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Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet

geschrieben von Kaffeetante 
Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
11. Dezember 2012 06:34
Hallo,

die Seite ist super aufgemacht, vieles ist sehr hilfreich.
Ich vermisse einen Bereich für die Ehefrauen die zurück bleiben.

Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet und ist innerhalb von kurzer zeit zu seinem Freund gezogen.

Zurück gelassen hat er unsere Tochter, mich , unsere Vergangenheit, den Freundeskreis-

meist scheint es ihm gut zu gehen-

mir geht es sehr schlecht und ich frage mich wie er mit so einer Lüge leben konnte
und warum ich es nicht gemerkt hab ???
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
11. Dezember 2012 06:44
Hallo Kaffeetante,

vielen Dank für den Zuspruch für unsere Seite.
Auch verstehe ich Ihre vielen Fragezeichen, kann Ihnen jedoch nur hier auf diesen Weg Ihre Fragen beantworten, da das Gästebuch zwar eine
Möglichkeit ist, aber viel leichter geht es hier im Forum.

Einen extra Bereich für Ehepartner haben wir bis eben noch nicht gehabt, Ich Danke für diesen Vorschlag, wurde auch gleich umgesetzt.
Die Seiten von CO30.de werden ständig erweitert, aber erst durch solche Einträge ist es möglich, das Forum anzupassen.

Martin Schulze
Systemadministrator
martin1975bln@co30.de
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
11. Dezember 2012 18:10
Hallo Herr Schulze,
das ist aber nett das sie so schnell reagiert haben und mich sogar gleich angemeldet haben. Mir ist schon klar das mir , wenn überhaupt, nur mein Mann meine Fragen beantworten kann. Trotzdem hofft man insgeheim ja doch das man irgendwie „versteht“……… Zumal es wirklich erschreckend ist wie schnell das alles ging, mit dem Tempo komme ich schlicht nicht mit und auch für unsere Tochter ist es schon recht schwierig.

Liebe Grüße, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
11. Dezember 2012 19:25
Hallo Kaffeetante,

das ist super, dass Du (ich bin jetzt dreist, aber bisher habe ich hier kein Sie erlebt, aber sollten wir uns jemals life erleben, werde ich Sie sagen smiling smiley ) hier geschrieben hast.

Als Mann bin ich auf der anderen Seite und hänge an gleicher Stelle fest. Vor zwei Jahren habe ich meiner Frau gesagt, dass ich schwul bin, vor einem Jahr den beiden Kindern (16, 18) und vor kurzem zwei Freunden. Soviel zu den harten Fakten.

Der große Rest, nämlich wer wann was wusste, sagte oder nicht sagte, den anderen spüren oder links liegen lies - das sind alles höchst persönliche Wahrheiten und kaum kompatibel zwischen mir und meiner Frau. Bis jetzt steigert sich die Wut, die Versteinerung, vielleicht auch weil ich nicht die Courage habe einfach zu gehen. Nun, ich habe keinen Freund, meine Frau nie betrogen. Trotzdem hat sie mir auch gesagt, ich hätte gelogen, hat mich sehr deutlich an mein Eheversprechen, bis dass der Tod Euch scheidet, erinnert.

Dass es mir schlecht geht, ich sage, dass ich hier zu Grunde gehe, interessiert sie nicht. Die andere Wahrheit? Im Zweifel meint sie, dass mich nicht interessiert, wie schlecht es ihr jetzt geht, welche Verlustängste sie ausstehen muss. Ich habe das Gefühl, ich könnte ihr gern und nett von der Arbeit erzählen oder über Freunde klatschen, wenn sie mich denn nicht umklammern würde, mir Freiraum geben würde. Sie meint, es könne alles so bleiben, wie es ist, ich müsse nur nett mir ihr umgehen.

Teufelskreise, die uns zerstören werden!
Ich weiß nicht, ob die Schwulen, die einfach gehen, die besseren Männer sind. Angeblich finden sich dann auch die Verlassenen schneller wieder in einem eigenen und unabhängigen Leben wieder.

Jedenfalls hatte meine Frau jetzt soviel Zeit, es zu verstehen, wie ich bewusst auch hatte.
Du hast auch von Lüge geschrieben. Das tut mir weh, denn es war keine Lüge. Jedenfalls bei mir nicht. Im Nachhinein erinnere ich mich an Begebenheiten, die mir deutlich machen, dass ich schon als Jugendlicher schwul war. Aber mir war damals eindeutig nur bewusst, dass ich Männe anziehend finde. Ich war überzeugt, dass ich irgendwann eine Frau lieben würde, Familie, Kinder etc. mich erfüllen würden. Vor ca. 20 Jahren habe ich meiner Frau, damals Freundin gesagt, dass ich Männer auch anziehend finde. Sie ist nicht darauf eingegangen, also Schublade auf, rein und zu.

Erst vor zwei/drei Jahren ist mir wirklich bewusst geworden, dass ich schwul bin, dass da nie mehr das große Gefühl für das weibliche Geschlecht kommen wird.

Jeder von uns beiden, meine Frau und ich, hat seine Entscheidungen, Ehe, Kinder, was auch immer, im besten Wissen und Gewissen getroffen. Mit mehr Lebenserfahrung hätten wir damals anders handeln können. So hat sich keiner von uns etwas vorzuwerfen - meine Meinung!
Zur Lüge gehört für mich die Absicht.

Ich bekomme von Männern den Rat von der Bremse zu gehen, endlich Männer zu suchen und Fakten zu schaffen. Du hättest Dir nur mehr Zeit gewünscht? Die Tatsache als solche ist leider nicht änderbar.
Ich weiß nicht, wie es einfacher für die Frau ist und auch nicht für den Mann, denn jeder ist anders. Ich wollte meiner Frau nie weh tun und jetzt tut mir am meisten weh, wenn sie mir Absicht unterstellt.

Bei den Kindern war mir besonders wichtig, dass ich ihnen deutlich sage, dass es nichts mit Ihnen zu tun hat. Es sind Probleme von Mama und Papa, um die diese sich selbst kümmern müssen. Meine Frau sagt, ich würde die Kinder belasten. Jetzt habe ich gute Freunde informiert (die gut reagiert haben), so dass meine Frau und die Kinder mit jemand anderen über diese Probleme reden könnten. Das hat mir meine Frau sehr übel genommen. Was habe ich von einer heilen Fassade, wenn dahinter alles zerfressen wird und zusammenstürzt?

Hm, jetzt habe ich den Eindruck zu viel geschrieben zu haben, Dich vielleicht noch zu belasten. Ich lass mal stehen und hoffe, dass es Dir und Deiner Tochter bald besser geht.
Es hat nichts mit Euch zu tun! Er hat es sich nicht ausgesucht schwul zu sein, wirklich. Lt. Bundesregierung gibt es in Deutschland ca. 200.000 bis 600.000 Männer in dieser Situation, wobei es genauso Frauen gibt, die es mit einem Mann nicht mehr aushalten.
Unsere Sozialisation ist komplett darauf ausgerichtet, dass Mann Frau sucht und umgekehrt. Es gibt hier höchstens aus meiner Sicht Schuld, wenn man dabei mit der Partnerin nicht ordentlich umgeht, wobei im Gefühlschaos Überreaktionen nicht überbewertet werden sollten - soweit die Theorie smiling smiley seufz.

