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Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?

geschrieben von Mischa73 
Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
29. Mai 2013 00:03
Hallo zusammen,

es wäre leicht für mich, hier viele Seiten vollzuschreiben. Stattdessen die Kurzversion - dann bleibt Stoff für weitere Beiträge winking smiley :

Mit 12 habe ich ganz klar auf Jungs gestanden, habe aber von der Materie noch nichts verstanden und kaum was gewusst. Egal, ob es um "homo" oder "hetero" ging. Klar war, "anständig" wie ich erzogen war: Alles, was mit Ausziehen und Anfassen zu tun hat, ist pfui und geht gar nicht! Daran habe ich mich bravstens gehalten.

Mit 13 war ich mördermäßig in einen Klassenkameraden verliebt. Verboten, igitt! Hier habe ich gelernt, wie man Liebe ignoriert, unterdrückt, aussitzt bis sie endlich weg ist. Und das, ohne jemandem etwas davon zu sagen und ohne, dass es jemand mitbekommt.

Mit 14 habe ich langsam angefangen, von der Materie etwas zu verstehen. Vor allem: Schwul sein geht gar nicht! Ein zaghafter Versuch, aus Political Correctnes etwas mit einer Klassenkameradin anzufangen, ist naturgemäß fehlgeschlagen. Ihre Reaktion war nicht schön, und ich habe gelernt: Meine Liebe anzubieten (nein ich meine NICHT den Bordstein!) ist ungefähr so attraktiv wie jemandem ein faules Stück Obst anzubieten.

Pause bis 18.

Mit 18 habe ich mich zum ersten mal in ein Mädel verliebt. Als Spätzünder habe ich mich aber so dämlich angestellt, dass das nichts werden konnte. Gelernt habe ich: Aha, das mit dem faulen Obst stimmt.

Mit 19 das zweite mal in ein Mädel verliebt: Jetzt hatte ich keinen Mut mehr, einen Anlauf zu nehmen.

Pause bis 25.

Mit 25: Die große Katastophe. "Unsterblich" in ein Mädel verliebt, als Unerfahrener so dumm angestellt, dass sie gar nicht anders konnte als ablehnen. Da ist in mir echt was kaputtgegangen. Und ich habe gelernt, dass Liebe definitiv doch sterblich ist.

Danach: Aus Frust angefangen, mich in Gaychats rumzutreiben. Anfangs fand ich das schräg, aber die Chats waren irgendwie entspannend. Und auch anregend. Aber: Ich war immer noch sicher, klar hetero zu sein.

Mit ca. 30: Vorsichtig darüber nachgedacht, ob ich nicht doch bi sein könnte. Mittlerweile hatte ich das Gefühle totschlagen so weit kultiviert, dass ich verstandesmäßig an die Frage ran bin. Das Ergebnis: WENN ich bi war, hatte ich die freie Wahl zwischen Männern und Frauen, und wenn es gesellschaftlich einfacher war, sich für die Frauen zu entscheiden, sollte ich das auch tun.

In den nächsten Jahren weitere Anflüge von Verliebtheit in Frauen, aber erotisch habe ich mich immer mehr in Richtung Männern orientiert. Scheiß Gewohnheit, das konnte nur durch Konditionierung kommen, vom zu häufigen Rumtreiben in Gaychats! So habe ich das bis vor kurzem gesehen.

Mit 37: Eine vollgesoffene Bekannte hat sich verplappert: "Sorry, aber du kommst irgendwie nicht männlich rüber!" Die tausend Entschuldigungen am nächsten Tag waren unnötig: Ich war zwar leicht beleidigt, aber das Statement hat einige meiner vergangenen Misserfolge erklärt.

Mit 38: Burnout. Bis jetzt hatte ich keine einzige Beziehung im Leben gehabt und mich voll auf Beruf und Vereinsmeierei konzentriert. Jetzt hatte der Beruf mich fertiggemacht, und in den Vereinen bin ich mir auch langsam ausgenutzt vorgekommen. Diagnose: Depressionen. Stationäre Behandlung, Rausschmiss wegen Krankheit, Psychotherapie.

Mit 39: Die Kräfte kommen wieder. Meine Einstellung zur Arbeit, zu meinem eigenen Selbstwert, zu meinem sozialen Umfeld, das alles bin ich leicht am korrigieren. Keine Brüche, eher Feinjustierung, aber das Leben sieht plötzlich anders aus. Vor allem: Um psychosomatische Beschwerden (also ECHTE körperliche Beschwerden, die von der Psyche hervorgerufen werden) in den Griff zu kriegen, MUSS ich meine so wunderbar kontrollierten Gefühle wieder reaktivieren. Ein Scheißgefühl ist das, muss ich sagen. Mir war vorher nicht bewusst, wie leer mein Leben ist und wie viel Wut sich darüber aufgestaut hat, dass ich nicht ich sein darf.

Irgendwann hat mein Psychotherapeut mir angedroht, dass das Thema "Arbeit" langsam ausgelutscht ist und wir zum Thema "Beziehungen und Sexualität" kommen sollten. Daraufhin habe ich mein inneres Coming Out durchgearbeitet: Ich halte mich nach wie vor für bi, weil ich emotional nur zu Frauen und erotisch nur zu Männern hingezogen bin. Aber auch ein bi-Coming Out ist ein Coming Out...

Jetzt steht an: Reha.

Soll ich die Chance nutzen und in der Fremde ein Probe-CO wagen? Was kann ich gewinnen, was kann ich verlieren? Oder soll ich die Sache auf sich beruhen lassen? Immerhin bin ich über 25 Jahre auch so zurecht gekommen....

Fragen über Fragen und eine Scheißgeschichte, was das Thema Liebe angeht...

Gruß

Mischa



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 29.05.13 00:12.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
29. Mai 2013 07:28
Hi Mischa,

danke für Deine Geschichte und herzlich willkommen hier im Forum smiling smiley

Mann-O-Mann, da hast Du ja einiges durchgemacht. Manches kommt mir auch sehr bekannt vor. Wobei ich mir immer sehr sicher war, daß ich schwul bin und bi immer nur als kleine "Resthoffnung" am Horizont im Blick hielt.
Mir scheint es nach Deinem Bericht, daß es schon ganz wichtig für Dich wäre, würdest du Dir auf jeden Fall klarer, ob Du nun bi oder schwul bist. Bist Du "richtig bi" oder ist das nur eine Flucht und Hoffnung? Du schreibst, daß Du emotional eher zu Frauen tendierst, erotisch eher zu Männern. das finde ich sehr spannend, vor allem warum emotional zu Frauen und weniger zu Männern? Fände ich eine wichtige Frage. Ist das wirklich wo, oder ist es so, weil nur das "sein darf"?
Ich muss von mir sagen, daß ich - der ich aber kaum was mit Männern habe - ganz klar auf Männer stehe, aber auch emotional ganz klar in ihre Richtung stehe. D.h. auch bei Heterofreund/innen komme ich i.d.R. immer auch mit den Männern besser klar bzw. finde sie spannender, obwohl ich sehr (!) gute Freundinnen habe. Das war vor und ist auch jetzt nach meinem Coming Out so.
Vor meinem CO wollte ich meine Sexualität nie ausleben, aber diese Tendenz wa dennoch immer vorhanden - in der Schule schon, im Studium etc.
ABER - und dieser Gedanke kam mir - ich hätte mir in einem anderen Umfeld sicher auch gut vorstellen können, daß mein Unwille, mich zu outen und mein Drang "normal" zu sein hätte schon auch so stark sein können, daß ich mich in eine Beziehung zu einer Frau inkl. Familie hätte "hineinsteigern" können. Einfach" normal" zu sein hätte zeitweise für mich so attraktiv sein können, daß ich auf eine erfüllte Sexualität verzichtet hätte. Dafür hätte ich mir ein schönes Zuhause und einen erfüllten Beruf mit viel Arbeit und Erfüllung halt genau darin vorstellen können.
Ich tat das nie und habe mich dann Anfang 30 geoutet, aber diese Gedanken waren da. Wie weit mich das getragen hätte und ob ich dann später Schichbruch erlitten hätte, das weiß ich nicht. Ich höre aber von Vielen, die diesen Weg wählen und dann zehn Jahre später eben von dem Scherbenhaufen ihres und dem ihrer Partnerin stehen.

Will sagen: vielleicht "erlaubst" Du Dir die Emotionalität nur bei Frauen, weil es bei Männern nicht so sein soll? Das solltest Du vielleicht überprüfen. Denn Männer zu lieben sollte auch bedeuten, sie emotional zu lieben und nicht nur zur sexuellen Befriedigung widerwillig zu nutzen. Ich schreibe das etwas extrem, aber Du weißt sicher, wie ich das meine?

So als Laie empfinde ich das als einen Knackpunkt in Deiner Geschichte. Und da Du schon das Burn-Out hattest, wäre es vielleicht gut, wenn Du nun Dein Leben hinterfrägst, um bisherige verdrängte Seiten an Dir aufzudecken und danach gestärkt aus dieser Phase Deines Lebens neuzustarten.

