Sigrid weiß es

Hallo, ich bin Sigrid, ich bin seit 20 Jahren mit meinem Mann (48) zusammen und seit 13 Jahren verheiratet. Wir haben zwei perfekte Kinder. Es geht uns gut, wir sind das beste Team der Welt, eine Vorzeigefamilie. Im Laufe der Jahre hat sich bei mir zunehmend der Verdacht eingeschlichen, dass mein Mann schwul sein könnte. Wir haben auch schon ein paar Mal ganz kurz darüber geredet, oft auch scherzhaft, so z.B. "...was sagst Du als Schwuler zu dem Thema? ..", oder er sagte bei einem Blutgruppenanalysetest ".. ich befürchtete, der Typ könne auch noch merken, dass ich schwul bin...". Unser Sex ist eher nachrangiger Qualität. Eine Achteinhalbsekundennummer, wenn Ihr versteht, was ich meine.

Ich weiß nicht, wieviel Gedanken er sich schon über das Thema gemacht hat. Ich gehe davon aus, dass er es genauso verdrängt wie ich. Wir haben derzeit auch genug andere Themen, Projekte und Baustellen, das Fass können wir jetzt beim besten Willen nicht aufmachen. Er ist auch total anständig, hat sehr hohe moralische Ansprüche an Treue und Familie. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er die für nur seine Bedürfnisse an den Nagel hängt, dafür ist er zu altruistisch.

Auf die Schnelle kann ich gar nicht mehr dazu sagen, weiß auch gar nicht, was ich will. Auf jeden Fall ist uns beiden unsere Familie heilig. Wir haben sehr viel Gemeinsamkeiten, kennen uns so gut, dass wir oft gar nicht verbal kommunizieren brauchen und haben im Leben nur uns vier, ansonsten kaum Familie, auf die man zählen kann.

Liebe Sigrid,

vielen Dank, daß Du Dich uns anvertraust ... Es ist auch sicher schwer, Euch etwas zu raten. Solange Keine/r von Euch leidet, Ihr in der Familie und in anderen Dingen Eure Erfüllung findet etc., ist vielleicht auch kein zwingender Handlungsbedarf im Moment. Problematisch wiurd es, wenn eine/r von Euch leidet, den anderen betrügt, sein Leben verschwendet sähe.
Wenn Du gerade nichts anderes suchst und Deine Mann ebenfalls nicht, wenn Ihr Euch wohl fühlt, vielleicht solltest Du das Ganze einfach mal eine Weile weiter beobachten und erst etwas unternehmen, wenn Handlungsbedarf am Horizont erscheint?

Schlimm würde es, wenn Ihr irgendwann nicht mehr ehrlich zueinander wäret, wenn eine/r von Euch abends daheim ist und Panik kriegt, weil der andere unterwegs ist und vielleicht eine Affäre hat.
Wenn solch eine Situation aufkommt, daß es quälend wird, dann wäre vielleicht spätestens Handlungsbedarf. So gut wie Ihr Euch versteht, gäbe es ja ggf. sogar eine gute Lösung. Vielleicht würdet Ihr ja Euch gar nicht gänzlich trennen, sondern jede/r nur sein eigenes Leben leben? Vielleicht ja dennoch in räumlicher Nähe zu dem/der Partner/in? Da gibt es ja viele Modelle.

Das sind aber nur so ein paar Gedanken dazu. Hier sind ja Viele in ähnlicher Situation, vielleicht bekommst Du aber noch weitere Anregungen und Ideen?

Aber egal was nun mit Deinem Mann ist und was nicht: Ihr habt da offenbar eine sehr herzliche Verbindung.

Liebe Grüße,
Mickey2.

Hallo Sigrid,

finde ich toll, dass Du so eine Frage hier aufwirfst! Als verheirateter schwuler Mann hätte ich vor meinem CO jede Frage nach meiner Orientierung ganz klar mit hetero beantwortet. Ich wollte an das Thema nicht ran, ich war nicht reif dafür.

Du schreibst:

Quote
Sigrid
Es geht uns gut, wir sind das beste Team der Welt, eine Vorzeigefamilie.