LG
Zeev
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
11. Dezember 2012 20:21
Hallo Kaffeetante,
hier bei CO30.de findet man Antworten. Ich selbst kann ihnen das Forum nur ans Herz legen.
Sicherlich ist der wichtigste Ansprechpartner der ehemalige Partner.
Aber manchmal findet man einfach nicht die richtigen Worte bzw. Traut sich einfach nicht.
Das CO30.de Forum ist über 10 Jahre Online, in dieser Form durch einen Inhaberwechsel erst 3/4 Jahr.
Viele sind schon hier gewesen, viele mit unterschiedlichen Erfahrungen und der gegenseitige Austausch ist das was wichtig ist.
Es ist auch besonders ihnen nicht leicht gefallen hier Ihre Zeilen zu lassen, aber die erste die uns geschrieben hat.
Sie sind bestimmt nicht die einzige die hier bei CO30.de vorbei schaut.

Ich würde mich freuen, wenn Sie im Forum aktiv werden. Wir beißen ja auch nicht :-)

MfG
Martin
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
12. Dezember 2012 21:55
Hallo Zeev,
mich muss man nicht siezen, auch nicht wenn man mich trifft smiling smiley . Es hat sich so ergeben, weil ich gesiezt wurde .....
Ich danke Dir für Deine ausführliche Antwort. Belastet hast Du mich damit nicht! Vielleicht wäre ich verständnissvoller wenn ich nicht so getroffen wäre, wenn er nicht behauptet hätte mit mir und unsere Tochter leben zu wollen während er schon auf der Suche war....... Keine Ahnung, natürlich war es sehr schwer sich zu outen, das er das nicht aus Jux gemacht hat ist mir völlig klar. Ganz schlimm war z.B. aber als im Nachhinein raus kam das er am Anfang unserer Beziehung mit einem Mann fremd gegangen ist. Anders als Deine Frau hatte ich nicht die leiseste Ahnung das er sich auch zu Männern hingezogen fühlen könnte. Vor seinem Outing war er oft angeschlagen, viel krank........ Er hat mich mit schöner Regelmäßigkeit vor die Wand laufen lassen wenn ich ergründen wollte was mit ihm los ist. Letztendlich musste er zugeben das er mir gegenüber oft übertrieben kritisch war. Er war oft nicht zufrieden, dann hies es es sei der Stress, oder ich war schwierig usw. Es sind Sätze gefallen wie das er nun endlich glücklich sein kann u.a. Gut vielleicht nicht so bös gemeint wie es ankam, mag alles sein. Nur was hat er geglaubt wie das weiter geht? Dieses Gerede von Freundschaft ........Was für eine Freundschaft kann das sein wenn man abgelegt wird wie eine alte Jacke?
Nach dem Outing war mir schon klar das wir nicht mehr gemeinsam alt werden. Naiv bin ich nicht und ich hatte auch nicht vor ihn anzuketten- hätte ja eh nicht geklappt. Ich brauche auch keine heile Fassade , das bringt keinem was. Aber es tut verdammt weh abgelegt zu werden und zu sehen wie der Ex sich für all das Zeit nimmt was vorher nicht ging, wie er viel aktiver ist , lockerer wird und seinen Weg geht als sei es das Natürlichste von der Welt das man alles hinter sich lässt. Klar es könnte schlimmer sein, er hätte auch fremd gehen können, ich hätte es durch einen dummen Zufall erfahren können usw. Trotzdem bleibt für mich ein ganz mieses Gefühl. Ich habe in meinem Leben niemandem so vertraut wie ihm und es hat mir wirklich den Boden unter den Füssen weggezogen. Er ist ein guter Vater, und sein Freund scheint ein Glücksgriff zu sein den unsere Tochter auch mag trotzdem geht es mir absolut beschi......... Meine Lebensplanung ist völlig aus den Fugen, ich weiß nicht ob ich jemals wieder wirklich vertrauen kann- ich kann es mir nicht vorstellen.
Natürlich frage ich mich auch warum es jetzt plötzlich so wichtig wurde. Warum keine Zeit mehr blieb vernünftig auseinander zu gehen ohne das schon das nächste Nest wartet, was die Sache deutlich schwieriger und auch fieser macht.
Was die Lüge angeht..... ich wollte Dir natürlich nicht weh tun- aus meiner Sicht fühle ich mich aber belogen. Er war es der unbedingt heiraten wollte, er wollte Kinder...... tja und nun ...... ist das alles nicht mehr wichtig.

Was die Kinder angeht verstehe ich nicht das Deine Frau Dir da Vorwürfe macht- geht mich natürlich nichts an und ich kenne sei nicht. Sie hat auf jeden Fall auch ein schwere Paket zu tragen, das ist klar.Allerdings glaube ich nicht das es sinnvoll ist den Kindern was vorzulügen oder ihnen eine heile Welt vorzuspielen die es nicht mehr gibt. Ich habe mich bei unserer Tochter auch sehr schwer getan, sie ist 9. Anfangs wußte sie nur das es eine Krise gibt aber mittlerweile denke ich das es o.k. ist das sie Bescheid weiß. Sie hat auch nicht gesagt bekommen das sie nicht drüber sprechen darf. Mit den Folgen müssen wir leben, wir sind die Erwachsenen......
Das Du Freunde eingeweiht hast finde ich gut.

Raten kann ich Dir nichts , da bin ich leider die Falsche. Ich hoffe aber das ihr es schafft einen Weg zu finden mit dem ihr Beide zurecht kommt!! Hoffentlich hab ich nicht zu wirr geschrieben, meine Gefühle fahren Achterbahn........

Sei lieb gegrüßt, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
14. Dezember 2012 15:40
Hallo Kaffeetante,
du bist hier nicht die einzige frau, auch wenn ich hier nur stillschweigend mitlese, wenn ich zeit habe.
ich bin selbst auch betroffen, inzwischen aber längst darüber hinweg. ich war einmal mit einem tollen mann verheiratet, der soch dann nach 20 jahren ehe goutet hat, auch mit dem wissen, dass er schon vor der hochzeit eigendlich lieber männern hinterher schaut. lange zeit hat es mir den boden unter den füßen weg gerissen, mein lebensmodell zerbrach von jetzt auf sofort, ein langer, tränenreicher weg begann. diesen haben wir vor 5 jahren beendet, ich wusst dann, dass ich keine chance habe, und weder er noch ich zusammen glücklich bleiben konnten. mir war klar, dass das lbelügen ein ende haben musst, wenn ich mich selber retten wollte.
nun ist es so, dass unsere männer in eine völlig neue welt eintauchen müssen, um endlich ihr wahres ich leben zu können. wir frauen bleiben zurück in unserer welt und müssen erst einmal heilen um wieder nach vorne schauen zu können. das heilen dauert sehr viel länger als der weg, den unsere männer einschlagen müssen.
auch ich habe mir die frage gestellt, ob mein ganzes leben mit ihm eine lüge war...man könnte sie mit ja beantworten, doch ich will das nicht, denn somit würde ich alles in ftage stellen...wir haben uns gegenseitig gebraucht, nicht benutzt, und so eine tolle, kleine familie gegründet, die ich sonst so nciht hätte.
ich will aber auch nichts mehr schön reden, und wenn ich es verhindern kann, dann werde ich mein menschenmöglcihses tun um zu verhindern, dass jemals ein schwuler mann wieder eine frau heiratet und eine familie mit ihr gründet.
es tut allen zu weh, wenn dies dann auseinander bricht.
zeev, deine frau mag dich nicht gehen lassen...oder vielleicht noch nicht...aber du selber kannst diesen schritt tun...weh tust du ihr eh...aber besser ein ende mit schrecken, als ein schrecken ohne ende. ich weiß aber aus erfahrung, dass die männer oft darauf warten, dass die frauen ihnen diese entscheidung abnehmen.
ich weiß nicht, wann mein mann gegangen wäre...er hat es nicht fertig gebracht zu diesem zeitpunkt, auch wenn er wusste, dass er mich hätte viel früher loslassen müssen. doch wie gesagt, jeder brauch sein tempo, jeder muss sich die zeit nehmen, die er benötigt.
so, dass solls erst einmal sein...und übrigens, kaffeetante, weißt due eigendlich dass es auch spezielle foren für betroffene frauen gibt? da herrscht ein reger anlauf momentan...erschreckend wie viele neue frauen wir im moment grad haben, die genau das durchmachen, wie du auch. trotzdem finde ich es gut, dass hier im co30 wieder aktiv gescxhrieen wird. ein austausch zwischen männern und frauen...verbal...smile...finde ich ziemlich wichtig.
in diesem sinne
einefrau
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
14. Dezember 2012 17:08
An alle Partnerinnen und Ex-Partnerinnen bi - oder homosexueller Männer,

als ehrenamtlich organisierte Selbsthilfegruppe für Frauen -meist mit Kindern- deren Partner sich im Zusammenleben in der Familie als schwul oder bisexuell bekennen; besteht die Fraueninitiative TANGIERT. Als "Antwort" auf die schwulen Väter.