Das so meine ersten Gedanken zu Deiner Geschichte. Vielleicht hören wir ja noch mehr von Dir? Würde mich freuen.

Alles Liebe und Gute und ganz viel Kraft und Ausdauer bei Deiner Reha,

wünscht der
Mickey2.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
29. Mai 2013 22:39
Hallo Mickey,

danke für deine klaren Gedanken!!!

Wenn damals mit 25 die Liebe zu der damaligen Mitbewohnerin in der WG nicht so stark gewesen wäre, dass in mir echt innerlich der Glaube an Liebe und das Gute von Gefühlen zerbrochen ist, würde ich heute sagen: Klar, ich bin schwul, alles andere war Tarnung.

Aber kann es so was geben? Dass man innerlich zerbricht, ohne WIRKLICH die Frau zu lieben?

Andererseits: Ist das nach fast 15 Jahren noch relevant? Seitdem war ich zwar öfters emotional zu Frauen hingezogen, mehr oder weniger verliebt. Aber ehrlich gesagt war mir immer der Gedanke zuwider, daraus auch eine Bettgeschichte zu machen.

Deshalb ist deine Frage sehr gut, ob ich nie emotional zu Männern hingezogen war, nur weil es nicht sein durfte. Bei einem Blick auf meine eigene, selbst aufgeschriebene Geschichte ist mir aufgefallen: Meine erste Liebe war mit 13 in einen Klassenkameraden, und zwar sowas von...

Kann man sich emotionales Hingezogensein so sehr selbst verbieten, dass nie eine Liebe oder Verliebtheit entsteht? Falls ja, kann das bei mir durchaus passiert sein.

Die wichtigere Frage wäre dann: Kann man es sich selbst wieder erlauben und so tatsächlich emotionale Nähe zu Männern zulassen?

Liebe Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
30. Mai 2013 07:28
Hi Mischa,

ob man sich das Verlieben verbieten kann, weiß ich nicht. Ich verliebe mich oft aber eher unglücklich in Männer - sind dann meist Männer, die für mich nicht möglich sind etc.
Aber in der Zeit, daß ich zwar wußte, daß ich schwul bin, aber es nie ausleben wollte, habe ich mir z.T. den Blick auf Männer ab- und den auf Frauen eher antrainert. Ich habe mir auch abtrainiert, je auf ein Glück mit einem Partner zu hoffen und mich voll in den Alltag, in Stress, in Projekte und auch in Freundschaften geworfen. Alles was von Partner ablenkte, war erwünscht.
Ich bin inzwischen ca. zwölf Jahre geoutet, könnte nun relativ offen schwul leben, aber diese Mechanismen sind noch immer da. Es fällt mit schwer zu flirten, ich schaue selten Männern nach, ich werfe mich gerne in 1000 Aufgaben aber nicht in Beziehungen etc. Das fast 20jährige verwehren jat seine Spuren hinterlassen (ich wußte so ab 12 Jahren etwa, daß ich eher schwule bin).
Es wird nach und nach besser, ich lerne etc. Aber es ist für mich ebenso schwer, es wieder anzutrainieren, wie sich dies alles früher abzutrainieren.
Ich hatte allerdings nie - trotz Angebote - was mit Frauen, weil mir immer zu klar war, daß ich auf Männer stehe.

Aber ich weiß auch von schwulen Männern um mich herum, die heute wirklich "sowas von schwul" sind, die einst völlig normal Frauen liebten, kaum Männer trafen und noch nicht mal "beste Freunde" hatten. Das konnte ich mir nie vorstellen, aber bei ihnen war das so. Sie waren mit den Frauen scheinbar glücklich, wenngleich es sexuell wohl nicht soooo toll war. Aber es gab keine Vergleichsmöglichkeiten für sie. Meist waren es dann die Frauen, die sich schließlich trennten und erst danach war das CO. Ein Bekannter von mir lebt seitdem eigentlich nur mit Männern, wohnt heute mit seinem Partner zusammen. Aber diese Erkenntnis kam erst sehr spät, vorher hatte er diese Seite an sich völlig verdrängt, wie er mir erzählte.

Es soll natürlich auch "bi" geben ;-) Das ist natürlich auch möglich. Was mich irritiert ist, daß Du schreibst, daß sie Dich aber körperlich nicht so anziehen. Denn "da dürftest Du ja", wenn wir das Modell mit "Verdrängung" mal daran überprüfen. Seltsam, daß es dann so ist.

Ist aber wieder nur so ein Gedanke. Richtig herausfinden kannst es natürlich nur Du selbst.
Aber ich finde, Du bist auch schon auf einem guten Weg, Du machst Dir ja gerade sehr viele Gedanken und hörst in Dich hinein.

Viele liebe Grüße,
sendet Mickey2 thumbs up
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
30. Mai 2013 09:42
Hallo,

ich kann nur Mickeys Ausführungen bekräftigen.

Ich halte es für wichtig, dass du dich dem Thema Homo-/Bisexualität stellst und das aufarbeitest. Ich denke, das ist einer der Kerne deiner jetzigen Problemlage. Wenn du da nicht dran gehst, läufst du Gefahr wieder ins Loch zu fallen. Jetzt ist die Chance für einen Neuanfang. Die Reha ist vielleicht ein guter Anlass dich zu öffnen. Du bist in der Fremde. Du triffst keinen der Leute wieder.

Wenn dein aktueller Therapeut auf dem Gebiet verdrängte Homosexualität nicht so bewandert ist, dann such dir jemanden der das kann. Ein guter Freund hatte auch seine Homosexualität verdrängt und mit deshalb deutlich Burnoutsympthome. Er hatte das riesige Glück an den richtigen Therapeuten geraten zu sein, der ihn mit Anfang 40 auf den richtigen Weg gebracht hat. Im Nachhinein ärgert er sich über die "verschenkten" Jahre, die er noch nicht schwul gelebt hat.
Sehr hilfreich kann sein, mal zu einer schwulen Gruppe zu gehen. Der erste Schritt ist wahnsinnig schwer, aber es lohnt sich. Scheu dich nicht ein Stück zu fahren. Es ist alles viel leichter, wenn man keine Angst haben muss, erkannt zu werden. So fahre ich 35km in die übernächste Großstadt, statt zu der Gruppe zu gehen, die ihre Räume kaum 500m von mir hat.
Nicht zu letzt kann der Freundefinder des Forums ein Startpunkt sein. Triff dich mal mit einem zu einer Tasse Kaffee und einem netten Gespräch.

Ein erster Schritt nach außen könnte sein, dass du einfach mal schwule Männer kennenlerst. Nicht um mit ihnen ins Bett zu steigen, sondern für einen normalen freundschaftlichen Kontakt. Du wirst merken, dass die allermeisten unheimlich nette, ganz normale Männer sind. So könntest du erst mal vorsichtig dich heran tasten und Mauern im Kopf abbauen.

LG
Perseus
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
30. Mai 2013 13:12
Lieber Mischa,

da kann ich wiederum Perseus nur unterstützen. Und denke immer daran: Du wirst ja bei so etwas auch nicht "schwul gemacht". Wenn Du es nicht bist, dann findest Du es dort ja auch heraus. Aber es wäre für Dich sicher gut, wenn Du wüßtest, was mit Dir los ist.

Und schreibe uns gerne weiter - wenn Du magst, dann natürlich auch privat.

Liebe Grüße,
sagt Mickey2.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
30. Mai 2013 21:31
Hallo Mischa,

auf die Gefahr einiges zu wiederhole, was Perseus & Micky2 schon geschrieben haben. Um einen Einblick in wirkliches gelebtes schwules Leben zu bekommen kann ich nur empfehlen sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.
Ich selber (14 Jahre verheiratet, ein Sohn, coming out mit 48) hab meine ersten Eindrücke von schwulem Leben in einer Selbsthilfegruppe (damals den schwulen Vätern) gewonnen.
Übrigends eine der Gründe warum ich vor drei Jahren eine Selbsthilfegruppe in Bremen gegründet habe.
Überall im Lande gibt es Selbsthilfegruppen der schwulen Väter. Mann muss nicht unbedingt schwuler Vater sein, um da mitzumachen.
Der erste Besuch erfordert sicher jede Menge Kraft, aber es lohnt sich.......
Und wenn einem die Gruppe nicht gefällt, hat mann schlimmstenfalls einen Abend vergeudet......

Zum Thema schwul oder bi........
Muss mann unbedingt in eine Schublade passen ??????
Viel wichtiger ist doch, das mann einen Menschen findet, den mann lieben kann und der(oder die) einen liebt.......
Nach der Trennung von meiner Ehefrau dachte ich nie wieder einen Menschen lieben zu können, das Leben hat mich eines besseren belehrt. Jetzt lebe ich schon über 4 Jahre mit einem Mann zusammen, und wir lieben uns noch immer.....

