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Mein zaghaftes coming out

geschrieben von Aviator 
Mein zaghaftes coming out
15. Juni 2013 06:50
Liebe Leute,

zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich bin 37 Jahre jung und habe vor einem Jahr mit meinem coming out begonnen. Ich habe über Jahre versucht eine Normalität zu leben, Kontakt zu Frauen aufzubauen, wobei ich immer wusste, etwas ist andders, es mir aber nicht eingestehen wollte, oder konnte. Ein erfülltes Leben, oder Sexualität hatte ich nie. Ich habe auch keine anständige Beziehung zuwege gebracht. Ich komme zudem aus einem sehr konservativen Elternhaus, wo über Liebe und körperlichkeiten fast so gut wie gar nicht geredet wurde. Es war halt auffällig, dass ich immer alleine war, keine feste Freundin hatte.Meine Eltern hatten es " aufgegeben". Sicher wurde beruflich, oder auch privat vieles gemunkelt. Vor einem Jahr dann bin ich mit einem verheirateten Ehepaar im Bett gelandet. Ich konnte es kaum glauben. Er sagte er sei Bi. Schlussendlich ist er sicherlich schwul, benutz diie Ehe aber als Schein und gesteht es sich nicht ein und wird aggressiv, darauf angesprochen zu werden. Zwischen dem Mann und mir entwickelte sich mehr....wow... ich habe Gefühle gehbt, die ich vorher nicht kannte. Leider war das einseitig. Er war in so vielen Gay Foren unterwegs und ist nur so durch die Betten gesprungen.Die Frau mittlerweile übrigens auch. Ich war sehr verletzt , am Boden zerstört. In dieser Phase, habe ich in einem aus dem Affekt entstandenen Telefonat meiner Mutter erzählt, ein Mann jabe sich in mich verlibt und ich habe diese Gefühle erwiedert....Bums! Es wurde gehört, kurz gesprochen ich könnte schwul sein...seither scchweigen. Keine Akzeptanz, aber auch keine ABlehnung. Übergang zur Tagesordnung. Bei meinem engsten Freundeskreis habe iich mich auch geoutet, was positivankam. Zwischenzeitlich habe ich Kontakt zu einem anderen Mann, welcher ebenfalls in einer Bezihung war.
Letztenendes ist das alles nur der Anfang eines noch langen Weges. Ich habe noch nicht das / den gefunden, was oder wen ich suche.
Ich bin kein Partygänger, oder passe in die Szene, fühle mich da nicht richtig und anders, weil für mich alles so neu ist, wie für andere mit Anfang zwanzig.
Ich hoffe hier Menschen zu finden, denen es genauso geht, die mich verstehen.

Bei Fragen einfach melden, ich freue mich!

So nun werde ich in den wohlverdienten Urklaub fahren, das letzte Jahr revue passieren lassen und freue mich auf Kontakt

Andreas
Re: Mein zaghaftes coming out
15. Juni 2013 17:23
Lieber Andreas,

vielen Dank für Deinen Bericht. Da hast Du ja schon Einiges geschafft, indem Du Dich geoutet hast - auch wenn es nicht immer so aufgenommen wurde, wie Du es Dir vielleicht erhofft hattest. Aber Deine Freunde reagierten z.B. positiv, das ist doch schon was :-)

Wie nun weiter? Ja, das kenne ich. An dem Punkt stehe ich irgendwie auch, und das seit Jahren. Mit der eigentlichen "Szene" konnte ich lange nicht so viel anfangen. Bin nicht so der Fan von ONSs, was nichts ausschließen mag, aber ich habe für mich bemerkt, daß es nicht zwingend das ist, was ich suche bzw. daß bei mir meist ein schaler Beigeschmack blieb.
Ich verstecke mich aber auch nicht, haben einen großen schwulen und Hetero-Freundeskreis, da brauche ich mich auch gar nicht beklagen. Ich arbeite auch ehrenamtlich inzwischen bei einigen schwulen Gruppen (Filmwoche, Radio, Schwusos etc.) und lerne auch viele Leute kennen. Ich bin wohl auch nicht gerade unbeliebt, allerdings wohl eher der "Freund"-Typ.
Einen "richtigen" Partner hatte ich nur einmal, leider war die Partnerschaft nur kurz (Fernbeziehnung) und daraus entstand dann eine gute Freundschaft, die allerdings seit zehn Monaten "auf Eis" liegt, was mich mehr lähmt (ich weiß nicht, warum diese aktuelle Situation ist, und das hemmt mich eher, andere Freundschaften etc. einzugehen) als daß es mir hilft.
Das mit der "Szene" hat sich inzwischen ein wenig relativiert, weil ich in die Clique von ein paar weitgehend deutlich jüngeren Freunden reingerutscht bin (ich selbst habe das gar nicht so gesucht, bewege mich eigentlich sonst eher unter grob Gleichaltrigen), die mich nun ein wenig mitziehen und so lande ich nun doch ab und an bei Partys etc.
Hinzu kommt, daß ich durch meine Arbeit beim Radio und bei der Filmwoche nun auch ein paar Leute kenne, und während ich mir früher auf den Partys eher fehl am Platze fühlte, treffe ich heute oft auf viele Bekannte.
Problem ist dennoch, daß ich nicht immer gerne tanze - nur weil ich schwul bin, hat sich bei mir leider kein "Tanz-Gen" entwickelt. Ich mache es in der Clique, aber dann eher, weil ich es mit IHR zusammen mache. Mich selbst reizt es nicht so.
Aber inzwischen gehe ich damit schon etwas offener um, bin da selbst etwas überrascht.