http://www.tangiert.de/


Auch der Austausch eurer Gedanken hier im Forum finde ich gut.

LG Maks

(Update: 15.12.2012 12:53 Uhr Link ist gepostet, Gruß Martin)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.12.12 11:53.
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
14. Dezember 2012 17:34
Danke Maks,

das ist eine gute idee...da hätte ich auch selber drauf kommen können tangiert hier zu posten.

glgl einefrau
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
15. Dezember 2012 12:02
Liebe Kaffeetante und liebe einefrau,

vielen Dank für alles, was ihr hier geschrieben habt smiling smiley

Wenn ich jetzt ein Autoliebhaber wäre, würde ich mir Eure Situation so vorstellen, dass ihr mit eurem geliebten Lamborghini oder Maserati oben am Colorado Canyon steht und gezwungen werdet, ihn über die Felskante hinunter zu schieben - und das ohne zu wissen, ob sich jemals wieder wenigsten eine Schrottkarre für euch findet. Thelma und Louise lassen grüßen.

Wenn ich meine Spinnerei weiter führe, dann ist dieses Szenario vielleicht besser, als wirklich selbst in dem Auto zu sitzen, während es über die Felskante fliegt ...

Hm - habe ich jetzt etwa behauptet, dass die schwulen Ehemänner am abstürzen sind und in der Schlucht landen? Eigentor smiling smiley

Ich kann nachvollziehen, dass es für den Mann einfacher sein dürfte, weil er in der Zukunft eine Perspektive sieht, während der Frau die vergangene Perspektive ihres Lebens entrissen wird.
Aber eindeutig bin ich dagegen, es Lebenslüge zu nennen. Lüge verbinde ich untrennbar mit Absicht. Hier geht es um Tragik, Trauer usw., aber es gab gute Zeiten, Zeiten, die alle beteiligten so wollten.

Jedes Leben hat Abschnitte, Leben mit Kindern, dann mit Kindern aus dem Haus und vielleicht allgemeiner midlife-crisis, Leben mit Eltern, irgendwann ohne Eltern wobei vielleicht wichtiges ungesagt blieb oder auch Leben mit Arbeit und irgendwann eine Phase ohne Arbeit mit tiefer Depression mangels Perspektive.
Ich will nichts klein reden. Hier ist es eine existentielle Krise, aber wie mein ganzes Leben sehe ich das Glas halb voll. Es kann für alle wieder etwas Gutes kommen. Es gibt bestimmt auch Frauen, die wieder persönliches Glück gefunden haben, während der Mann einsam wurde. Jeder muss sich die Zeit geben und natürlich auch gegenüber dem anderen beanspruchen, sich in dieser Welt neu zu finden.

Ich weiß nicht, was es bei mir zu Hause geben wird. Ich habe meiner Frau inzwischen mehrfach vorgeschlagen, dass ich hier bei uns in einen separaten Wohnbereich ziehe, Abstand gewinnen um dann vielleicht wieder nett miteinander umzugehen. Sie hat mir gesagt, dass sie das nicht will, ich bitte bleiben soll. Ich will nicht ganz weg, habe wahrscheinlich Angst vor meinem schlechten Gewissen, wie es dann hier mit ihr und den großen Kindern liefe, wer sich um das ganze Anwesen kümmern soll, ganz abgesehen davon, dass ich mich hier grundsätzlich wohler fühle, als in irgendeiner Mietwohnung.

Das wesentlichste Problem dürfte sein, dass wir in Gesprächen von verschiedenen Voraussetzungen ausgehen. Ich sehe uns bereits außerhalb der ehelichen Gefühlsgemengelage, Zielrichtung liebevoll besorgte Freunde und sie sieht uns noch als Ehepaar. Da bekommen alle Aussagen eine verschiedene Farbe, ganz persönliche Wahrheiten.

Ich habe ihr gesagt, sie solle es sich mal vorstellen, als lesbische Frau mit einem Mann zusammen zu leben und alle Welt würde denken, sie sei hetero. Oder als hetero Frau würde sie mit einer Frau zusammen wohnen und jeder würde sie für lesbisch halten. Ist das ein authentisches Leben, ein Leben, in dem sich Kopf und Bauch wohlfühlen? Meine Frau hat dieses Ansinnen von mir abgetan, was der Blödsinn solle. - Aber es geht halt längst nicht nur um Sex.

So, draußen ist zwar noch alles dick verschneit, aber das Tauwetter lässt die Bäche steigen. Mal sehen, was unter dem Schnee zu Tage kommt. Wir müssen weiter graben und pflanzen - es wird wieder etwas wachsen smiling smiley.

Liebe Grüße

Zeev
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
15. Dezember 2012 21:25
Hallo Ihr Lieben,
herzlichen Dank für Eure Nachrichten. Bei Tangiert war ich schon zu zwei Treffen und ich kenne auch das Forum für betroffene Frauen. Durch Zufall war ich dann auch hier gelandet, hab auch das ein oder andere gelesen und dann eben angemerkt das mir die Ecke für die verlassenen Frauen fehlt, bekam ne nette Antwort - dadurch kam es dazu das ich plötzlich hier hängengeblieben bin smiling smiley und nun auch hier schreibe.
Liebe Einefrau, es ist schön zu lesen das Du drüber weg bist. Ich stehe noch am Anfang, nun steht mein Geburtstag vor der Tür und es wird der erste ohne ihn sein, nach 20 Jahren. Manchmal wünschte ich wir hätten uns vorher wenigstens auseinander gelebt-wobei er hat sich ja auseinander gelebt....... Es ist schon sehr schwer zu aktzeptieren das unser Weg zu Ende ist. Leider liebe ich ihn noch und er fehlt mir aber ich bin doch eher "eigensinnig" und so kam es bei uns schneller zum Knall. In dem Moment wo ich das Gefühl bekam das er nicht mehr wirklich hier ist hatte ich ein Ultimatum gestellt. Heute denke ich das er darüber froh war- er wollte weg, hatte aber ein schlechtes Gewissen- durch meinen Ausflipper hab ich ihm einen perfekten Ausstieg ermöglicht und das neue Nest war ja auch schon bereit...... Stimmt ich muss heilen, ich weiß nur nicht wie. Natürlich ist mir auch klar das es keinen Sinn macht die Vergangenheit zu verteufeln aber im Moment fühle ich mich so derartig betrogen und verar....... Dir weiterhin alles Liebe!