Ich würde Dir den Rat geben wollen, geh raus in die (schwule) Welt und lerne neue Menschen kennen und hab Spass. Alles Andere kommt dann irgend wann von selber. Auch die Sache mit dem Coming out wird sich sich dann schon fast wie von selber ergeben.

LG
Fred
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
30. Mai 2013 22:14
Hallo,

falls dich Selbsthilfegruppe abschreckt. Es gibt alle möglichen schwule Freizeitgruppen: Wandergruppe, schwuler Sportverein, schwule Motorradfahrer, schwule Kulturfreunde, schwuler Spieletreff, schwule Freizeitunternehmungsgruppe, schwuler Stammtisch, schwule Filmfreunde, schwuler Fußballfanclub, Homosexuelle und Kirche...

LG
Perseus
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
31. Mai 2013 09:15
Hallo Mischa,

auch von mir ein verspätetes Willkommen und Gratulation, dass Du es auf unsere Seiten geschafft hast.

Ich (63, verheiratet, 2 Töchter im Studium) habe mich erst im Februar aus der Deckung gewagt. Die Frage nach schwul - bi - hetero hat mich lange umgetrieben. Fred hat schon Recht, muss alles in eine Schublade passen? Trotzdem braucht wohl jeder von uns sowas, wie eine Positionsbestimmung. CO bedeutet ja dann auch, diese Position festzuklopfen und sie einem Kreis von Freunden und Verwandten mitzuteilen. Dazu muss man sie erst mal haben.

Aber 3 Schubladen, schwul, bi und hetero reichen mir nicht. Ich war früher, als ich meine Kinder gezeugt habe (und mit Vergnügen!) nicht mehr hetero, als ich es heute bin. Es sind also keine Schubladen, es ist eine Skala, auf der jeder von uns seinen eigenen, individuellen Platz hat. Mehr oder weniger willkürlich nennen wir ein Ende schwul, und das andere Ende hetero, wobei die Übergangsbereiche unklar und verschwommen bleiben.

Welcher Aspekt dann zur Ausprägung kommt, hängt einmal davon ab, wie ausgeprägt man zu der einen oder anderen Seite tendiert. Und es hängt von zahlreichen äußeren Einflüssen ab, wie Erfahrungen, Erziehung, moralische und religiöse Konzepte, Wunschvorstellungen und Ängste, Druck und Zwänge aus dem Umfeld, nicht zu Vergessen unser eigener Hang zur Verdrängung, die Liste ist riesig.

Ich weiß heute, dass ich klar auf Männer stehe. In der kurzen Zeit seit Februar habe ich einiges an Erfahrungen sammeln können, von schnellem anonymen Sex bis zu einer ersten, noch instabilen Beziehung und weiß, wie erfüllend und befriedigend es ist, mit einem Mann zusammen zu sein. Alles hat sich plötzlich so richtig angefühlt, ich wußte, dass ich endlich angekommen war! Eine Mischung von Einflüssen, wie ich sie aufgezählt habe, hat es mir erlaubt, meinen schwulen Anteil über 40 Jahre beiseite zu schieben. Ich bin aber immer noch dabei, die Fäden zu entwirren, denn ich möchte mich gerne selbst verstehen!

Ich finde es gut, dass Du in der Lage bist, zu beiden Geschlechtern Beziehungen aufzubauen. Warum auch nicht? Ich kann sehr gut mit Frauen, weil ich nichts von ihnen will. Die merken das instinktiv und fühlen sich nicht als Sexobjekt, sondern auf Augenhöhe behandelt. Und Männer finde ich sexuell attraktiv (bei weitem nicht alle!), aber wenn die körperliche Seite stimmt, kommt die Gefühlsseite schnell hinterher. Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen und sagen: probiere das doch mal aus!

Schöne Grüße

Volker
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
01. Juni 2013 22:46
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten!

Selbsthilfegruppe klingt jetzt erstmal nicht so verlockend. Ich hatte die letzten 1 1/2 Jahre für meinen Geschmack eigentlich genug Gruppe und Therapie winking smiley Dass ich mich jetzt langsam aus der Deckung traue, zeigt auch mir, dass es wieder besser geht. Deshalb gefällt mir die Idee mit einer etwas weiter entfernten Stadt ganz gut, wobei ich erstmal an Kneipen denke. Nicht zum Aufreißen oder aufgerissen werden, sondern zum Quatschen an der Theke. Auf diesem Parkett fühle ich mich sicher und eher relaxed als woanders. Ich schätze, Köln wäre da eine ganz brauchbare Adresse, oder? In Reichweite wären noch Mainz und Darmstadt...

Euer Denkanstoß mit den Schubladen einerseits und dem fließenden Übergang andererseits gefällt mir. Und das ist auch genau das, was mein Therapeut gesagt hat smoking smiley Wenn ich gleich aus drei Richtungen das selbe höre, muss was dran sein!

Bevor ich locker(er) an die Sache rangehen kann, um einfach mal Kontakt aufzunehmen und zu sehen, wie wohl ich mich fühle, möchte ich aber wissen: Wie homophob ist "die Welt" in der Praxis? Ein paar Erfahrungsberichte von Euch wären nicht schlecht. Und ich glaube, in der Reha warte ich zwei Wochen ab und spreche das Thema dann an, um zu sehen was passiert und um einen Vorher-Nachher-Vergleich zu haben. Es wäre echt schade um die Chance, wenn ich das nicht machen würde.

Wenn ich sagen soll, was dabei denn mein Ziel ist, muss ich glaube ich sagen: Ich will ich sein dürfen. Eine Beziehung oder Partnerschaft muss da überhaupt nicht rauskommen, vielleicht bin ich mittlerweile ja auch viel zu spleenig dafür, so als Dauersingle. Aber ich will nicht mehr darauf achten, zur Tarnung ab und zu mal "ja stimmt" zu sagen, wenn Kumpels meinen "kuck mal, die sieht ja geil aus". Ich will auch mal bei einem Mann hinterherkucken, statt krampfhaft geradeauszuschauen, während ich mich auf den Augenwinkel konzentriere. Na ja, und so Kram halt. Wenn mehr dabei herauskommt, ok winking smiley

Oder mit neuer Entspanntheit funkt's dann doch noch bei einer Frau. Keine Ahnung. Und ja, drei Schubladen sind zu grob eingeteilt, und wofür soll man sich vor der Zeit und ohne Not festlegen?

Schöne Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. Juni 2013 08:45
Hi Mischa,

das Du nicht unbedingt in einen Selbsthilfegruppe möchtest, finde ich o.k., das war für mich auch keine Option, als ich im CO steckte. Ich hatte "damals" noch nicht mal Internet, das kam dann bald dazu und u.a. CO30.de und die Leute hier haben mir dann ziemlich geholfen. Es war gut, viele unterscheidliche Meinungen und Erfahrungsberichte zu lesen und hören.

Mache es nach Deiner Methode und schau, was Dir möglich ist und was nicht, zumal Du ja erst noch herausfinden musst, was mit Dir los ist - ergebnisoffen.

Pass' auf mit der "Szene". Es kann ganz gut sein, sich da hineinzustürzen und zu schauen, was passiert. Vielen hilft das sehr. Mich hat sie damals eher abgeschreckt, weil ich mich WEGEN DER SZENE plötzlich nicht mehr dazugehörig fühlte. Mir war vieles zu oberflächlich und ich stellte dann sogar in Frage, selbst schwul zu sein (obwohl das außer Frage stand), weil dies nicht meine Welt war. Heute kann ich besser damit umgehen, aber anfangs warf mich das zurück. Aber - wie gesagt - für andere war sie gut.
Lass Dich vielleicht auch nicht vom Überangebot einer Stadt wie Köln täuschen. Ich bin ab und an dort, liebe Köln und haben ein paar Freunde und Bekannte dort. MIT IHNEN bin ich gerne da, habe aber für mich bemerkt, daß diese Fülle an Angeboten und Eindrücken mich eher erschlägt und mir nicht hilft. Ich mag lieber den etwas überschaubareren Rahmen, der ja dennoch anonym ist. Darmstadt und Mainz sind vielleicht auch ein guter Anfang zum testen? Und schau auch erstmal, was Deine Welt in der Schwulen Welt sein kann: Party? Kneipe? Verein? Andere Veranstaltungen? Zwinge Dich nicht irgendwohin, wo Du Dich nicht wohlfühlst. Im Internet findest Du sicher in der Stadt Deiner Wahl Möglichkeiten, wo Du andere Schwule treffen kannst.