Daraus entnehme ich, dass es auch Deinem Mann gut geht. Er leidet nicht, hat keine Probleme, keine Depressionen und ihr kommt prima miteinander aus. Allerdings hast Du uns außer den beiden erwähnten Erlebnissen nicht verraten, warum Du ihn für schwul hältst. Findet er Männer attraktiv, schaut ihnen nach, spricht darüber? Dein Verdacht muss sich doch auf mehr stützen als auf zwei scherzhafte Sätze!

Aber selbst wenn Du jetzt überzeugende Verhaltensweisen beschreibst, bleibt doch die Frage, ob Dein Mann denn überhaupt offen schwul leben möchte. Ich kenne so viele Ehemänner, die das nicht tun. Du musst Dir ernsthaft die Frage beantworten, ob Du ihm einen Gefallen tun würdest, indem Du ihn mit der Frage konfrontierst. Er mag noch nicht so weit sein, er mag sogar niemals so weit sein.

Ich habe den Eindruck, dass Du gerne möchtest, dass er glücklich ist und wenn das bedeutet, dass er schwul ist, dann soll er es sein dürfen. Das ist ehrenwert von Dir. Trotzdem kannst Du nicht sein Schicksal für ihn in die Hand nehmen. Wenn er es möchte, muss er es selber tun, ohne dass Du ihn in die Richtung lenkst.

Schöne Grüße

Volker

hi volker,

das sehe ich leider ein wenig anders, denn wenn er tatsächlich schwul ist, und dieses auch leben will..., muss, dann hat die frau an seiner seite ein recht darauf es schnellstmöglich zu erfahren. damit auch sie eine entscheidung treffen kann, ob sie bei ihm bleiben will, oder ob sie den weg nicht mitgehen kann.
stell dir vor, er wartet noch mehrere jahre, sagt es dann, und sie kann ih nicht begleiten, oder er will das überhaupt nicht, da er in der schwulen welt angekommen ist, und eine gemeinsame zukunft mit der frau nicht mehr möglich ist.
somit hat auch sie wertvolle jahre verloren, um ihr leben neu zu ordnen und neu zu begehen.

sigrid,
was auch ich mich frage, wie komsmt du tatsächlich darauf, dass er schwul sein könnte....nur der verdacht alleine muss ja nicht richtig sein....da steckt doch vermutlich noch mehr dahinter, oder?

eine schöne restosterzeit

glg eni

Hallo,

Quote
Folk

Du schreibst:

Quote
Sigrid
Es geht uns gut, wir sind das beste Team der Welt, eine Vorzeigefamilie.

Daraus entnehme ich, dass es auch Deinem Mann gut geht. Er leidet nicht, hat keine Probleme, keine Depressionen und ihr kommt prima miteinander aus.

habe den Eingangsbeitrag gelesen ...

... ja, 99% davon traf auch auf "meine Familie" zu ... allerdings ist meine Frau niemals drauf gekommen, dass ich schwul gewesen wäre ... und ich auch nicht, denn ich hatte ja Frau und Kinder und auch Sex (äh ja, die kurze Nummer ... oder es war egal, wenn es keinen gab ... und dann über 10 Jahre garnicht mehr)

Nein, aus der offiziellen "Befindensäußerung", sowohl von ihm, als auch von Sigrid kann man nicht und niemals drauf schließen, dass es "ihnen" gut geht, und kein Problem und kein Handlungsbedarf besteht ...

Aus meiner Sicht besteht extremer Handlungsbedarf, denn wenn schon die Frau drauf kommt, wenn "er" schon mal ein paar "Andeutungen" macht, klingt das aus meiner Sicht wie ein Hilfeschrei im Duett.

Je länger es so weitergeht, wie bisher, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er, doch mal einen Mann "probiert", und dann ist "Holland in Not".

Ich weiß, dass es leider nichts bringt, den Mann mit der Frage nach Schwulsein zu konfrontieren. Ich hätte auch jede Andeutung oder Frage danach abgebügelt oder ins Lächerliche gezogen und mit tausenden von Argumenten entkräftet ... (heute schrillen bei mir alle Alarmglocken, wenn ich irgendwo diese Phrasen höre ... )

Letztlich wäre es ein Versuch wert, IHM die Adresse zu dieser Internetseite zugänglich zu machen ... keine Ahnung wie ...

Ich hoffe für Euch beide das Allerbeste
(was nicht unbedingt heißt, dass alles so bleibt, wie es ist).

Denke an Euch.
Ganz liebe Grüße
Victor