Lieber Zeev, Du hast das ja alles nett ausgedrückt aber es bleibt der schale Nachgeschmack ! Mag sein das vieles gewollt war, aber wie kann ich glauben das ich geleibt und begehrt wurde wenn der Mann plötzlich ausschließlich mit Männern leben möchte. Wenn er sogar zugibt mal mit einem Mann fremd gegangen zu sein. Warum wurde da nicht die Bremse gezogen? Warum konnte man da nicht sagen das man sich nicht mehr sicher ist o.ä.? Warum dann noch ne Hochzeit, ein Kind usw.?? Wenn unsere Tochter ihrem Papa nachweint könnte ich ihn kalt lächelnd zum Mond schießen. Soviel Trauer, soviel Verlust war das nötig??? Es mag die Frauen geben die danach wieder vertrauen, neue Wege gehen u.a. aber ich bin nun das zweite Mal in meinem Leben derartig auf die Nase gefallen- einmal mit der Ursprungsfamilie und nun mit ihm- nein Danke irgendwo muss es gut sein.......
Ich bin wirklich ein Mensch der auch das halbvolle Glas sieht, der weiß das alles zwei Seiten hat aber das jetzt hier zieht mir alles unter den Füssen weg und ich frag mich so manches Mal wofür ich überhaupt noch weiter mache. Gut klare Antwort, ich habe eine Verantwortung für ein Kind aber ansonsten fehlen die Perspektiven. Nicht weil ich mein Leben nach ihm ausgerichtet hab, sicher auch, aber glücklichweise hatte ich auch immer meine Hobby und meinen Freundeskreis. Das ist jetzt verdammt viel wert, trotzdem ist es die schlimmste Krise meines Lebens.
Das Problem hatten wir auch- mein Mann war schon weg wollte mich am liebsten von der Ehefrau gleich zu besten Freundin umpolen, daher sind wir auch nicht auf einen Nenner gekommen.

Klar Du hast Recht jeder will authentisch leben, völlig klar. So rein vom Kopf ist mir schnell klar gewesen das wir nicht mehr gemeinsam alt werden und über kurz oder lang wohl die Ehe den Bach runter geht. Wie schnell er allerdings nur noch sein neues Leben im Kopf hatte hat mich allerdings wirklich umgehauen, damit kamen auch die Zweifel an der Vergangenheit und all die Fragen die er nicht beantworten kann oder will.
Mir bleibt nur fair und loyal zu bleiben, das bin ich auch aber ich will ihn nicht sehen und gäb es unsere Tochter nicht könnte er sonstwohin ziehen-ich will mir sein Glück nicht anschauen müssen.

Schönen Abend, wir haben noch immer 7 Grad obwohl es schon so spät ist.
Schönes Wochenende, liebe Grüße, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
15. Dezember 2012 23:05
liebe kaffeetante,
es ist tatsächlich so, dass es auch mir unheimlich weh getan hat, dass mein ex so schnell in sein neues leben gefunden hat. auch ich fühlte mich sehr schnell ausgetauscht. das tut heftig weh, und meine gedanken ähnelten sehr den deinen.
wir hatten uns auch vorgenommen beste freund zu bleiben, doch schnell musste ich feststellen, dass das garnicht gehen kann, denn wenn ich, als beste freundin, kritik übte, so blieb ich doch immer die ex...und von der hört man sich ungerene kritik an. da fühlt sich "mann" doch schnell auf den schlips getreten. dann dachte ich ein freund reicht auch. weil beste freuned hat man eh nich soooo viel, daher sollte es so reichen.
heute ist es so, dass er mir zwar nicht egal ist, und das auch nie sein wird, so ist es durch den abstand sehr ruhig zwischen uns geworden. ab un an melde ich mich bei ihm, wenn ich mal wieder den größten krieg mit meinen (erwachsenen) kindern habe. da kann ich es dann nicht lassen, ihn damit zu behelligen. denn er meint immer, ich müsse mich merh abgrenzen von der kurzen (18 jahre) und mehr bei mir bleiben. boah, macht mich das sauer...er hat gut reden, er kommt nach der arbeit nach hause und kann die beine hoch legen, wenn er will. er hat nichts mit chaos, liebeskummer und dergleichen zu tun. daher alles blane theorie, die er nicht mehr lebt. er hat seine entscheicugn getroffen...bedeutet nicht gegen seine kinder...für die ist er immer da...aber da er 100 km weit weg von uns geogen ist anfangs des jahres, ebne auch nicht mehr up to date.
mir selber abertut der abstand gut...ich schaffe alles soweit alleine, habe arbeit gefunden, arbeite viel, verdiene wenig, aber ich bin zufrieden. alles ander wird sich finden. ich fühle mcih frei und bereit für was neues, wenn es siich ergibt....

lieber zeev,
wenn ich das wort lüge benutze, so meine ich das nicht negativ...und ich gebe dir recht, wenn du meinst, lüge wäre absicht.
doch fakt ist es zumindest bei uns, dass mein lieber ex schon bei de hochzeit wusste, dass er eher auf männer steht.
ich bin fest davon überzeugt, dass er mich aufrichtig geliebt hat...von begehren mag ich nicht reden, ich weiß nicht, und will es auch nicht wissen, ob ich je alleine im bett mkt ihm war...geistig. das habe ich gut im griff.
aber bitte verzeih, wenn ich der meinung bin, dass mit diesem wissen er sich selber sein ganzes leben etwas vorgelogen hat....er hat vielleicht gehofft es wegheit´raten zu können...und sein größter wunsch waren frau, kinder haus und mercedes.
als er all das erreicht hatte, da kamen seine alten sehnsüchte hoch, die er dann auch 5 jahre heimlich gelebt hat. sicher ist es ihm dabei nicht gut gegangen....er hat ein gewissen mir gegenüber....aber es ist ihm gelungen, diese schlecht gewissen auszublenden. das zu erfahren ist schon der hammer...aber ich habe auch verstandem, dass er das nicht bösartig gemacht hat. betrogen hat er vor allem sich selber....weh getan aber hat es mir.
frauen sind bei so einer konstellation eindeutig die verlierer....aber ich würde niemals einen schwulen mann an mich binden wollen, weil ich weiß, dass wir so beide verleierer gewesen wären.
so kann ich mein leben wieder zurecht rücken...und wenn es och eine weile mehr dauert, als ich mir wünsche, dann ist das eben so.
schade, dass deine frau das nicht so sieht....sie verliert kostbare jahre, um ihr leben wieder neu zu richten.
soll nicht heißen, dass die vergangenen jahre mit dir verloren waren...aber du willst eigendlich gehen....sdoch sie hält, klammert extrem. wahrscheinlich hat sie zu viel angst...die auch normal, aber nicht gesund ist.
ich drücke euch auf jeden fall die daumen...für welchen weg auch immer.
glg einefrau
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
16. Dezember 2012 10:42
Liebe Kaffeetante, liebe einefrau,

ihr habt beide Recht, das weiß ich ganz genau.

Ich schreibe einfach mal unsortiert weiter, wie es mir in den Kopf kommt.
Beste Freundin, wie soll das wirklich klappen nach dieser maßlosen Enttäuschung. Enttäuschung im wahrsten Sinne des Wortes. Man hat sich selbst und damit auch die Partnerin getäuscht.
Über Absicht müssen wir nicht streiten. Ich erkläre es mir mit Sozialisation, dem egoistischen Wunsch nach all dem, was in dieser Gesellschaft so wichtig ist und natürlich dem Wunsch nach Nachkommen.