Alles nur Gedanken dazu, vielleicht hilft es Dir aber auch, Dich tatsächlich in eine Party zu werfen? Es gibt viele Wege ;-)

Wie homophob Dein Umfeld ist, ist schwer zu bewerten. Ich für mich kann sagen, daß ich VOR meinem CO große Angst hatte, diesen Schritt zu gehen. Ich hatte weniger Angst, daß ich vestoßen würde, aber ich hatte Angst vor den Reaktionen im Kleinen, vor einem langsamen Rückzug meiner Freunde zum Beispiel etc. Es geschah aber nichts dergleichen, ich hatte keine einzige negative Erfahrung, da hatte ich sicher großes Glück - und gute Freunde. Ich lebe in einer mittelgroßen Großstadt (Freiburg) und habe auch heute, da ich etwas offener schwul bin (wenngleich man es mir aber sicher nicht ansieht), kaum den Eindruck, daß es mir schadet, bislang hatte ich kaum bis keine negative Erfahrungen gemacht.
Das mag aber natürlich bei anderen anders gewesen sein. Bin gespannt, was Du berichtet bekommst.

Solltest Du aber schwul sein, dann solltest Du auch nicht darauf hören. Menschen, die Dich lieben und mögen, werden, wenn sie gute Freunde sind, Dich weiter lieben und mögen. Daß Du ggf. schwul bist, ist ja nur ein "neuer" Aspekt an Dir, der restliche "Mischa" bleibt ja erhalten. Oft ist das CO für das Umfeld viel weniger wichtig als für Dich. Auch das habe ich bemerkt.

So, dies ein paar Gedanken zu einigen Deiner Fragen. Ich wünsche Dir weiter viel Erfolg und Kraft und hoffe, daß Du bald herausfindest, was nun mit Dir los ist. Ich finde es übrigens nicht soooo unwichtig, herauszufinden, ob Du nun "schwul" oder "bi" bist. Es würde Dir einfach sehr viel über Dich selbst sagen und Du kannst entsprechend leben. Klar kann man auch schauen, was so passiert, aber ich fühle mich wohler damit, zu wissen, was (wohl) mit mir los ist.

Liebe Grüße,
Mickey2 ;-)
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. Juni 2013 09:57
Hallo Mischa,

zu Deiner Frage: Wie homophob ist "die Welt" in der Praxis?

Wenn ich an mein CO zurückdenke, was hatte ich mir für Gedanken gemacht und auch befürchtet gute Freund zu verlieren.
Nix da, alles nur positive Reaktionen.
Beispielhaft mein bester (hetero) Freund. Was hatte ich mir den Kopf zerbrochen, wie sage ich es ihm.
Und verliere ich diesen mir unheimlich wichtigen Freund......
Und dann die Reaktion, als ich mehr stotternd als redend mein Bekenntnis zum Schwulen Leben von mir gab. Er sagte nur: "Es scheint Dir gut zu tun, also mach bloß weiter" und damit war das Thema gegessen........

Inzwischen bin ich überall geoutet, im Freundeskreis, in der Firma und auch beim THW (dort bin ich ehrenamtlich tätig). Und weder in der Firma (bin Führungskraft für eine Gruppe von Männern) noch in der fast nur Männergesellschaft des THW gab irgend welche Probleme mit meinem schwulen Leben. Ja sogar bei kameradschaftlich Veranstaltungen ist mein Mann wie selbstverständlich dabei.

Natürlich sind auch mir Geschichten von nicht so glücklichen CO's zu Ohren gekommen, ich selber kann aber so etwas nicht berichten.
*lach* vielleicht hatte bzw. habe ich auch nur die richtigen Freunde und Bekannte.

Hoffe mein Bericht macht Dir etwas Mut.......

LG
Fred
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. Juni 2013 10:24
Hallo Mischa,

vieles, was Du schreibst, ist bei mir ganz ähnlich gewesen oder ist es noch. Ich greife mal den für mich zentralen Satz heraus:

"Ich will ich sein dürfen." So ging es mir auch.

Aber wie das Ich, das Du sein möchtest, aussieht, musst Du noch herausfinden. Was mich angeht, habe ich die Tatsache, dass meine Präferenz bei Männern liegt, bereitwillig angenommen. Das hat mir enorme Freiheit gegeben, denn ich kann tun, was Du gerne möchtest: Attraktive Männer bewußt anschauen, ja, mit Ihnen kurzen Blickkontakt aufnehmen, mich erkennen lassen ... Ich habe bewußt Kontakte gesucht, um zu erfahren, wie es ist, mit Männern intim zu sein und ich habe dabei herausgefunden, dass es für mich erfüllend ist. Ich finde die Gegenwart schwuler Männer enorm entspannend, denn dann muss ich keine Maske tragen. Das ist für mich die Hauptattraktion von Schwulenkneipen: Die Frage, wie Du tickst, ist von vorne herein geklärt. Sich das erste Mal hinein zu trauen, steht auf einem anderen Blatt, ooh ja!
Das alles wiederum hat meinen Blick für Frauen geklärt, denn ich kann den Reiz in Frauen mittlerweile wieder besser erkennen und ich kann mir vorstellen, wenn die Richtige meines Weges käme, könnte was passieren ... Das ist auch für mich eine ganz neue Erkenntnis, die ich hier bisher nicht erwähnt habe. Ich erneuere auch gerade die emotionale Beziehung zu meiner Ehefrau, die sich mittlerweile so weit geöffnet hat, dass wir eine Regenbogenfamilie ins Auge fassen können und die hat erkennen lassen, dass sie sich vorstellen kann, meine schwulen Freunde und Bekannten zu uns nach Hause einzuladen und sogar hier übernachten zu lassen!! Du siehst also, ich bin auf der Skala auch nicht so klar festgelegt. Es ist auch ein Erkenntnisprozess, der Zeit braucht. Coming Out geschieht nicht in einer halben Stunde!

Deine Frage nach Homophobie der Umgebung hängt natürlich sehr von der Art Deiner Umgebung ab und wieweit Du Dich denn öffnen willst. Du solltest erst mal für Dich selbst klären, wer es denn wissen muss, wer es wissen soll, es wissen darf, wer unwichtig ist. Bei mir wissen es bisher nur ganz wenige Leute, meine Frau, zwei Freunde weiter weg, zwei Bekannte hier vor Ort (2500-Seelen-Ort). Meine Töchter müssen es noch erfahren, meine Schwester wohl auch, meine 86-jährige Mutter werde ich wohl nicht mehr behelligen, obwohl viele meiner Freunde sagen, die Mütter wissen es oft schon oder ahnen es instinktiv!
Die Reaktionen meiner Freunde waren durchweg positiv, schlichte Akzeptanz, Punkt. Dreh es mal rum: von wievielen Deiner Heterofreunde weiß Du denn, wie sie es treiben, wenn sich die Schlafzimmertür geschlossen hat? Das ist aber alles, was uns unterscheidet, ansonsten stehen wir alle frühmorgens auf, gehen pinkeln, duschen, frühstücken, arbeiten, verdienen Geld damit, zahlen Steuern davon, ... kommen abends heim, legen die Beine hoch, schalten den Fernseher an ... du siehst, was ich sagen will?
Aber ich will es mir nicht zu einfach machen. Es gibt schon schwierige Umfelder und das kann ich hier an meiner Tastatur nicht abschätzen. Mach es mit Fingerspitzengefühl!

Ich hab Dir ne PN geschickt, ich sag das hier nur, damit Du es nicht übersiehst.

Schöne Grüße

Volker
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. Juni 2013 15:21
Stimme Volker in allem zu :-) Mit einer kleinen Ausnahme.
Meine engsten Hetero-Freunde haben sich mir oft auch mit intimen und sehr privaten Themen anvertraut, als ich noch nicht geoutet war (jetzt auch noch). Es gehörte auch zu unserer Freundschaft, daß wir ab und an darüber sprachen.
In dem Zusammenhang hatte ich dann schon ein komisches Gefühl, daß sich meine Hetero-Freunde mir ganz exklusiv z.T. sehr öffneten, ich ihnen aber etwas "vorspielte". Das hat sehr an mir genagt und mich oft schwer belastet.

Klar MUSS man keine intimen Details seinen Freunden gegenüber berichten, aber meine besten (Herzens)Freunde sind mir schon sehr wichtig, und mir tat es gut, als ich ihnen meine sexuelle Orientierung mitteilen konnte. Das war wichtiger für MICH als für sie, aber ich möchte mit meinen Freunden offen reden können. Sie sind mir sehr wichtig.
Von daher finde ich schon, daß es generell (wenn man dazu bereit ist) gut ist, seine engen Freunde einzuweihen.
Und: klar erzählen sie mir keine sexuellen Techniken, aber das tue ich ja durch das Coming Out auch nicht. Das sind schon noch zwei verschiedene Dinge.

Sorry, war nur eine kleine Ergänzung ... ;-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.06.13 19:03.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. Juni 2013 15:28
Hallo Mischa,

mir geht es wie Mickey. Für mich sind schwule Bars, Disko oder Kneipen nur was mit Freunden. Ich bin nicht der Typ andere anzusprechen. Ich würde mich verloren und einsam zwischen den ganzen Männern fühlen. Lass dich nicht verschrecken, wenn die erste Kneipe, in der du landest, überhaupt nicht zu dir passt. So bin ich mal, weil die eigentlich anvisierte Kneipe geschlossen war, versehentlich in einer Stricherkneipe gelandet, wo einer der Gäste mit blankem Unterkörper auf dem Tisch tanzte. Ich glaube wäre das mein erster Kontakt mit der "Szene" gewesen, ich hätte ich mich sofort in mein Schneckenhaus zurückgezpogen und wäre asexuell (oder gar hetero) geworden.