Ich kann aber Deine Situation wohl schon etwas nachvollziehen, da ich genau das gleiche Problem hatte und habe. Irgendwie denke ich, daß ich wohl eher der "Freundes-Typ" bin (ist ja auch ein Kompliment und sehr schön), aber weniger der Partner. Meine Situation mit meinem Ex zeigt das ja auch und manchmal denke ich, der Zug ist halt abgefahren. Aber natürlich ist da dennoch auch der Drang, mal einen Partner zu finden.
Vielleicht bin ich auch zu anspruchsvoll? Keine Ahnung.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Glück, Erfolg und Durchhaltekraft. Bin gespant, wie es bei DIR weitergeht!

Viele liebe Grüße,
sagt Mickey2 :-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.06.13 17:44.
Re: Mein zaghaftes coming out
17. Juni 2013 16:33
Hallo Aviator,

Quote
Aviator
Letztenendes ist das alles nur der Anfang eines noch langen Weges. Ich habe noch nicht das / den gefunden, was oder wen ich suche.
Ich bin kein Partygänger, oder passe in die Szene, fühle mich da nicht richtig und anders, weil für mich alles so neu ist, wie für andere mit Anfang zwanzig.
Ich hoffe hier Menschen zu finden, denen es genauso geht, die mich verstehen.

Gratulation zu dem Mut, Dein Leben in die Hand zu nehmen und hier zu schreiben.

Alles das, was Du von Elternhaus und Jugendzeit erzählt hast, kann ich sehr gut nachvollziehen... nix mit Liebe, Körperlichkeit, Zärtlichkeit ... nix mit Aufklärung ... nix Freundin ... nix Party ...

Und im weiteren Leben bei mir dann doch noch Freundin/Frau ... und dann auf jeden Fall endlich KÖRPERLICHKEIT, SEX, ZÄRTLICHKEIT ... für mich von 0 auf 100 ... doch es war die Mogelpackung (das es nur von 0 auf 5 war, habe ich erst herausgefunden, als ich mit einem wildfremden Mann im Bett war ...)

Das Thema Outing bist Du ja eher "spontan" angegangen ... scheint nicht sooo schlimm gelaufen zu sein (auch bei mir hat die Familie mir dann gesagt, dass sie sich damals schon gewundert haben, dass ich noch mal 'ne Frau bekäme)

Sex-Date, Freundschaft, Liebe, Partnerschaft, alles das habe ich hinter mir ... und zur Zeit einen Freund :-)

Ob Du letztlich Party- oder Szenegänger bist ... keine Ahnung, im Moment sträubt sich noch was in Dir ... Du hast Angst, etwas zu machen, was die Leute von 13 - 20 machen, nämlich "Pubertät".

Mir war es egal, ich habe es gemacht, ich habe meine Pubertät nachgeholt, und ich mache es noch manchmal.

Für mich war es richtig und wichtig, ansonsten hätte ich es immer unterdrückt (und Unterdrücken ist schei**).

Die meisten Leute, die von Party oder Szene abraten oder schlecht denken, sind, wenn überhaupt, nur ein- zweimal dort gewesen ... von daher ... Probieren geht über Studieren.