Bei mir hatte ich zwar irgendwann in den ersten Jahren der Beziehung gesagt, dass ich Männer anziehend finde. Aber sie konnte damit nichts anfangen und ich hatte im Zweifel nicht den Mut dieses Thema weiter zu verfolgen, weil ich meiner Frau nicht weh tun wollte. Nehme ich jedenfalls an, es ist rund 20 Jahre her. Andererseits war ich nach meiner Erinnerung in diesen Jahren noch absolut davon überzeugt, dass mich die Beziehung mit einer Frau erfüllen würde, wobei ich genau weiß, dass ich einen deutlichen Kinderwunsch hatte, meine Frau aber nicht.

Beste Freundin, dahinter steckt bei mir viel Verantwortungsgefühl, Besorgnis, dass es ihr gut gehen soll - im Zweifel wahrscheinlich auch der egoistische Wunsch, guten Gewissens mein eigenes Leben weiter verfolgen zu können. Mit anderen Worten nicht wirklich das, was ich unter einer besten Freundin verstehen würde.

Ich bin aber schon sicher, dass man im Idealfall auch in Liebe Abstand gewinnen kann, ggf. auseinander gehen kann. Natürlich wäre das eine andere Art von Liebe, die Liebe, die ohne Egoismus dem anderen nur etwas Gutes wünscht, also vielleicht doch etwas von beste Freundin smiling smiley. Klar, das ist hier sehr schwer, denn wie soll man so mit einem Partner umgehen können, wenn er einen maßlos und existentiell enttäuscht hat. Wir können gern das Wort Lebenslüge nehmen, denn ich habe den Eindruck, dass ihr auch keine böse Absicht unterstellt.
Fahrlässigkeit, Unvermögen, Naivität, alles dürfte auf jemanden wie mich zutreffen. Ich würde es irgendwie unter menschliche Schwächen zusammen fassen. Vieles ist erklärbar, entschuldbar wird schon eine Gratwanderung.

Ich rede hier übrigens immer über mich smiling smiley. Jeder ist anders und eure Expartner kenne ich nicht, fühle mich natürlich irgendwie solidarisch und würde gern annehmen, dass sie ehrlich waren. Betrügen fällt eindeutig nicht unter ehrlich, bestenfalls große Schwäche. Wobei mir jetzt in den Kopf kommt, ob betrügen erst mit der Handlung anfängt oder auch schon anzunehmen ist, wenn man beim Sex an Männer denkt. Aber dann müssten vielleicht auch ganz viele Heterobeziehungen von Betrug gekennzeichnet sein, all die Männer, die sich Pornos mit Frauen reinziehen, wie auch immer.

In Punkto menschliche Schwächen fallen mir meine "normalen" Eheprobleme ein. Die Macken, die mich an meiner Frau so sehr ärgern können. Jetzt wirken sie immens auf mich, aber ich gehe davon aus, dass sie in einer normalen Liebesbeziehung einfach nur das Salz in der Suppe wären. Man braucht eine Grundlage womit wir schon wieder bei beste Freundin wären ...

Ich dreh mich ohnehin im Kreis, bin aber zuversichtlich dabei nicht auf der gleichen Stelle stehen zu bleiben.
Apropos Kinder. Einefrau, wenn ich hier zu Hause mit dem 18-jährigen eine Diskussion führen muss, ob er den Müll rausbringen muss, wobei er doch soooo benachteiligt gegenüber seiner Schwester ist und im nächsten Atemzug will er schon wieder das Auto haben, was er immer bekommt und wir zahlen den Sprit, dann könnte ich platzen! Auf der anderen Seite bin ich sehr froh, was ich alles von unseren Kindern mitbekomme, dass ich ein enges Verhältnis zu ihnen habe, obwohl sie wissen, dass ich schwul bin.
Meine Frau sieht in diesem Wissen ein riesen Problem. So aber ist ihnen klar, dass nicht sie die Ursache für die Probleme zwischen Mama und Papa sind, das halte ich für viel wichtiger. Außerdem will ich wissen, wo sie unterwegs sind, also dürfen sie auch wissen, wenn ich mich mal mit Freunden hier aus co30 treffe.

Euch einen schönen Sonntag. Die Straßen sind bei uns zwar blank, aber der Garten ist immer noch dick voll nassem Schnee. Vielleicht kommt die Sonne mal raus, so wie gestern. smiling smiley

Liebe Grüße
Zeev
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
16. Dezember 2012 21:36
Hallo Ihr Lieben,
ich habe meinen Geburtstag überstanden- heute Morgen gab es ein paar Tränen, das Schlimmste waren die Tränen meiner Tochter die wieder meinte das die Tage die sonst am Schönsten waren nun ohne den Papa die traurigsten seien. Man muss das nicht verstehen aber allein in solchen Momenten kommt mir so die Galle hoch- was wird da unserem Kind zu gemutet. Ja ich weiß das Leben ist kein Ponyhof und ich weiß auch das er allem zum Trotz ein guter Vater ist aber........ ja Zeev auch ich drehe mich im Kreis........
Mein Mann behauptet ja das er noch im letzten Jahr davon überzeugt war mit mir alt zu werden, auch wenn ich es nicht glaube tröstet es mich tatsächlich gerade ein wenig das da ein Mann ist der auch daran geglaubt hat das es mit seiner Frau passt.
Du hast das sehr gut auf den Punkt gebracht was das Thema Freundschaft angeht- genau aus diesem Grund kann ich mir eine Freundschaft nicht vorstellen. Es ist ein großer Verlust für mein Leben, er ist ein toller Mann aber unter diesen Voraussetzungen kann ich mir keine Freundschaft vorstellen.
Es stimmt, ich unterstelle keine böse Absicht, nur in ganz schwachen Momenten winking smiley aber im Großen und Ganzen denke ich auch das er sich selbst genauso belogen hat. Heute war noch wieder der blöde Moment wo ein alter Freund von ihm anrief um mir zu gratulieren und schockiert war als er hörte das wir getrennt sind. Den Grund hab ich ihm nicht gesagt, das ist nicht meine Sache. Aber diese Reaktion " wie ihr, das hat doch so super gepasst " usw. da könnte ich schreien.

Betrügen...... klar hat jeder so seine Phantasie, wenn ich mir vorstelle das er sich immer nur nen Mann gewünscht hätte fänd ich das schon heftig . Gut die Gedanken sind frei und man kann drüber streiten ab wann es Betrug ist wenn er sich aber immer Männer beim Sex vorgestellt hätte würde das ja doch bedeuten das er schon viel länger wußte was los ist. Ach, aber das ist müßig, ich bekomme da eh keine Antworten und selbst wenn er sie mir geben würde wäre noch die Frage ob ich es glauben kann.

Ich kann das Problem nicht sehen aber das ist Ansichtssache. Kinder , oder bei Euch eher Jugendliche sollte man nicht für blöd verkaufen, damit ist keinem geholfen. Man kann seinen Kindern nicht einen über Ehrlichkeit u.a. erzählen und sie dann völlig außen vor lassen. Ich denke es wäre schlimmer wenn es irgendwann durchsickert oder sie etwas aufschnappen und sich wohlmöglich irgendwelche merkwürdigen Gedanken machen.
Normale Streitigkeiten sind manchmal dann schon recht "nett"smiling smiley so eine Normalität hät schon etwas smiling smiley, auch wenn man manchmal platzen könnte ...........

Liebe einefrau,
bei uns ist der Wunsch einseitig, obwohl ich mir einerseits ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen konnte kann ich mir andererseits auch nicht diesen faulen Kompromiss der Freundschaft vorstellen. Dafür ist viel zuviel kaputt gegangen und er lebt einfach nun ein ganz anderes Leben. Auch wenn er behauptet das , das nicht so ist........
Er wohnt gut 90 km von uns weg was eben auch bedeutet das er nicht mal eben zur Stelle ist. Ich seh das auch so, vieles ist einfach nur Theorie- er hat sich endschieden und manchmal denke ich das er manches auch wegschieben muss um sich gut zu fühlen. Ach ich weiß es nicht, leider steh ich noch am Anfang. Es tut aber gut zu lesen das Du soviel weiter bist!
Weiterhin alles Liebe und Gute!