Für mich war der richtige Weg hier über CO30. Ich hatte hier über den Freundefinder Kontakt mit Leuten bekommen. So hatte ich das Glück vieles gezeigt zu bekommen und nie allein in die "Szene" gehen zu müssen. Mit dem gesammelten Mut habe ich Anschluss an zwei Gruppen in zwei Großstädten gefunden. Die einen treffen sich wöchentlich zum Stammtisch mit gemeinsamen Essen. Es ist einfach ein freundschaftliches Zusammensein. Die andere Gruppe ist eine "für ganz normale Männer". Es ist eine Freizeitgruppe. Dazu gehören Kneipenbummel, Kinobesuche, Fahrradtouren, Museumsbesuche, Ausflüge, Grillen am Rhein, usw.. Man nimmt einfach an den Aktivitäten teil, zu denen man Lust hat. Es ist einfach schön und leicht über solche Aktivitäten andere Schwule kennenzulernen. Man lernt sie als ganz normale Männer kennen. Meist fällt beim Auftreten der Gruppe den Leuten gar nicht auf, dass wir schwul sind, ihnen fällt -wenn überhaupt- auf, dass keine Frauen dabei sind. Manche Männer fragten uns schon, wie wir das geschafft hätten, unsere Frauen und Freundinnen zu Hause zu lassen oder Frauen bedauerten, dass sie nicht bei den Ausflügen teilnehmen können.

Wenn man sucht, sich auf Sachen einlässt und mobil ist, dann findet eigentlich jeder seine passende Mische.

LG
Perseus



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.06.13 21:01.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
03. Juni 2013 00:25
Hallo Mischa,

Quote
mischa
Kann man sich emotionales Hingezogensein so sehr selbst verbieten, dass nie eine Liebe oder Verliebtheit entsteht? Falls ja, kann das bei mir durchaus passiert sein.

Die wichtigere Frage wäre dann: Kann man es sich selbst wieder erlauben und so tatsächlich emotionale Nähe zu Männern zulassen?

ich habe Deine Eingangsbeiträge gelesen und soweit verstanden, dass Du in "Therapeutischer Begleitung" bist ... und dass, nachdem alle anderen möglichen Ursachen für Deine Situation "besprochen" wurden ... jetzt Dein Beziehungs- und Sexualleben dran ist ...

Ich kenne Deine Geschichte zu 85% aus eigener Erfahrung ... nur dass ich mit 27 doch noch eine Freundin fand und mit 30 sogar die Heirat hingelegt habe ... und jetzt Frau und zwei Kinder habe.
Vor etwas über 4 Jahren erwischte es mich. Ich surfte zu dem Zeitpunkt schon seit 12 Jahren fleißig auf "Junx-Seiten", hielt mich aber immer noch für Hetero (oder für maximal einen Hauch von BI). Und mit meiner Frau lief zu der Zeit schon seit 12 Jahren (mit 2 Ausnahmen) nichts mehr im Bett.

Im Vorgänger von diesem Forum habe ich dann mein Coming-Out vor mir selbst durchgestanden ... und dann auch (nach 1 Woche) bei meiner Frau ... peng. Danach bei einem Freund und meiner Schwester ... Schwiegermutter, Schwägerin und die Kinder versorgte meine Frau, danach war (bis auf den Kerl, in den ich mich verliebt hatte) erstmal Schluss mit Öffentlichkeit.

Ja man kann es sich versagen, emotional auf Männer zuzugehen ... man muss es sich echt erlauben, dass man mit diesen erotischen, geilen Wesen auch sowas wie eine Beziehung haben kann (und dass man dafür KEINE Frau braucht ...)

Mittlerweile bin ich über 4 Jahre schwul unterwegs, habe alle meine Pubertäts- , Sex- und Partydefizite nachgeholt (hatte ich zu meiner Jugendzeit eben nicht).

Ich/Wir haben es dann einfach gelebt ... (und meine Frau fand einen Freund!)

Ich habe dann bei einem meiner "Streifzüge", die ich fast immer alleine unternahm, einen Mann kennengelernt, ... vor 2 Jahren, bei dem ich mir Emotionalität und mehr erlaubt habe ... ja, er ist mein Partner geworden

JA, es geht, man muss es sich nur selbst erlauben.

Und Reaktionen von außerhalb ... sind fast zu 100% positiv oder vielleicht mal "neutral" (manchen Leuten fehlt einfach der Zugang dazu, aber sie sind nicht ablehnend). Ich hatte nur eine einzige Negativ-Reaktion, und die kam von meinem Bruder ...

Wenn Du zu Dir selbst stehst, dann kann es egal sein, wer Dich wo mit wem sieht ... prophylaktisch muss man es niemandem sagen (es reicht, bei einer auch für die Freundin ausgesprochenen Einladung drauf zu verweisen, dass Du Deinen Freund mitbringst ... ein NEIN wirst Du niemals erleben ... )

Und manchmal hilft es, ein paar "Heterovorstellungen" von Sexualität, Oberflächlichkeit und Partnerschaft einfach über Bord zu werfen ... *sfg* ... die schwule Welt ist nicht sooo eindimensional, wie man oft denkt, oder gedacht bekommt.

Von daher kann ich Dich nochmal ermutigen, zu Dir zu stehen, es Dir zu erlauben und ES zu leben.

Liebe Grüße
Victor
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
03. Juni 2013 01:24
Hi zusammen,

ich glaube, der Kneipeneinstieg nach der Reha ist ein guter Weg. Weil ich immer single war, sind seit meinem Studienbeginn und Wegzug aus der Heimatstadt Kneipen ein zweites Wohnzimmer für mich. Auch bei den normalen Kneipen gibt es Spelunken, Abzockerläden, Spinnertreffs usw. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, was du mit deiner Warnung vor "der Szene" meinst, Mickey, und dein Beispiel passt in die Warnung, Perseus: Ich kenne seit Jahren einen schwulen Kölner Kellner um die 60, der hat die Zeit der Illegalität noch miterlebt und die ganze Entwicklung danach, und der ist, um das mal vorsichtig zu sagen, etwas derb drauf winking smiley . Aber ich kenne auch "Normalos" bei mir in der Stadt, allerdings nicht gut genug, um jetzt schon zu quatschen. Das Spektrum sagt mir, dass Schwulenkneipen wohl genau den selben Mix aus Spinnerbuden, Schwofläden, Bierthekentreffs und Schickimickiteilen bieten wie alle anderen auch. Die Vorstellung, vielleicht auch plump angegraben zu werden, schreckt mich auch nicht, ist mir in entsprechenden Läden von Seiten der Ladies auch schon passiert. Von daher glaube ich wirklich, dass ein "First Contact" in Kneipen keine schlechte Idee ist. Und Köln ist auch nach euren guten und berechtigten Warnungen immer noch mein Favorit, gerade wegen dem Überangebot, da fällt nämlich das Abhauen in der einen und der Wechsel zur anderen Kneipe leichter, wenn die Chemie nicht stimmt cool smiley

Eure positiven Erfahrungen mit dem CO klingen gut. Danke auch für das Detail mit dem THW, queerman, von dem Schlag ist ein guter Teil meines Umfelds. Wenn ich mir so ansehe, wie mein Umfeld über KONKRETE Schwule oder Lesben redet, oder über Mädels, die's bei ansonsten Heterobeziehungen mal mit anderen Mädels probiert haben, dürfte da tatsächlich keine Katastophe über mich hereinbrechen. Allgemein kommen da schon Sprüche, die mich Unsicher machen bzw. halten, aber es kommt ja auf die konkrete Reaktion an, und die scheint entspannter. Ok, bis auf die Sprüche über Klaus, aber der provoziert und kann nach drei Bier die Finger nicht bei sich behalten, da muss man sich nicht wundern, denke ich. Schwieriger ist die Sache mit der Familie: Ok, Frau oder Kinder habe ich nicht, das macht die Sache sehr viel einfacher als bei vielen von euch. Aus ein paar Bemerkungen meiner Mutter in den letzten Jahre vermute ich, dass sie zumindest die Möglichkeit nicht ausschließt, dass ich evtl. doch auf Männer stehe - und meinem Vater würde sie das schon beibringen. Und selbst wenn es doch ein Schock für sie wäre: Sorry, ich habe nicht zuletzt wegen ihrer konservativen Erziehung über 25 Jahre lang Nöte und Leere auf dem Gebiet von Liebe und Sexualität ertragen... Beim Thema Freunde bin ich etwas über mich selbst erschrocken: Ich habe jede Menge Kumpel und Leute die mich mögen und die ich mag. Aber gerade beim Nachdenken über ein CO habe ich feststellen müssen, wie wenige ich davon wirklich als Freunde bezeichnen würde. Ich komme nur auf etwa 5, und die wohnen im ganzen Land zerstreut. Und bei 3 davon bin ich mir sicher, dass denen das scheißegal ist, ob ich Männer oder Frauen heiß finde. Bei den vielen anderen Kumpeln (m/w) wäre mir Stress mit einem einzelnen eher wurscht, Kopfzerbrechen bereitet mir (nach euren Berichten jetzt immer weniger) die Frage, ob ich mit einer Masse an kleinen Sticheleien (verbal/nonverbal) konfrontiert wäre, die mir die Freude am Ausgehen nimmt, und damit an meinem "zweiten Wohnzimmer".

