass es irgendwann eine gute Freundschaft wurde, Patchwork mit jeweils neuen Partnern in der gemeinsamen Wohnung und in anderen Fällen hat ein Krieg bestenfalls mit Waffenstillstand geendet.

Ich komme nur klar, wenn ich einigermaßen offen vorgehe, wobei meine Ausflüge im www meine Geheimsache sind.

Gestern hat mir meine Frau noch gesagt, dass ich keine Werte mehr hätte. Zur Zeit will ich mich halt mindestens manchmal mit anderen treffen. Sie hätte gern, dass ich aus Pflichtgefühl die zweite Lebenshälfte auch mit ihr verbringe - schaffe ich nicht. Vielleicht, wenn ich ab und zu raus käme, aber was wäre das für ein Leben für sie?

Einen Schritt nach dem anderen!

Alles Gute und erst mal einen guten Rutsch!

LG
Zeev




secretgay





Status: Online
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 6
Nachricht senden Erstellt am 01.01.2012 - 22:38

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Hallo Zeev,

wenn ich dich richtig verstehe, hat deine Frau sich nach deinem Outing zwar nicht von dir getrennt, ihr lebt weiterhin zusammen, aber sie akzeptiert es auch nicht, wenn du deine Neigungen ausleben möchtest, und bedenkt dies mit abwertenden Kommentaren. Deinen Sehnsüchten gehst du weiterhin heimlich nach. aber welche Konsequenzen ergeben sich für dich daraus und wo ist der Unterschied zur Situation vor dem Outing ?

Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Frau sehr ähnlich reagieren würde, was dann irgendwann natürlich zwangsläufig auf eine Trennung hinauslaufen würde, wenn ich meine Neigungen nicht ein Leben lang unterdrücken möchte und sie wiederum das gelegentliche Ausleben meiner Neigungen nicht tolerieren oder verkraften könnte.

Insofern zögere ich vor diesem Schritt noch sehr, da ich Angst habe, dann dauernd Auseinandersetzungen austragen zu müssen, die ich jetzt aktuell nicht habe, solange ich meinen Neigungen im Geheimen nachgehe und es sich dabei "nur" um gelegentliche diskrete und einmalige Treffen handelt. Dies habe ich bislang ja auch ganz gut so leben können und auch mit mir selbst vereinbaren können.

Anders sieht es aus, wenn ich weiterhin emotional so stark für den jungen Mann empfinde, und wir uns auch weiterhin sehen würden,, wovon ich im Moment leider nicht ausgehen kann. In diesem Fall wäre ein offenes Wort unabdingbar, damit ich selbst mit der Situation klarkomme.

In den letzten Tagen und Stunden stand ich schon mehrmals kurz vor dem Punkt, ihr alles zu sagen und meine auch für mich neue Situation zu erklären. Die Angst vor einer Situation wie du sie beschreibst, hat mich bislang abgehalten.

Vielleicht hast du Recht, und ich muss mich einfach auf meinen Bauch verlassen und dann intuitiv spüren, ob und wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist.

Danke dir für deine Unterstützung .




Finn76





Status: Offline
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 48
Nachricht senden Erstellt am 04.01.2012 - 22:56

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Hallo,
ich hoffe Du bist ein wenig zur Ruhe gekommen und konntest die vielen Eindrücke und Gefühle, die da auf Dich hereingestürmt sind, ein wenig verarbeiten.
Vielleicht steht ja im Moment gar nicht der Schritt an Dich bei Deiner Frau zu outen, sondern Dir selbst darüber klar zu werden, was Du möchtest. Und da hat der andere Mann bei Dir ganz große Sehnsüchte geweckt. Und es ist ja auch ein großes Zeichen, dass Du für ihn auch neue Wege gehen würdest. Auch wenn er jetzt möglicherweise den Weg nicht mitgehen will, so zeigt es ja doch, dass Du ganz starke Sehnsüchte in Dir hast, die Du in Deinem jetzigen Leben nur begrenzt ausleben kannst.
Und vielleicht brauchst Du noch etwas Zeit um den ganzen Gefühlen mal nachzuspüren und um dann zu wissen, wohin Dein Weg Dich führen soll.
LG Finn




secretgay





Status: Online
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 6
Nachricht senden Erstellt am 18.01.2012 - 22:32

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So, das neue Jahr ist jetzt fast drei Wochen alt und in diesen drei Wochen ist schon einiges passiert ...