Schönen Abend, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
17. Dezember 2012 09:46
Liebe Kaffeetante,

schön, daß Du hier schreibst und so ja sicher auch nach Antworten suchst, warum alles so gelaufen ist. Wir alle können natürlich nicht in Deinen Mann hineinschauen und niemand weiß, ab wann es genau Deinem Mann klar war, daß er schwul oder bi oder sonstwas ist. Vielleicht weiß er es selbst ja nicht mehr.
Ich - der "es" recht früh wußte und deswegen aus Respekt auch nie versucht hat, was mit Frauen anzufangen - kann nur für mich reden, wie meine Zeit vor meinem Coming Out war. Mein Coming Out war so ca. mit 32 Jahren und ich wußte es - mehr oder weniger - bereits mit zwölf. Zwar habe ich dawischen nie versucht, es einfach mal mit einer Frau zu probieren, aber ich erinnere mich sehr gut daran, was mir alles durch den Kopf gegangen ist. Damals wie sicher auch heute ist es ein großer Schock für viele Männer (zumindest war/ist es so für mich), zu erkennen, daß man vielleicht (!) schwul ist. Man bemerkt es, versuch Erklärungen zu finden, man beschwichtet sich, man denkt "Nein, das ist nur so eine Phase" etc. etc. Ich glaube, zunächst mal ist niemand gerne schwul (oder lesbisch) und man versucht alles Mögliche, um sich selbst das Gegenteil zu beweisen.

Um es auch erst einmal klar zu stellen: schwul zu sein heißt nicht nur, daß man Sex mit anderen Männern haben möchte, sondern daß man sich in andere Männer verliebt, und zwar so, wie Du Dich vielleicht auch in andere Männer verliebst. Seit ich 32 bin (und das ist nun auch gut zehn Jahre her), hatte ich nur ganz wenig Sex mit Männern, es waren keine zwanzig Mal in 13 Jahren, aber ich liebe Männer, bin sehr gerne mit ihnen zusammen, unternehme was mit ihnen etc. Ich finde Männer attraktiv und bin gerne mit ihnen (auch nur "einfach so"winking smiley zusammen. Genauso bist Du sicher auch gerne mit Deinem Mann oder generell mit Männern zusammen. Das kannst Du 1:1 übersetzen. Oft wird es so hingestellt, als sei Schwulsein einfach nur so eine Art "Lust auf Trieberfüllung", aber das kann ich nicht unterschreiben, das ist sichert nur ein Aspekt.

Zurück zu meiner Phase vor meinem Coming Out. Ich war in dieser Phase sehr verzweifelt. Zwar hatte ich ja nie eine Partnerin, es war für mich immer klar, daß das nicht geht, aber ich hatte natürlich gute Freundinnen (und natürlich auch gute Hetero-Freunde). Sie wußten von meiner Homosexualität nichts (bis auf eine Auzsnahme), und ich litt extrem darunter. Einerseits wollte ich mich ihnen gegenüber nicht offenbaren, weil ich mich extrem schähmte. Ich wollte ja nicht schwul sein und hätte alles dafür gegeben, ein scheinbar "ganz normales Leben" zu führen. Andererseits wollte ich mich auch nicht ewig verstellen und so tun, als stünde ich auf Frauen. Auch das tut weh, und auch daß Sich-Abtrainieren, daß man eben auch mal einem Mann nachschauen möchte. Ich habe mir das echt (!) abtrainiert, wenn ich einen attraktiven Mann sah, leuchtete bei mir innerlich ein rotes Lämpchen, was dann sagte: wegschauen! Tatsächlich geht so was.
Kurzum: ich hatte eine Todesangst davor, mich zu outen, sah da KEINE Möglichkeit, es ging für mich nicht. Also stürzte ich mich in die Arbeit und in einen guten Freundeskreis und versuchte, mein Leben anderweitig "nützlich" zu gestalten. Vielleicht habe ich daher noch heute einen echt guten Freundeskreis, wer weiß?

Aber nun ein weiterer Punkt: Wenn ich so völlig verzweifelt war, manchmal sogar kurz vor dem Selbstmord stand (das meine ich so), wünschte ich mir manchmal dennoch nichts sehnlicher als ein "normales Leben". Möglichst eine Familie, Kinder etc. Das ist sicher ebenso in mir drin, daß ich den Wunsch nach "Normalität" habe. Und dieser Drang war/ist auch sehr stark, wahrscheinlich ist dieser Drang in jedem Menschen drin. Klar ist: ich entschied mich, auch diesen Drang zu unterdrücken, weil ich es einer Frau gegenüber nicht fair empfunden habe, trotz meines Wissens eine Verbindung mit ihr einzugehen. Die Alternative war aber nicht "Dann mit einem Mann" sondern "gar nichts", einfach "nur" der "stets beste Freund" von irgendwem zu sein - und zwar ohne Sex. Ich kann das nicht trennen.

Dennoch kann ich in dieser Lage gut nachvollziehen, daß jemand anders vielleicht auf des Messers Schneide gerade andersherum fällt. Er hat eine liebe Freundin (und natürlich kann man auch Frauen sympathisch finden und lieb gewinnen), sie zeigt deutlich ihre Zuneigung etc. Und man selber will ja auch vom Kopf her gar kein anderes Leben: man will "normal" sien, Kinder haben etc. Man will das, was man (früher noch mehr als heute) auch dauernd im Fernsehen, im Kino etc. sah. Dort gab es (fast nur) Hetero-Paare. Die Freunde um einen herum haben Freundinnen etc., man will nicht anders sein. Und: man liebt ja auch die Freundin. Vielleicht ist es ja nicht so stark, wie man einen Mann lieben würde, aber man liebt die Person und das (meine ich nicht abwertend!!!) "Gesamtpaket" Frau + Kinder + "normales Leben" kann so attraktiv erscheinen, daß man denkt: ach, das mit den Männern kriege ich schon unterdrückt. Und das geschieht ja auch nicht unbedingt bewußt, sondern unterbewußt.

Es gab so viele schwache Momente, da hätte mir das auch passieren können - zum Glück passierte es mir aber nicht, so daß ich heute nicht vor dem Problem stehe, das andere schwule Familienväter haben. Aber wie leicht hätte es anders laufen können, z.B. hätte eine meiner Freundinnen mehr um mich gekämpft etc.? Oder ...? Oder ...? Wie leicht hätte ich der Verlockung nicht widerstehen können, eben "normal" zu sein? Zumal ja als Alternative auch nicht die Aussicht zu erkennen war, daß ich mit einem Mann glücklich werden könnte, denn das stand ja für mich auch außer Reichweite.

Ich weiß nicht, ob es bei Deinem Mann nun so war, wie bei mir und er kippte einfach auf des Messers Schneide in die andere Richtung. Jeder Fall ist anders. Vielleicht war ihm "alles" sehr früh bewußt, vielleicht hatte er es wirklich verdrängt, vielleicht bist Du auch ein so großartiger Mensch, daß er auch zunächst niemanden anderes brauchte? Und dadurch "bemerkte" er erst sehr viel später, daß er anders orientiert ist zu einem Zeitpunkt, als es vielleicht schon "zu spät" war. Er liebt Dich ja dennoch und will "Eure Familie" nicht zerstören. Das hielt ihn vielleicht auch davor ab, zu handeln, zumal ja dieses "Problem" nicht unbedingt immer das einzige "Problem" in seinem Leben war: Arbeit übertüncht, Familienprobleme, Glück mit Kindern etc. Seine Homosexualität hatte vielleicht gar nicht immer 1. Priorität. Das mag sich später geändert haben.