Den Aspekt, von konservativen Gläubigen Stress gemacht zu bekommen, sehe ich erstmal entspannter, nicht obwohl sondern weil ich selbst gläubig bin. Da hat mein Boss mich den Frieden mit ihm machen lassen, egal was manche von seinem Bodenpersonal sagen. Und ich bin nicht ganz unfit in der Bibel - möglichen Diskussionen sehe ich deshalb mit sportlicher Vorfreude entgegen winking smiley

Deine Bemerkung, Mickey, dass man bei einem CO ja nur einen weiteren Aspekt von sich bekannt macht, ist für mich SEHR wichtig! Nur wer bis jetzt hofft, dass ich mit ihm sabbere, wenn ein Mädel vorbeigeht, darf eigentlich enttäuscht sein spinning smiley sticking its tongue out Alle anderen mögen mich ja wegen anderer Dinge!

Schöne Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
03. Juni 2013 07:00
Hallo Mischa,

das hört sich doch nach ganz guten Startbedingungen für eine Tour nach Köln an. Du musst dich nicht sofort in deinem Umfeld outen. Du kannst dir erst mal einen schwulen Freundes- und Bekanntenkreis aufbauen. Oft ist es so, dass sich plötzlich die Interessen verschieben. Die Freizeit wird mit neuem und erfüllenderem gefüllt. Vielleicht wundern sich deine Kumpels, warum du plötzlich so oft nach Köln fährst und keine Zeit mehr für die üblichen Abende hast.

Wenn du weißt, wo du stehst, schwule Freunde und Bekannte hast, die dich auffangen können, dann hast du eine ganz andere Basis und Selbstsicherheit dein CO in deinem Umfeld zu gestalten. Du wirst merken, wann der richtige Zeitpunkt für dich gekommen ist.

Mir ging es so, bevor ich mich auf den Weg machte, hatte ich hauptsächlich gesehen, was ich verlieren könnte. Ich hatte keine Vorstellung, wie unglaublich viel es zu gewinnen gibt. Ich drücke dir die Daumen.

LG
Perseus



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 03.06.13 07:03.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
03. Juni 2013 10:03
Hallo Viktor,

da haben wir beide ja gleichzeitig an unseren Beiträgen geschrieben! Ich habe deinen eben erst gesehen.

Danke für deinen Erfahrungsbericht! Wenn ich es richtig überlege, hat es vor 26 Jahren ja auch mal geklappt mit dem echten Verliebtsein in einen Jungen. Wahrscheinlich muss ich einfach losziehen und sehen was passiert.

Die Reaktionen auf dein CO, die du beschreibst, klingen ähnlich wie bei meinem "CO", dass ich Depressionen habe und in Behandlung bin: Keine echte negative Reaktion, ein paar Leute mit Unverständnis, weil sie sich überhaupt nicht vorstellen können, was ich meine, viele Leute, die es neutral aufnehmen, viele die es positiv aufnehmen, dass ich so offen damit umgehe wie ich es tue, und einige echte Überraschungen, wenn ganz toughe Kerle oder Ladies auf einmal groß kucken und sagen "Wie, Deperessionen, du auch???" winking smiley Ok, die einzige echte Negativreaktion die es gab, kam von meinem Arbeitgeber: Die hätten mich bei kaputten Knochen wohl nicht so leicht rausgeworfen wie bei kaputter Rübe - aber letztlich bin ich froh, dass sie es getan haben, denn immerhin hat der Laden zu einem großen Teil dazu beigetragen, dass ich so schwer krank geworden bin, wie es passiert ist. Letztlich also auch in dem Punkt keine wirklich negative Reaktion.

Was deine Prognosen für neue Freizeitoptionen und neue Freunde angeht, Perseus, kann ich ja mal gespannt sein. Auch da werde ich wohl erstmal losziehen müssen und sehen, was passiert. Ich glaube, der Plan steht: Erst der Test in der Reha, danach eine Kneipentour in Köln, und dann weitersehen.

Schöne Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
03. Juni 2013 16:42
Hallo Mischa,

ich bin Laie, halte es aber für wahrscheinlich, dass ein Teil Deiner Depressionen auf Deinem Versteckspiel bzw. verdecktem Schwulsein beruht. Wenn Du diese Schauspielerei hinter Dir lässt, dann geht es mit einem Mal plötzlich aufwärts (und ob Du dann noch einen Therapeuten im Schlepptau brauchst ....???)

Die Warnungen vor Szene, Kneipe, First Contact, Darkroom etc. sind nach meiner Erfahrung meisten übertrieben und stammen oft vom Hörensagen und sind aufgebauscht.

Wer NICHT rausgeht, hat natürlich die 100% Chance NIEMALS jemanden kennenzulernen.

Wer rausgeht ... offen ist, der wird mal in die Sch*** greifen, aber in wirklichkeit ist die Chance, dabei gut rauszukommen und was zu erleben ungleich größer.

Du hast keine Familie, keine Frau etc. auf die Du Rücksicht nehmen müsstest (vergiss das seelische Befinden Deiner Eltern ... kläre sie irgendwann mal auf ... aber das hat Zeit ...)

Von daher ... auf auf ins Leben!

lg.
Victor
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
26. August 2013 00:33
Hallo zusammen,

7 Wochen war ich in Reha, ein paar weitere Wochen bin ich wieder zu Hause. Um es kurz zu machen: Ich habe mein Probecomingout abgeblasen.

Erstens: In einer Rehaklinik mit 70% Frauenanteil und einem Durchschnittsalter von Mitte 50 ist weder der repräsentative Querschnitt vorhanden, der einem ein Bild vermitteln kann, wie das eigene Umfeld auf ein Coming Out reagieren wird, noch hat man irgendwelche attraktiven Jungs unter 40 um sich, die einem ein Probecomingout irgendwie attraktiv machen und damit erleichtern könnten (sorry für die älteren Jungs, nicht böse gemeint!).

Zweitens: Seit ich meinen Entschluss zum Probecomingout gefasst habe, haben sich mir vier Mädels an den Hals geschmissen. Ok, Frauen scheinen es zu mögen, wenn man den Smalltalk locker angeht. Das haben mir Machokumpels zwar immer schon gesagt, aber es scheint zu stimmen. Seufz... Die Sache kommt zu spät, um sie genießen zu können. Aber damit kommen wir zu....

...Drittens: Ich habe mit einer alten Freundin nochmal Kontakt aufgenommen. Von allen Mädels auf der Welt, die ich kenne, würde es mich bei ihr freuen,mehr als nur Kumpels zu sein. Die Telefonate waren sehr schön, und das nach all den Jahren, in denen wir zu beschäftigt waren, um mal zu telefonieren. Treffen verschiebt sich, aber das eilt nach 7 Jährchen nicht.

Und so hat es mir erstmal gut getan, nix zu sagen.

Das heißt aber nicht, dass ich mich wieder verkrieche. In einem Thekengespräch mit einem Bekannten hat es sich vor kurzem ergeben, dass es sinnvoll war, "Butter bei die Fisch" zu geben: "Ich bin nicht 100% auf Frauen fixiert" war mein erstes, ungeplantes Probe-CO, und es war ok, passend und mit stressloser Reaktion. Davon werden noch mehr kommen. Und das wird auch meine alte kürzlich angerufene Freundin beizeiten erfahren, habe ich mir vorgenommen. Sie soll ruhig wissen, wie ich ticke. Und wenn wir zusammenkommen sollten soll sie wissen, dass ich sie nicht nur heißen anderen Mädels vorziehe, sondern auch heißen anderen Jungs.

Genau genommen habe ich zwar meinen Plan nicht verwirklicht, aber dessen Geist verfolge ich. Ich bin was ich bin, so bin ich gemacht, und damit muss und will ich leben.

Erstmal ohne Frage nach Rat, aber über Feedback würde ich mich freuen.

Liebe Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
26. August 2013 12:27
Hallo Mischa,

hmm, das mit dem CO in "dieser Klinik" hätte ich auch nicht gemacht ...

Aber mal ehrlich, auch im normalen Leben braucht man niemanden etwas über seine eigene sexuelle Orientierung sagen, es sei denn er wäre direkt davon betroffen (und das sind maximal Frau, Kinder, Eltern, Geschwister, ggf. EIN oder ZWEI Beste Freunde ...)