Ich habe mich inzwischen meiner Frau gegenüber geoutet und ihr von meinen Gefühlen und auch meinen Erlebnissen mit dem jungen Mann erzählt, für den ich nach wie vor sehr, ja sehr viel empfinde. Das war nicht geplant, es ergab sich einfach so aus einem Gespräch, in dem sie mich sehr direkt darauf ansprach, ob ich eine Affäre habe - sie dachte natürlich an eine jüngere Frau .. Der innere Druck war am Ende einfach so gross, dass ich froh war, als es endlich raus war.
Sie war natürlich enttäuscht, verletzt, wütend, es gab Tränen und Vorwürfe, aber auch - und das hatte ich nicht erwartet - Verständnis ... und die klare Aussage, dass sie mich nicht so einfach gehen lässt, sondern unbedingt mit mir zusammenbleiben und unser bisheriges, normales Leben weiterführen will ..

Sie erwartet natürlich, dass dieser einmalige Fehltritt auch einmalig bleibt und der Kontakt zu ihm möglichst bald endet, und sieht die ganze Angelegenheit eher als Ausrutscher an. Dass meine Sehnsucht nach körperlicher und emotionaler Nähe zu Männern einfach ein Teil von mir ist, der sich nicht einfach wieder ausschalten lässt, möchte sie nicht hören und wahrhaben, auch wenn ich immer wieder versuche, ihr das sehr behutsam klarzumachen ... ich denke, sie hat Angst vor den Konsequenzen, die sich daraus möglicherweise ergeben könnten ...

Zumindest gibt es keine dauernden Vorwürfe und keinen Streit oder "Krieg", im Gegenteil, unser Verhältnis ist sogar wieder besser als vorher, wo die unausgesprochene Wahrheit wie eine Wand zwischen uns stand. Wir reden viel, auch wenn es zum Teil unbequeme Wahrheiten sind. Ich sage ihr deutlich, dass es mir schlecht geht, wenn er sich nicht meldet und weil ich ihn so lange nicht gesehen habe ... ich weiss, dass ihr das wehtut und es tut mir auch leid, aber es ist die Wahrheit und ich will ihr auch keine falschen Gefühle vorspielen. Eigentlich ist sie jetzt sogar meine engste Vertraute, bei der ich mich auch ausweinen kann und die mich tröstet über meinen Liebeskummer, den ich seinetwegen empfinde.
Hätte vorher nie gedacht, dass sie so stark ist...

Insofern bin ich froh, diesen Schritt gemacht zu haben, wobei die nächsten Schritte für mich wieder völlig im Dunkeln liegen ..

Meine Frau erwartet natürlich einen großen Schritt zurück in unser altes Leben ... und ich wünsche mir eigentlich einen großen Schritt nach vorne in ein neues Leben, das ich mir aber im Moment nur mit ihm vorstellen kann ... und diesen Schritt würde ich auch nur gehen, wenn das eine realistische Perspektive hätte, was aber wohl leider nicht der Fall ist ..

Auch wenn wir hin und wieder noch Kontakt haben und uns schreiben (wobei die Initiative immer von mir ausgeht), ist es zu keinem weiteren Treffen gekommen .. und ich fürchte, dies wird auch nicht mehr passieren. Insofern halte ich da wohl gerade viel zu sehr an etwas fest, das eigentlich schon vorbei ist ... vielleicht fehlt mir noch die Kraft, mir dies einzugestehen, da es ja genau dieser Mann war, der in mir so starke Gefühle ausgelöst hat, die mich erst dazu gebracht haben, diesen einen ersten Schritt zu gehen ..
Ich glaube, ohne das Festhalten an dieser Illusion werde ich wohl sehr schnell wieder den Schritt zurück machen, den meine Frau von mir erwartet ..

Für den Moment wünsche ich mir einfach, dass mein Leben wieder in eine gewisse Balance und ich selbst zu innerer Ruhe komme, endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen kann und einen Tag ohne Bauchschmerzen beim Gedanken an ihn, die mich den ganzen Tag begleiten ...




rpmaks





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Beiträge: 20
Nachricht senden Erstellt am 20.01.2012 - 14:41

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Hallo secretgay,

es freut mich, dass deine Frau nun Bescheid weis. Somit sind vertrauensvolle Gespräche möglich. Enttäuschung, Verletzungen, .... sind jetzt erstmal angesagt, bis deine Frau das ganze Außmas der neuen Situation "begreift". Gebe ihr die Zeit die sie braucht.
Vielleicht entwickelt ihr beide ja eine neue Art mit euch umzugehen. Es gibt so viele Lebensmodelle.

