Lieber Perseus,
wenn es so läuft, daß BEIDE (!) wissen, was überhaupt los ist und die Pause nicht von einem nur diktiert wird, ohne daß der andere weiß, um was es geht, dann mag das stimmen. Wie schön auch, daß das bei Dir funktioniert hat :-)
Eine Pause aber, bei der einer der beiden im Dunkeln steht und nicht weiß, weshalb es die Pause überhaupt gibt (und auch nicht darauf kommen kann), finde ich wenig sinnvoll (wenn sie nur heilend aber nicht zerstörend sein soll). Es mag sein, daß einer z.B. eine Pause braucht, sich die nimmt und sich dann besser fühlt. Er hat auch ein Stück weit logischerweise das Recht dazu und es mag o.k. sein! Aber es kann nicht sein - wenn es denn eine Freundschaft war/ist -, daß das völlig auf Kosten des anderen geht. Zumindestens muss Zweitere z.B. Infos erhalten, wo die eigenen Fehler lagen, sonst ist die Pause für sie/ihn zwecklos, da sie ihm/ihr nichts bringt - er/sie kann sie ja nicht nutzen, um irgendetwas zu ändern. In dem Fall empfinde ich eine Pause aus dem Nichts heraus als rücksichtslos für den, der im Dunkeln herumstochert.
Klar, Du merkst, das es bei mir gerade nicht nur um Theorie geht ... Ich sehe bei einem solchen Fall auch die Gefahr, daß bei allezulanger Sprachlosigkeit der Weg zurück nicht mehr möglich ist - sofern der optional überhaupt auf der Agenda stand/steht. Er schlägt vielmehr langfristig in Wut um und in dem Willen, ein Stück weit auch "Rache" zu nehmen, was ja nicht unbedingt der Sinn der Sache sein sollte. Zumal wenn durch das Stillschweigen andere - dritte - Menschen betroffen sind.
In meinem Fall bin ich eher in dieser Phase, der Weg zurück interessiert mich schon fast gar nicht mehr, denn wer so etwas mit mit macht, kann zuvor nie auch nur ansatzweise ein Freund gewesen sein. Dann war vorher alles eher eine Täuschung und das schmerzt natürlich extrem. Dann braucht es aber auch keinen Weg zurück, denn wohin soll der denn gehen, wenn der andere einen solchen Charakter oder sonstige "Probleme" hat? Man kann jeden guten Willen und jedes Verständnis auch kaputtschweigen.
Der Artikel der SZ mag daher nur ein (!) mögliches Modell sein, es mag in bestimmten Situationen funktionieren, ist aber kein Allerheilmittel.
All' das ist natürlich alles nur so gemeint, wenn der theoretische Wille zur oder das Erkennen einer Freundschaft erkennbar ist - ich rede nicht von Bekanntschaften. Aber selbst wenn es mal eine Freundschaft war - in meiner war es wohl eher sechs Jahr traurige Illusion -, dann hat das Gegenüber zumindest das Recht auf ein Gespräch, eine Klärung oder ähnliches - so handhabe ich das zumindest. Völlige Unwissenheit und nur der Hinweis, daß es nicht an einem läge, sind unfair und kontraproduktiv. Es ist schön, daß es einem der beiden dann besser geht, aber wenn der andere dadurch noch nach über einem halben Jahr leidet und rätselt, Nachfragen zwar beantwortet werden, aber nur dahingehend, daß eben nichts wirklich sei und daß die Person selbst nicht weiß, was los sei, so ist es auch grausam und in meinem Augen nicht zu rechtfertigen. In dem Fall - wenn es etwas Postives im Sinne der Freundschaft bringen soll - fände ich reden und nach Lösungen suchen sinnvoller als schweigen und Unklarheit bewahren.
Nochmal: Jeder hat das Recht, eine Freundschaft zu beenden, völlig klar. Aber wenn es denn angeblich eine Freundschaft mal war, sollte es so geschehen, daß das Gegenüber nicht einfach ohne ersichtlichen Grund im Dunklen gelassen wird - und dadurch auch vor anderen blöd dasteht nach dem Motto:
"Na, irgendwas wirst Du schon verbrochen haben!" Mit einer Person, die einem eigentlich mal wichtig war, macht man in meinen Augen so etwas nicht.
Aber - das weis ich - dies ist natürlich nur meine subjektive Meinung ;-)
Liebe Grüße,
Mickey2.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.03.13 22:03.