Du schreibst Dass Du "wieder" Kontakt zu einer oder mehreren FREUNDINNEN aufgenommen hast, mit ihnen telefonierst, über Dich sprichst etc.

Keine Ahnung woran Du gemerkt hasst, dass Du schwul bist ... am Telefonat mit einer Freundin kann es wohl nicht gelegen haben.

Ich habe einen Bekannten, den begleite ich per Chat schon seit über 2 Jahren ... durch seine Zweifel, seine Liebe zu einem Kerl, durch sein Coming-Out ... und durch den weiteren Dschungel, der sich so auftut, wenn man die ersten Lianen abgeschnitten hat und ein paar Schritte vorwärts gegangen ist ...

Es gibt mehrere Möglichkeiten, schwul zu sein. Die einen stürzen sich ins Leben, mal geht man langsam rein, mal mit "Arschbombe", aber man lebt, man lernt Männer kennen, probiert aus, holt die Pubertät nach, hat Sex und ggf. einen neuen Freund oder Partner.

Die andere Möglichkeit (wie man sie hier im Forum auch oft berichtet bekommt) ist, dass man zwar erkannt hat, dass man eigentlich auf Männer steht ... dies aber nur im Kopf behält, und ggf. im Internet oder per Video mal zuschaut.

Weiterhin "steckt" man in alten Bekanntschaften fest, möchte seinen "Stammtisch" aus alter Heterozeit nicht aufgeben, möchte das "Geplauder" mit guten FREUNDINNEN nicht missen ... uahhhh ... warum ist man dann eigentlich schwul.

Mein Chat-Bekannter geht immer noch abends und am Wochenende genauso aus wie früher.

Entweder zu den üblichen "hetero"-Saufabenden mit seinen alten Kumpels (obwohl die ihn anöden ... immer die gleichen Gesprächsthemen).

Oder mit seinen Gabys aus ... ok, wenn man selbst nicht loskommt ...

... aber wenn dann mal ein geiler Kerl auftaucht, ok, dann reicht es für ein Bier, einen kleinen Blick, und schon sind die Gabys da, wollen aufs Klo, nach Hause, die Location wechseln, plaudern oder wissen, was da gerade abgeht ... klar, dass NIE was abgeht ... :-(

(Jetzt hat er Job und Stadt gewechselt ... mal sehen, was dann passiert ... :-)))) )

Es mag krass klingen, aber eigentlich braucht man ein paar NEUE Freunde. Ich weiß aus eigener Erfahrung, das ist sehr sehr schwer ... aber es gibt doch Männergruppe, Sportverein oder Party ... irgendwo muss man hin, unter MÄNNER!!!

Von daher kann ich Dich nur ermutigen ... ma inl "das andere" Leben hineinzuschnuppern, zumal Du aus meiner Sicht auf niemanden Rücksicht nehmen brauchst, außer auf Dich selbst :-))

lg.
Victor
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
01. September 2013 18:42
Ich sehe das nicht ganz so krass - mein Freundeskreis ist nach wie vor zu 95% Hetero, aber ich bin trotzdem in einer homosexuellen Beziehung. Zum Glück braucht man nicht einen komplett neuen Freundeskreis, um potenzielle Partner bzw. in meinem Fall Partnerinnen kennenzulernen, wozu gibt's denn Internetdating? Zwar wünsche ich mir definitiv einen größeren schwulen und lesbischen Freundeskreis, aber den finde ich in dieser Stadt, in der es ziemlich provinziell zugeht und in der es keine nennenswerte Szene gibt (also leider keine festen Stammtische oder gar Chöre und Sportvereine, nur ab und zu mal Partys, auf denen schreckliche Musik läuft und 80% Männer und nochmal 15% Hetero-Freundinnen sind... *seufz*), auch nicht so einfach. Und dann müssten da noch wesentlich mehr Gemeinsamkeiten als nur unsere Sexualität sein. Zudem verbindet mich mit meinem bestehenden Freundeskreis so viel, das will ich nicht aufgeben, nur weil ich auf Frauen stehe und meine Freundinnen auf Männer. Die haben mich auch während des COs unterstützt, sich für mich interessiert, und sie wären auch mit mir auf Gay-Partys gegangen, wenn ich sie gefragt hätte. Genauso wie ich sie immer unterstütze, wenn sie meine Hilfe brauchen bzw. wie ich damals mit meinem besten Freund auf Schwulen-Partys gegangen bin, wenn er mal wieder Lust auf Szene hatte.
Man sollte sich nur für sich selbst im Klaren sein, was man gerade möchte. Und für den einen oder die andere mag es erstmal genügen, Babyschritte zu machen und sich ganz langsam vorzutasten. Die einzige Gefahr, die ich da sehe, ist halt, dass man aus Angst, die eigene Sexualität auszuleben, nur virtuell bzw. in Gedanken schwul oder lesbisch ist.
Wieso hast du mit der Freundin, mit der du dir mehr vorstellen könntest, ausgerechnet jetzt nochmal Kontakt aufgenommen, Mischa? Für mich wirkt das ein wenig danach, als würdest du versuchen, doch irgendwie noch an deinem bisherigen Leben festzuhalten. Was ist aus deinen Plänen mit den Kneipenbesuchen geworden? Jeder muss seinen eigenen Ansatzpunkt finden, ich war z.B. am Anfang auch zu schüchtern, mich auf einschlägigen Partys umzuschauen (und fand schon immer, dass Ausgehen selten wirklich gut geeignet ist, um jemanden kennenzulernen), deshalb hab ich den Weg des Internet-Datings gewählt. Das war für mich super: ich konnte erstmal das Profil angucken, ich konnte Frauen anschreiben, die ich interessant fand, auf interessante Nachrichten antworten und mich schließlich zu realen Dates verabreden.
Ich will dir nicht einreden, dass du versuchst, davonzulaufen, weil es sonst langsam ernst werden könnte mit dem "echten" schwulen Leben - aber sei vorsichtig und hör auf dein Herz, wenn du versuchst, deiner alten Freundin wieder näherzukommen. Auch den Gefühlen der Frau zuliebe, die dir ja sehr wichtig zu sein scheint.
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
02. September 2013 14:24
Hallo,
sehr schöner Beitrag!

Quote

Die einzige Gefahr, die ich da sehe, ist halt, dass man aus Angst, die eigene Sexualität auszuleben, nur virtuell bzw. in Gedanken schwul oder lesbisch ist.

hmm, dieser Gefahrensituation geht man leicht auf den Leim ... und ich kann mich an Leute erinnern, die ich vor ein paar Jahren mal kennengelernt habe ... und die immer noch auf diesem Leimring kleben.

Quote

Wieso hast du mit der Freundin, mit der du dir mehr vorstellen könntest, ausgerechnet jetzt nochmal Kontakt aufgenommen, Mischa? Für mich wirkt das ein wenig danach, als würdest du versuchen, doch irgendwie noch an deinem bisherigen Leben festzuhalten.

(Dem ist nichts hinzuzufügen)


Quote

Was ist aus deinen Plänen mit den Kneipenbesuchen geworden? Jeder muss seinen eigenen Ansatzpunkt finden, ich war z.B. am Anfang auch zu schüchtern, mich auf einschlägigen Partys umzuschauen (und fand schon immer, dass Ausgehen selten wirklich gut geeignet ist, um jemanden kennenzulernen), deshalb hab ich den Weg des Internet-Datings gewählt. Das war für mich super: ich konnte erstmal das Profil angucken, ich konnte Frauen anschreiben, die ich interessant fand, auf interessante Nachrichten antworten und mich schließlich zu realen Dates verabreden.

Nur zu merken, dass man schwul ist, und dann sein altes Leben geauso weiterzuleben, das hat sowas, wie die Kartoffelsorte zu wechseln. Außer dass jetzt ein paar andere Internetseiten dran sind, hat sich nichts geändert (auch hier klebt man wieder oder immer noch auf dem Leimring ... )

Tatsächlich wird jeder im Herzen danach streben, Zärtlichkeit zu geben und zu nehmen ... ggf. Sexuelle Höhepunkte zu erleben .... das geht mit dem "alten" Partner oder der Partnerin wohl nicht mehr ... also bleibt nur die Möglichkeit, RAUS zu gehen, und sich unter Leute zu begeben ....

Ein erster und eigentlich sehr leichter Schritt sind die Dating-Portale (GR etc.) Völlig anonym flirten üben, Komplimente geben und empfangen, Chatten und auch Daten ... eigentlich eine wunderbare Spielwiese für das verspätete Nachholen der Pubertät ... passieren kann eigentlich nichts ....

Quote

Ich will dir nicht einreden, dass du versuchst, davonzulaufen, weil es sonst langsam ernst werden könnte mit dem "echten" schwulen Leben - aber sei vorsichtig und hör auf dein Herz, wenn du versuchst, deiner alten Freundin wieder näherzukommen. Auch den Gefühlen der Frau zuliebe, die dir ja sehr wichtig zu sein scheint.