Zu deinem jungen Freund:
Bei mir war es damals so das mir eine gute Bekannte sagte, dass das wohl, was ich gerade durchmache die "Jungendliebe" ist. Die, die viele Jugendliche in Teanageralter durchmachen.

Er hat dir ja geschrieben , das er sich gerade nicht wohl fühlt. Die Gründe weis du nicht - es kann vieles und nichts bedeuten.

Somit alles Spekulationen:
Er hat sich auch in dich verliebt und weis nun nicht damit umzugehen.
Er hat sich nicht verliebt, mag dich zwar - aber da du dich in ihn verliebt hast, weis er damit nicht umzugehen.
Bei tieferen Gefühlen zueinander ist er u.U. das dritte Rat am Wagen.
...
Auch er braucht u.U. Zeit mit der neuen Situation umzugehen.

Insgesamt hast du zu diesem Jahreswechsel einen riesen Schritt für dein weiteres Leben hinbekommen. Ich wünsche Dir und allen Beteiligten die Geduld es gut weiter zu gehen.

LG Maks




max65





Status: Offline
Registriert seit: 18.02.2012
Beiträge: 3
Nachricht senden Erstellt am 18.02.2012 - 21:30

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Hallo secretgay,
war schon mehrere Male hier um mich umzuschauen und von den Erfahrugen anderer vielleicht was mitzunehmen. Deine Geschichte hat mich gefesselt, weil sie meiner so ähnlich ist. Fast genauso, bis auf dass ich wahrscheinlich dabei bin, meinen Freund, der schon ein Jahr zu mir hält, zu verlieren. Meine Gefühlswelt kommt der deinen sehr nah, und ich schaffe es nicht, mich zu entscheiden. Zu entscheiden für ihn! Bin auch verheiratet. Wir haben 2 Kinder, die allerdings erwachsen sind. Was mich hindert, ist, dass meine Frau krank ist,und als ich ihr vor einem Jahr von meinen Gefühlen für Männer erzählte, brach sie völlig zusammen und war lange schwer erkrankt. Ich habe es nicht fertig bekommen, in dieser Zeit zu gehen, und jetzt, nachdem sie genesen ist, wag ich es auch nicht, weil ich Angst um sie habe. Unser Verhältnis hat sich wahnsinnig gut verbessert und dennoch denke ich jeden tag an ihn. Ich weiß nicht, was ich tun soll! Ich fühle mich als so elender Feigling meinem Freund gegenüber, der mir natürlich nicht mehr glaubt, dass ich es schaffe. Ich glaube dennoch, dass er mich noch liebt, auch wenn sich unsere Treffen sehr eingeschränkt haben. Ich bin ziemlich verweifelt und weiß nicht weiter.
Re: Wie geht es jetzt weiter ?
12. März 2012 19:38
Hallo max65,

du hast einen eher kurzen Beitrag geschrieben, dafür kommt er bei mir aber intensiv rüber.

Ich springe einfach mal mit meinem Eindruck rein. Du stehst an einer Wegegabelung.
Die eine Richtung ist dein Freund, ein Leben zu zweit mit Liebe ... und evtl. einem schlechten Gewissen.

Die andere Richtung ist deine Frau, ein Leben auch zu zweit, aber einsam, voller Sehnsucht, Gewissenbisse deinem Freund gegenüber ... und (so nehme ich an) einer unterschwelligen Verzweiflung und Bitterkeit über deine verpasste Chance.

Nicht falsch verstehen. Es klingt, als ob ich damit vorgeben würde, welche Richtung die richtige ist. Ich schreibe nur meinen Eindruck und der ist geprägt von meiner eigenen Situation in einer Ehe mit einer liebevollen Frau, der ich nichts mehr geben kann, jedenfalls keine Liebe. Sie sieht in mir auch Familie, Haus und Ansehen - da ist mehr auf meinen Schultern, als ihnen zusteht.

Du solltest dich fragen bzw. deinen Bauch fragen, was er in ein paar Jahren von deiner Entscheidung halten wird. Du bist eindeutig alt genug, um zu deiner Entscheidung zu stehen.
Genauso ist aber auch deine Frau alt genug, um zu sich selbst zu stehen. Sie wird wissen, dass es möglicherweise zu Hass führen kann, wenn man mit Gewalt bindet. Damit sind wir immer noch bei Gefühlen, vielleicht reicht ihr das.