Ja, es ist neu, wie mit Anfang 20 ... allerdings ist man, glaube ich dann etwas schneller durch ;-)))

Ich wünsche Dir, dass Du Dein neues Leben genießt ... Du hast lange genug drauf gewartet :-)

lg

Victor
Re: Mein zaghaftes coming out
29. Juni 2013 22:39
Liebe Leute,

frisch erholt und echt entspannt aus dem Urlaub zurück, danke ich Euch für die Antworten. Ehrlichgesagt habe ich in den letzten zwei Wochen viel nachgedacht und für mich beschlossen, alles ist gut...so wie es gerade ist. Tj aauch wenn ich wahrscheinlich tatsächlich noch etwas Pubertät Nachholbedarf habe. Trotzden, das ist und bleibt nicht einfach, gerade, da mein anderes " sonstiges "Leben gar nicht pubertär ist, sondern recht entwickelt.. Nun ja ich bin gespannt.
Jetzt ersteinmal auspackensmiling smiley

Gruss
Andreas
Re: Mein zaghaftes coming out
29. Juni 2013 23:06
Hallo,

Quote

Tj aauch wenn ich wahrscheinlich tatsächlich noch etwas Pubertät Nachholbedarf habe. Trotzden, das ist und bleibt nicht einfach, gerade, da mein anderes " sonstiges "Leben gar nicht pubertär ist, sondern recht entwickelt..

willkommen in der Realität ... aber lass Dich beruhigen:

Ich habe das auch erlebt, dass ein gehörig Maß an Pubertät nachgeholt werden will.spinning smiley sticking its tongue out

Tatsächlich hat das "Alltagsleben" genug Reserve, um auch mal auf Sparflamme oder Notbetrieb zu laufen grinning smiley ... ein paar Tage nicht sooo früh im Büro ... zu Hause nicht sooo aufgeräumt ... nicht jeden üblichen Termin "der alten Welt" wahrgenommen ... dafür "auf Trebe" gewesen ... gelebt, probiert ... smiling bouncing smiley

... wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre ich kaputtgegangen ... jetzt habe ich vieles im Schnelldurchlauf erlebt ... nicht alles muss ich nochmal haben, aber ich bin froh, dass ich das alles jetzt aus eigener Erfahrung kenne ...

Wünsche viel Spaß und Erfolg in Deiner neuen Welt ... (und man muss die alte nicht komplett verlassen oder verleugnen!)

lg.
Victor
Re: Mein zaghaftes coming out
30. Juni 2013 10:31
Hey,
na ich bin jedenfalls gespannt und guter Dinge! Alles muss ich vielleicht nicht machen, wäre auch in einer Erstform der Pubertät wahrscheeinlich eher der zurückhaltendere gewesen, aber wer weiss.)) Und was soll ich sagen, meine "männliche Ersterfahrung" von der ich berichtet habe hat sich in meiner Abwesenheit gemeldet, tja bin wohl einen Schritt weiter, tut nicht mehr weh! das finde ich gerade klasse.
Ob ich das mit dem Gang runterschakten so schaffe..mal schauen, ich glaube eher es geht jetzt gerade noch mehr rund. Aber so energiegeladen wie ich bin. Und natürlich, auch das muss ich erwähnen, ich bin irgendwie wirklich glücklich, das ich nicht der einzige Spätzünder bin! das tut so unheimlich gut, auch wenn ich hier niemandden persönlich kenne !

Andreas
Re: Mein zaghaftes coming out
30. Juni 2013 13:18
Hallo Aviator,

na, das hört sich doch sehr gut an.

"Gang runterschalten" ... ok irgendwann ist das mal fällig, aber vorher kann man ruhig mal einen Gang zu legen, denn bisher ist man ja fast mit Standgas gefahren.
Es ist wie an der Kreuzung, die Ampel geht auf Grün, manche gehen mit Kavalierstart davon, andere genießen im 1. Gang ausführlichst den Weg von der Haltelinie bis zur anderen Seite der Kreuzung grinning smiley

(Es gibt hier Leute, da würde ich mich tierisch freuen, wenn die mal losfahren würden ....)

Wünsche Dir viel Spaß, beim Umsetzen Deiner "Glücklich-Energie"

(Dass da ab und zu ein Rückschlag oder ein Fettnäpfchen lauert, muss ich Dir nicht sagen ...)

lg.
Victor
Re: Mein zaghaftes coming out
30. Juni 2013 13:28
Hi Andreas,

welcome back. Das hört sich doch bei Dir eher sehr positiv an. Und ob Du nun einen Gang zulegst, im Tempo bleibst oder etwas zurück schaltest, das kannst Du ja ganz vorsichtig testen. Es gibt keine Regeln außer denen, die Du selbst vorgibst.
Pass nur auf, daß DU Dich immer wohl fühlst und Dir alles gut tut. Alle drei Geschwindiglkeiten oben haben Vor- und Nachteile.

Also: einfach mal schauen, nicht auf Andere sondern nur auf DICH hören!

Liebe Grüße,
sagt der Mickey2 :-)
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