Auch hier kann ich nur zustimmen ... und ganz besonders dem Passus, dass man doch in gewisser Weise gerade auf die Personen Rücksicht nehmen sollte, die man sehr sehr mag ... und gerade deswegen keine falschen Hoffnungen schüren oder Lügen oder Unwahrheiten verbreiten oder zulassen. Ist für mich ein Teil der Achtung und des Respektes vor Menschen überhaupt.

Von daher ... nur Mut, und ab unter Leute ...

lg.
Victor
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
19. September 2013 02:07
Hallo Victor, hallo e:fi,

vielen Dank für euer Feedback, ihr beiden!

Der Knackpunkt ist, dass ich zwar das Gefühl habe, zu 70% auf Männer zu stehen, aber eben nicht zu 100%. Wenn das so klar wäre, hätte ich vielleicht schon früher Klarheit erlangt und geschaffen. Meine alte Freundin habe ich aus Nostalgie angerufen, aber in dem Bewusstsein, dass sie definitiv unter die 30% fällt. Ich bin mir sehr sicher, dass meine 70/30-Aufteilung keine Kopfgeburt aus Feigheit oder Scheu ist. Insofern habe ich gewisse Freiheitsgrade, die ich jetzt sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung zu nutzen gedenke. Ich werde doch nicht die eine Barriere niederreißen, nur um mir eine andere aufzubauen.

Mittlerweile bin ich 40 geworden, und nach all den Jahren kommt es auf ein paar Monate nicht an. Ich bin froh, die innere Freiheit gewonnen zu haben, in dem Moment wo es passt zu meiner Natur zu stehen. Aber mit Gewalt über's Knie brechen möchte ich im Moment nichts. Weder bedränge ich meine alte Freundin, noch steige ich meinem Nachbarn nach, der Mitauslöser dafür war, dass ich mir meine Natur eingestanden habe. Die Internetseiten die ich besuche sind im übrigen noch die gleichen wie zu den Zeiten, als ich mich selbst über die Gründe belogen habe, warum ich sie gerne sehe winking smiley

Nachdem ich jetzt als arbeitsfähig wieder auf die Welt losgelassen worden bin, habe ich eh schon ein gutes Maß an Neuorientierung zu bewältigen. Deshalb seid bitte nicht böse, wenn ich einen Gang zurückschalte. Sich selbst zu erlauben, seine Natur leben zu dürfen, heißt doch nicht, die neuentdeckten seiner Natur leben zu müssen.

Liebe Grüße

Mischa
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
19. September 2013 12:32
Hallo Mischa,

nun, so wie du das schreibst, bist Du dabei, zu entdecken, das 70% Deiner Sehnsüchte eigentlich beim gleichen Geschlecht landen. Das heißt aber, dass Du bis jetzt alle Kraft darauf verwendet hast, Deine Gefühle mit der 30%-Abteilung abzudecken.

Tatsächlich wird es doch mal Zeit, die "Abteilung" mit der Absoluten Mehrheit und sogar der ZWEIDRITTELMEHRHEIT endlich zu ihrem Recht gelangen zu lassen (stattdessen rufst Du wieder jemanden aus den unteren 30% an ...)

Und so wie die Zeichen stehen, und so wie ich Dich einschätze, sollte das ohne "übers-Knie-brechen" zu schaffen sein.

Das ist wie bei Wasser, die einen müssen es erst hochpumpen, um es fließen zu lassen, bei den anderen ist das obere Becken schon so voll, dass es bald von selbst überläuft.

Du versuchst vor lauter Aufregung oben etwas Wasser abzuschöpfen und hoffst, dass nichts mehr von selbst dazuläuft ... vergebliche Liebesmüh, jeder Gedanke, jeder Atemzug von Dir füllt das obere Becken.

Brauchst ja nicht gleich das ganze Schott zu öffnen und Vollgas draufloszugehen, aber so ein wenig den Auslauf öffnen ... langsam starten und bei bedarf zulegen ...

Nur keine Angst ... ;-)))

Alles Liebe
Victor
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
20. September 2013 17:39
Hallo Mischa,

wenn nur diejenigen schwul wären, die zu 100 % auf Männer stehen, dann gäbe es wohl nicht sehr viele. Wir alle haben beides in uns, manche mehr von der einen, andere mehr von der anderen Seite.

Jemand, der sich wie Du als ein 70schwul/30hetero einschätzt, kann locker sein ganzes Leben als Familienvater verbringen und nie einen anderen Mann anfassen, einfach weil er seine schwule Seite zurückdrängt, unterdrückt, verneint, verdrängt. In so einer Situation habe ich selbst 45 Jahre gelebt. Aber ob man dabei glücklich wird? Erst als ich meinen ersten Mann im Arm hatte und erlebte, wie RICHTIG sich das anfühlte, war ich endlich bei mir selbst angekommen.

Du klammerst Dich an Prozentzahlen, aber das wird Dir nicht helfen. Du redest Dir ein, mit 40 käme es auf ein paar Monate nicht an. Ich habe den Eindruck, Du flüchtest vor Dir selbst.

Du willst einen Gang zurück schalten. Wohin denn, bitte schön? In den Stillstand?

Du schreibst: "Sich selbst zu erlauben, seine Natur leben zu dürfen, heißt doch nicht, die neuentdeckten [Seiten?] seiner Natur leben zu müssen." Du musst Dir etwas erlauben? Wer verbietet es Dir denn? Dein Umfeld? Deine Erziehung? Unsere Natur ist eine Einheit, sie besteht aus ALLEN unseren Seiten.

Wenn Du erkannt hast, dass 70 Prozent Deiner Seiten neu zu entdecken sind, dann gibt es da 70 Prozent Mischa, die gerne ausgelebt werden möchten.

Lass' ihn frei!

Schöne Grüße

Volker
Re: Burnout, Depression, Besserung... jetzt CO ?
06. Februar 2016 20:08
Hallo zusammen,

die Zeit läuft weiter, und es scheint gut zu sein, nichts zu überstürzen.

Meine alten Beiträge hier habe ich jetzt lieber nicht gelesen. Hinter dem ein oder anderen stehe ich vielleicht nicht mehr. Aber trotzdem war / bin das ich, nur dass seitdem einiges an Entwicklung stattgefunden hat. Deshalb möchte ich in meinem alten Thread weiterschreiben.

Danke allen, die mir ihre Gedanken mitgegeben haben. Das hat mich auf einen Weg gebracht, den ich zwar nicht gerannt, aber ganz langsam gegangen bin.

Ich stehe seit 2014 wieder im Beruf, sehe vieles in meinem Privatleben anders und entspannter, setze Prioritäten anders. Damit habe ich neue Kräfte und Fähigkeiten bekommen. In großen Teilen meines Lebens sieht es jetzt wieder gut aus. Damit bleiben die Teile übrig, die Partnerschaft und "Familienleben" angehen.

Butter bei die Fisch: Mit dem Theoretisieren bin ich an die Grenzen gelangt. Jetzt kann ich nur weiterkommen, wenn ich Leute kennenlerne.

Um ehrlich zu sein: Mein schöner Heimatort ist mir dafür zu klein. Klaus, den ich seit Kindergartenzeiten kenne, scheint mir dafür nicht der richtige "Mentor" zu sein, auch nicht Joachim, den ich sehr schätze, und auch nicht Jupp, der erste Schwule den ich im echten Leben als solchen beim Schwadronieren in der Kneipe kennenlernen durfte und mit dem ich immer noch gerne bei seinen Geschichten aus dem Köln der 70er und 80er ein Bierchen trinke.

Bei den Menschen die mir wichtig sind, hatte ich mittlerweile mein Coming Out, und keiner hat mich gefressen. Alle anderen müssen mich so nehmen, wie ich bin, und wenn sie das nicht hinkriegen, ist das weniger mein als ihr Problem. Von daher kann ich jetzt in aller Ruhe an die Praxis gehen.

Leute, ich lebe am schönen Mittelrhein. Koblenz ist nicht weit, auch nicht Mainz und Frankfurt, und auch nicht Darmstadt, wo ich jahrelang studiert und gearbeitet habe und immer noch gerne für Kurzurlaube hinfahre.

Was ich jetzt gerne machen möchte ist folgendes: Einfach Leute kennenlernen, bevorzugt auf meine gewohnte Weise, bei einem Bierchen an der Theke. Das hier ist keine Kontaktanzeige. Ich mag einfach mal schwätzen. Nach dem Lesen und Denken und Rauskommen und Sonstiges-Leben-Ordnen jetzt als nächsten Schritt "Praktiker" treffen. Eins nach dem anderen ;o)

Meine E-Mail habe ich abgeschafft. Fühlt sich gut an, übrigens, diese Ruhe. Deshalb kommunizieren wir am besten hier, entweder öffentlich im Thread oder über Privatnachrichten.

Bis dann!

Mischa



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.04.16 16:59.
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