Ich kann Dir natürlich nicht erklären, was nun genau mit Deinem Mann los war/ist, aber ich dachte, ich schreibe Dir mal meine Gedanken dazu ijn der Hoffnung, daß der eine oder andere Aspekt Dir vielleicht hilft, ihn ein wenig besser zu verstehen. Es ist mir dabei völlig klar, daß dies für Euch alle eine extrem schlimme Situation ist und hoffe, daß Ihr miteinander eine gute Lösung findet, damit fertig zu werden. Klar ist es schwer, eine "Liebe" in eine "Freundschaft" umzuwandeln, und das geht auch nicht von jetzt auf gleich. Aber Ihr seid ja, auch wenn Ihr nicht mehr "zuammen" seid, weiter eine Familie und ich hoffe, Ihr schafft es mit der Zeit, diese auf neue Beine (vielleicht auf Beinen der "superguten Freundschaft"winking smiley zu stellen. Ich drücke Euch die Daumen!

Falls ich an Eurem Problem gänzlich vorbeigeredet haben sollte, bitte entschuldige, dann vergiss einfach meine Zeilen :-)

Alles Liebe und viele Grüße,
sagt Mickey2 :-)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.12.12 09:51.
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
17. Dezember 2012 15:50
Liebe Kaffeetante,

hier bin ich noch Mal. Zuerst nachträglich alles Gute zu deinem Geburtstag! smiling smiley smiling smiley smiling smiley
Alles nicht so einfach, aber lass es dir gut gehen, genieße irgendwelche Minuten, irgendwann wieder Stunden und Tage. Je besser es Dir geht, umso besser wird es deiner Tochter gehen.

Mickey2 hat einiges auf den Punkt gebracht. Dazu kommt, dass der eine sich seiner Möglichkeiten bewusst ist, der andere mit 20 noch überhaupt nicht realisiert, was da bei ihm passiert und was es für ein Leben bedeutet, Männern nachzuschauen. Ich rede aus Erfahrung.

Heute ist viel Trauer bei mir dabei. Trauer um das, was ich meiner Familie und mir nehme, weil ich anders das Gefühl hätte zu Grunde zu gehen.
Jeder und jede muss die Trauer um die gewünschten und gelebten Möglichkeiten verarbeiten - und sich vielleicht bewusst sein, dass darin ungeahnte Möglichkeiten für Neues liegen. Wirklich ungeahnt, auch wenn alles schwarz aussehen mag. Ich habe keine Ahnung wie unser Leben in 5 oder 10 Jahren aussieht und ich wehre mich dagegen, das meine Frau alles düster ausmalt.

Noch eines: heute habe mal wieder eine Tasse Kaffee getrunken, weil sie schon ausgeschenkt war und ich dann zu höflich bin, abzulehnen. Brrr - es schüttelt mich noch.
Trinkst du wirklich 1 1/2 Kannen Kaffee am Tag, wie dein Name rüber bringt? smiling smiley

Liebe Grüße
Zeev
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
17. Dezember 2012 19:36
Kaffeetante, kleiner Nachschlag zu meiner letzten Nachricht.

Ich will und kann mich nicht einmischen, von daher nur meine Meinung ... wenn es euch als Eltern zu viel sein sollte, Weihnachten mit eurer Tochter zusammen zu feiern bzw. ihr nicht wisst, ob ihr das durchhaltet, dann würde ich empfehlen, etwas ganz anderes zu machen.

Wenn man das Gleiche macht, wie jedes Jahr - nur einer fehlt, dann fällt es besonders auf. Vielleicht kann man aber etwas Neues, etwas Aufregendes machen, weg fahren, mit Freunden feiern, irgend etwas, was die Sinne eines Kindes und vielleicht auch die eigenen gefangen nimmt. smiling smiley
Ich glaube, es gibt z. B. Angebote von Jugendherbergen, bin aber nicht sicher. Den einen, der fehlt, durch andere Menschen ersetzen und wenn es nur für ein paar Stunden sein sollte.

Wie gesagt, nur eine Anmerkung am Rande. Da ich dich nicht kenne, könnte es auch sein, dass du schon viel bessere Gedanken und Vorschläge hast.

Liebe Grüße
Zeev
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
19. Dezember 2012 20:56
Hallöchen,
vielen lieben Dank für Eure Antworten. Mickey2 ich danke Dir herzlich für Deine ausführliche Nachricht! Du hast gar nicht am Thema vorbei geschrieben, Deine Ansichten sind sehr interessant. Was mich wirklich betroffen gemacht hat ist wie schwer Du Dich mit Deinem Coming Out getan hast. Da frage ich mich schon was so schlimm daran ist wenn man schwul leben möchte? Wir leben doch nicht alle hinter dem Mond?! Man ist doch kein schlechterer Mensch oder irgendwie verkehrt!!! Ich hatte diese Diskution gerade mit meinem Bruder, der eine Mail von meinem Mann bekommen hat und nun unsicher war wie er damit umgehen soll- klarer Fall antworten wenn er das möchte. Er möchte es tu und ich finde das gut. Ich würde nun auch keinem unterstellen das er mir damit ins Kreuz fällt o.ä. Mein Bruder hat sich mit meinem Mann immer gut verstanden und ich will nicht das er mir zuliebe meinen Mann "schneidet". Für die Freunde oder die Familie ist mein Mann ja kein anderer Mensch. Er ist der , der er war mit allem was ihn immer ausgemacht hat und was alle an ihm mochten. Das muss , sollte sich nicht ändern! Das zwischen ihm und mir steht auf einem anderen Blatt und ist extrem schwierig aber ich weiß schon was ich an ihm hatte.
Ich danke Dir für Deine guten Wünsche und schick Dir auch die besten Wünsche.

Hallo Zeev,
wenn ich hier schreibe , auch wenn es eher ein durchs reinstolpern war smiling smiley, darf man mir auch Anregungen o.ä. schreiben.
Wir werden uns Beide am Riemen reißen und Heiligabend wie gewohnt verbringen. Ich gehe zwar allein mit unserer Tochter in die Kirche aber das kam durchaus sonst auch schon vor. Danach werden wir mit seinen Eltern den Abend verbringen. Die Feiertage werden wir schon etwas anders gestalten und unsere Tochter wird uns da nicht Beide um sich haben. Heiligabend reicht.......
Vielen Dank auch für die Geburtstagswünsche...... der Tag war nicht nur traurig .........
Mein Mann hat sich auch gewehrt als ich alles so schwarz sah aber ich denke das Eure Situation einfach ganz anders ist. Man kann das nicht vergleichen- ihr habt angefangen Euch damit auseinander zu setzen, eventuell neue Wege eingeschlagen usw. während wir noch dachten es sei alles o.k. Es tut einfach warnsinnig weh wenn man plötzlich allein da steht u. alle Pläne begraben muss. Klar, ich weiß aus anderen Krisen, die allerdings weniger heftig waren, das , das Leben weiter geht ........ Das was ich hier erlebe war aber in dieser Form nicht nötig, klar "hätte, wenn und aber......." hätte er mal nicht so auf Hochzeit und Familie gepocht........