Vielleicht kann sie aber auch erkennen, dass es ein Geschenk von dir ist, wenn du ihr Vertrauen und Ehrlichkeit gibst. Z. B. die Ehrlichkeit darüber, was du aushalten kannst und was nicht.
Wenn du nämlich bei ihr bleibst und dein Bauch stellt irgendwann fest, dass er lieber mit dir untergeht als das weiter auszuhalten, dann bist nicht mehr du der Starke, der deine Frau stützt, sondern dann ist sie die Starke über dir.

Sollte Stärke im Leben nicht aus sich selbst und aus Liebe wachsen anstatt aus einer Erniedrigung des Schwachen?

Max, ich schreibe einfach nur so dahin, vielleicht ist bei dir auch alles anders.
Ich weiß aber, dass ich zugrunde gehen würde, wenn ich hier zu Hause gute Miene zum bösen Spiel machen würde. Ich spreche meine Frau nicht oft, aber immer mal wieder an, sage wenn ich weg will und sage, was ich ihr bieten kann und was eben nicht. Klar ist erst mal alles schwarz oder weiß. Aber mit erwachsenen Kindern wissen wir genau, dass die Zwischentöne im Leben dominieren.

Ich schreibe wieder zu viel
Eines noch. Fühlst du dich in dieser Frage erwachsen? Oder eher in der Pubertät? Bei mir selbst weiß ich es manchmal nicht so genau. Aber ich hatte mal mit 30 ziemliche Probleme mit meinem Vater und musste feststellen, dass ich eher Kleinkindertrotzphase oder Pubertätsgehabe an den Tag legte. Mit anderem Blickwinkel ging es dann viel besser

Dir alles Gute.

LG
Zeev




max65





Status: Offline
Registriert seit: 18.02.2012
Beiträge: 3
Nachricht senden Erstellt am 20.02.2012 - 19:26

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Hi zeev,
ich hab mich gefreut, so schnell etwas zu meinem Beitrag zu lesen. Ich danke Dir für Deine Worte und für's Mut machen Das meiste passt schon so, wie Du es sagst und die Frage nach dem- wie soll ich es nennen- Bewusstseinsstadium?? ist durchaus angebracht. Ich denke, Du hast recht, wenn Du mir deutlich vor Augen hältst, dass ich als erwachsener Mann das im Griff haben müsste und zu meinen Entscheidungen stehen können sollte. Wahrscheinlich verhalte ich mich aber doch eher wie ein noch nicht erwachsen Gewordener. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in meinem Leben immer versucht habe, Ausgleich zu suchen und zu stiften. Und habe mich dabei wohl mehr als nur einmal selbst verleugnet.Ich habe wahnsinnig Angst vor der Entscheidung. Ich glaube, meine Frau immer noch, besser: wieder neu, zu lieben, aber eben nicht mehr so, wie man das zwischen Mann und Frau als normal ansehen würde. Oder rede ich mir was ein?? Vielleicht hab ich auch Angst, alles, was mir bisher wichtig war, für immer zu verlieren.Und doch sind Haus&co letztlich doch ohne Bedeutung. Wie wird ein Leben danach funktionieren? Auf der Arbeit? Die Freunde? Hast Du Dich öffentlich geoutet? Wie erträgt Deine Frau das? Willst Du dich trennen? Jetzt bin ich wahrscheinlich schon zu sehr persönlich, aber Du hast so vertraut geschrieben, dass ich es wage, das zu fragen. Du musst ja auch nicht daruf antworten Ich danke Dir jedenfalls, dass Du Dir die Zeit genommem hattest, zu lesen und mir zu schreiben LG max




secretgay





Status: Online
Registriert seit: 29.12.2011
Beiträge: 6
Nachricht senden Erstellt am 20.02.2012 - 21:01

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Hallo Max,

danke für deinen Eintrag. Unsere Situation scheint wirklich sehr ähnlich zu sein, auch meine Frau ist krank und auch mein Verantwortungsgefühl ihr gegenüber stellt für mich eine enorme Bürde dar, nicht nur im Hinblick auf die Frage einer möglichen Trennung. Leider bin ich im Moment nicht in der konkreten Entscheidungssituation wie du, obwohl ich meinen jungen Freund inzwischen doch wider Erwarten und endlich mehrmals wiedergesehehn habe, und wir sehr innige Momente hatten und uns sehr nahe waren, näher als je zuvor.
Genau in diesem Moment, als es mit ihm wieder besser lief, spürte ich genau, wie sich auf der anderen Seite, im Hinblick auf meine Frau, plötzlich wieder diese Frage nach den Konsequenzen auftat, und die ist sehr unbequem. Und dabei geht es sowohl um den Menschen, mit dem man sein halbes Leben bislang geteilt hat als auch um Haus & Co.
Insofern verstehe ich deine Unsicherheit sehr gut und den Konflikt in dem du dich befindest.

Wäre ich in deiner Situation, und mein Freund würde fest zu mir stehen und mich auffangen, würde ich sicher den Schritt der Trennung wagen und zu ihm gehen. Ich wünschte sogar ich wäre in deiner Situation, da sich bei uns gerade wieder alles in die andere Richtung entwickelt. Leider ist er gerade wieder der Meinung, wir sollten etwas Abstand zueinander halten, da er sich seiner Gefühle nicht sicher ist und nicht weiss was er will.
Und dies, nachdem wir uns nach fast drei Monaten gerade erst wieder gesehen haben, und es wie gesagt, alles sehr schön und sehr gefühlvoll war .... was es für mich jetzt umso schlimmer macht . Ich fühle mich gerade, als sei ich mit Tempo 300 gegen eine Betonwand gekracht und von mir selbst ist nicht mehr viel übrig geblieben ...

Im Moment bin ich gerade sehr froh dass meine Frau einfach für mich da ist, mehr als gute Freundin denn als Ehefrau. Sie hört mir zu, versucht zu verstehen, tröstet mich und nimmt mich einfach still in den Arm, wenn ich eine Schulter zum Ausweinen brauche ... und dafür bin ich ihr sehr dankbar, immerhin weiss sie ganz genau, dass ich seinetwegen leide und meine Tränen ihm gelten ... und ich sie auch nicht im unklaren lasse, wie stark meine Gefühle für ihn sind.

Ich wünsche Dir, dass du für dich die richtige Entscheidung treffen kannst ... und denke dabei bitte auch an dich und nicht nur an das Wohl deiner Frau, da hat Zeev ganz recht .... es klingt egoistisch, aber ist es nicht auch egoistisch von deiner Frau, zu erwarten, dass du deine Gefühle und deine Liebe für ihn unterdrückst und ihn am Ende dadurch verlieren könntest ?

Alles Gute und lg,
Secretgay




zeev





Status: Offline
Registriert seit: 27.12.2011
Beiträge: 37
Nachricht senden Erstellt am 20.02.2012 - 21:40

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Hi ihr beiden,

beim lesen von deinem Betrag, secretgay, dachte ich eben, wie sich doch alles gleicht. Meine Frau hat eine Behinderung und ich fühle mich auch deswegen in der Verantwortung.

Aber dann ist es auch ganz anders. Ich könnte mir jetzt unmöglich vorstellen, dass meine Frau mich tröstet, weil ich wegen einem Freund traurig bin. Ich bin allerdings hier zu Hause auch nicht bereit mich allzu weit zu öffnen. Die Fakten, das ist klar, steht ihr zu damit sie auch ihre eigenen Entscheidungen treffen kann. Aber sonst? Ich hätte das Gefühlt mich auszuliefern. Es ist mein Leben!

Schwierig. Der Bauch gehört auch ihr gegenüber dazu, damit sie es überhaupt verstehen kann. Meine Frau meint immer noch, gut, da ist halt ein kleines Drähtchen anders angeschlossen, einfach nicht beachten, eben keinen Sex und ansonsten kann das ganze Leben so wie geplant weiterlaufen. Das ein anderes Selbstverständnis dahinter steckt, man sich im falschen Film wähnt, kann sie nicht nachvollziehen. Vielleicht auch, weil ich mich nicht mit meiner ganzen Gefühlswelt offenbaren will?

Außer meiner Frau und unseren halbwüchsigen Kindern weiß keiner Bescheid. Nicht der große Freundeskreis, die große Familie, die ganzen Arbeitskollegen ... ich würde es gern sagen, aber dann ginge für meine Frau die Welt völlig unter. Ich bedeute ihr Ansehen, Haus, Hof, Familie eben und das obwohl sie selbst eine gestandene Frau ist.

Ich habe ihr gesagt, dass ich untergehen würde, wenn sie mir nicht eine gewisse Freiheit lässt, ich ihr vieles, was ihr zustehen würde, nicht geben kann. Damit geht es mir jetzt schon besser als noch vor einigen Monaten. Und auch sie scheint langsam zu erkennen, dass ich nicht das Kind mit dem Bade ausschütten will, dass sich unsere Ehe wirklich verändert - wohin? Ich will garantieren, dass ich ordentlich mit anderen Menschen umgehe, insbesondere mit meiner Familie, aber das Ergebnis garantiere ich nicht.

Ich habe mich über Jahre an den Gedanken gewöhnt, vielleicht schwul zu sein. Wenn ich kann, muss ich sie dann auch nicht plötzlich überfordern, sondern ihr Empfinden des Abstands zu mir wachsen lassen.

Ein Abstand, den ich deutlich empfinde. Bei euch wirkt es so, als wäre das anders!? Ich schreibt noch von Liebe zu eurer Frau. Liebe, ich weiß nicht. Da ist die gemeinsame Vergangenheit, Vertrauen und Geborgenheit im Gewohnten.

Habt ihr jemals Schmetterlinge gegenüber eurer Frau kennen gelernt? Bei mir war es eher ein ruhiger Fluss im Sonnenschein, angenehm, ein bisschen Kitzeln aber keine Aufregung.

Kleine Schritte scheinen mir jetzt wichtig zu sein. Zeit, sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen, machmal prusten, strampeln und schnaufen, Hauptsache nicht in sich zusammensacken und versinken. Irgendwann hat man die rutschige Schotterpiste hinter sich, kann auf dem glatten Fels mit den Mulden in denen es blüht voran schreiten und die Aussicht genießen.

Klar bin ich am spinnen, aber es hilft. Immer wieder den Mund auftun, es hilft.

LG
Zeev




max65





Status: Offline
Registriert seit: 18.02.2012
Beiträge: 3
Nachricht senden Erstellt am 22.02.2012 - 18:25

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Hi secretgay, hi zeev
DANKE für Eure Antworten! Danke für Eure Unterstützung! Ich werde mich entscheiden MÜSSEN. Ich lass wieder von mir hören.
Auch euch beiden alles Gute!
LG
MAx
Re: Wie geht es jetzt weiter ?
03. November 2012 20:29
Hallo zusammen,

habe gerade beim Lesen meiner alten Beiträge festgestellt, wie lange ich hier schon nicht mehr geschrieben habe, obwohl inzwischen so viel passiert ist. Zeit für eine kurze Bestandsaufnahme.

Seit meinem Outing gegenüber meiner Frau sind jetzt zehn Monate vergangen. Inzwischen habe ich mich auch bei der Familie und allen Freunden und sogar einigen Kollegen geoutet. Dies vor allem, weil ich niemandem mehr irgendetwas vorspielen möchte und mich zudem auch frei bewegen können will. Den jungen Mann, in den ich mich so fürchterlich verliebt habe, habe ich nur noch zweimal ganz kurz gesehen, und das auch eher nur zufällig. Wir haben kaum noch Kontakt und mir geht es inzwischen wieder viel besser. Ich vermisse ihn nicht mehr.

Ich besuche regelmässig Gayparties in verschiedenen Städten und habe begonnen, mir einen schwulen Freundeskreis aufzubauen. Mit meiner Frau lebe ich nach wie vor zusammen, aber nur noch im Rahmen einer Art Wohngemeinschaft. Das ist zumindest mein Verständnis. Ich habe mir inzwischen auch ein eigenes Zimmer eingerichtet und bin aus dem gemeinsamen Schlafzimmer ausgezogen. Sie leidet zwar unter der Situation, aber sie akzeptiert es und versucht, wenigstens eine gute Freundschaft zu erhalten. Wir führen -gottlob - keinen Krieg.

Es gab auch den ein oder anderen netten, aber flüchtigen Kontakt, von dem sie aber nichts mitbekommen hat. Auch die größte Offenheit hat ihre Grenzen und ich will ihr nicht unnötig wehtun.

Vor zwei Monaten habe ich einen sehr netten jungen Mann kennengelernt, mit dem ich mich seitdem treffe. Wir sehen uns jede Woche mindestens einmal, unternehmen verschiedenes in der Freizeit und ich übernachte regelmäßig bei ihm. Meine Frau weiß von dieser Beziehung und es gibt keinen Stress. Ich glaube, ich bin gerade wieder dabei, mich zu verlieben, auch wenn ich durch meine erste negative Erfahrung sehr vorsichtig und misstrauisch geworden bin. Zudem lebt auch er noch in einer Wohnung zusammen mit seinem Ex-Freund, der aber nur am Wochenende da ist. Ich weiss nicht, wie das alles weitergeht, aber gerade fühlt es sich sehr gut an. Ich hoffe einfach das bleibt so.

LG Secretgay
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