Na, ja vermutlich ist es noch zu frisch- ich drehe mich weiter im Kreis

Dir schicke ich liebe Grüße, Kaffeetante

P.s. Ja ich trinke wirklich gern Kaffee. smiling smiley Keine 1 1/2 Kannen aber für mich gehört eine gute Tasse Kaffee zu dem Start in den Tag und ich komme sicher auf 4-5 oder 6 Tassen Kaffee am Tag. Allerdings hab ich ne tolle Maschine und trinke keinen Filterkaffee mehr.
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
20. Dezember 2012 15:14
Liebe Kaffeetante,

Du hast sicher recht: man muss sich sicher nicht schämen, schwul zu sein. Das habe ich auch nie. Aber dennoch muss man damit klar kommen, daß man "anders" ist und man dies ja oft gar nicht möchte. Man lebt in einer Hetero-Welt und will einfach so sein, wie alle anderen. Bis man akzeptiert, daß dies nicht sein kann, dauert es oft - bei mir eben pber fünfzehn Jahre. Im Kopf hat man eine Vorstellung von der (Hetero-)Welt, und von der muss man sich ein Stück weit entfernen.
Heute ist es so, daß ich nichts mehr ändern wollen wollte, es gehört zu meiner Persönlichkeit, daß ich so bin. Aber bis ich so dachte, dauerte es eben.

Viele liebe Grüße,
Mickey2.
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
23. Dezember 2012 10:13
Lieber Mickey2,
zu gleich ist gar nicht gut- das würde das Leben langweilig machensmiling smiley. Ich denke das Du schon einen langen Weg hattest, gut das Du nun "angekommen" bist. Es ist bei Dir ja schon anders als bei meinem Mann der einfach viele Menschen in diese Situation mit reingezogen hat. Man kann das gar nicht vergleichen, auch wenn Du mir etwas geholfen hast in dem Du erklärt hast wie schwierig es tatsächlich ist sich selbst einzugestehen das man schwul ist.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag, liebe Grüße, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
20. Januar 2013 18:25
Hallo Kaffeetante,
ich schreib' mal hier weiter, weil ich denThread von oskar64 "Wie sag' ich meiner Frau" nicht zerstören will und weil das hier j DEINE Geschichte ist.

Hey tut mir leid, das du gerade so ein Tief hast.
Ich kann dich in allem sehr gut verstehen. Als Mutter von 3 Kindern weiss ich was das für dich jetzt bedeutet. Ich bin auch seit 24 Jahren verheiratet, habe viele Jahre meinen Beruf hinten ran gestellt, war für die Kinder zuständig...Obwohl mein Mann ein guter Vater ist, hab' ich für die Kinder auf vieles verzichten müssen/wollen. Man plant die Zukunft und denkt das Leben ist geregelt. Aber ist es das jemals ???
Um mich herum gehen gerade so viele langjährige (nach aussen perfekte) Heteroehen kaputt. Ohne das Homosexualität damit zu tun hätte.
Es gibt eben keine Garantien in einer Beziehung- es gibt nur Entwicklung. Gemeinsame oder getrennte Entwicklung, ich denke das ist der Knackpunkt jeder Beziehung.
Auch wenn du es jetzt gerade auf deinem Trümmerhaufen nicht sehen kannst- es ist auch eine Chance für dich ! Du hast dein Kind, für das es sich zu kämpfen lohnt und du solltest für dich kämpfen ! Kopf hoch, das wird wieder.
Meine Beziehung hat zwar bis jetzt mein Coming Out ganz gut überstanden, aber es ist nicht mehr wie vorher- es ist nichts mehr sicher. Das ist manchmal beängstigend, aber viel öfter ist es befreiend. Es tun sich immer wieder neue Wege/Dinge auf, über die ich sehr froh bin. Wohin unsere Wege gehen und ob sie beeinander bleiben wissen wir nicht.
Du weisst jetzt vielleicht auch gerade nicht wie und wo es weiter geht, aber sieh's mal so: DU sitzt jetzt am Steuer ! Mach das beste für dich (und dein Kind) daraus und sei stolz auf das was du geschafft hast ! Dann kannst du deinem (Ex)Mann vielleicht auch eines Tages sein Glück gönnen.

Die Frau eines bekannten Schwulen von mir, der neulich geheiratet hat, hat auch wieder einen neuen Partner und meinte ganz ehrlichen Herzens:"Mit ihm ist es viel schöner als mit dir." und der Bekannte konnte darauf ebenfalls ehrlich sagen:"Mit meinem neuen Mann auch." Sie sind langfristig gute Freunde geblieben (nach dem Tränental) und feiern auch die Hochzeit des jeweils anderen mit, gemeinsam mit ihren 3 mittlerweile erwachsenen Kindern und deren Partnern. Das hat gedauert, aber letztendlich haben ALLE davon profitiert.

Ich wünsch dir viel Kraft und ein offenes Herz für deinen weiteren Weg.

LG Billy



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.01.13 18:26.
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
22. Januar 2013 10:09
Hallo Billy,
vielen lieben Dank für Deine Zeilen. Ich weiß ziemlich genau das, das Leben nicht so glatt verläuft, wirklich einfach war es bei mir nie was viel mit meiner Familiengeschichte zu tun hat. Ursprünglich wollte ich nie heiraten und keine Kinder haben- er war der Mann der meine Zweifel zerstreut hat. Für unser Kind bin ich sehr, sehr dankbar aber ich bin eben auch aus dem Beruf raus, immerhin 10 Jahre. Für unser Kind was das richtig und wichtig, zumal meine Arbeitszeiten so gar nicht familienkompatibel waren. Gleichzeitig hab ich ihm schön den Rücken frei gehalten, auch das war nicht falsch und hat in unsere Lebenssituation gepasst . Seid 9 Jahren hab ich immer nebenbei gejobbt, auch o.k. war eben fürs Sparen, den Urlaub o.ä. damit kann ich es nun aber nicht reißen und das ist einfach sehr bitter. Natürlich weiß ich das es keine Garantien gibt aber es tut trotzdem unglaublich weh so ausgetauscht zu werden. Ich hatte keine Chance und man fühlt sich schon auch wertlos wenn der Partner gar nicht lange fackelt sondern ziemlich bereitwillig den neuen Weg geht obwohl er etwas anderes versprochen hat. Das Tragische ist das ich das Gefühl hatte das wir uns gemeinsam weiter entwickeln, es schien besser zu passen als in jüngeren Jahren und dann das......... Man zweifelt an sich , am Weltbild, an wirklich allem........... Was bin ich frür eine Frau? Viele der Männer wollen Beides, gut auch sicher keine Patenlösung und vermutlich wäre es auch nicht lang gut gegangen aber das wollte er ja gar nicht. Ein leiser Teil in meinem Inneren hofft das ich ihm dafür mal dankbar bin und es als Geschenk sehen kann, im Moment gibt es mir das Gefühl ihm nichts zu bedeuten und auch nichts bedeutet zu haben.#
Ich danke Dir für Dein Verständnis und auch für die Geschichte Eurer Freunde. Für mich ist das soweit weg, ich versuche mich zu lösen aber in diesem Trümmerhaufen in dem ich sitze kann ich mir gerade gar nicht vorstellen das wir mal solche Zeiten haben werden wo alles ganz easy laufen wird. Ne Beziehung für mich ist eh das allerletzte wo mir der Sinn nach steht-ich bewundere die Menschen die es schaffen wieder zu vertrauen und nochmal neu anzufangen.

Du lebst ja auch ein sehr bewegtes Leben, weiterhin alles erdenklich Gute für Deinen Weg!!

Liebe Grüße, Kaffeetante
Re: Mein Mann hat sich nach 20 Jahren geoutet
05. Februar 2013 10:11
Hallo zusammen,

"Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (Rosa von Praunheim, 1971). Ich habe mir vor diesem Zitat erst ein paar Clips des Films auf Youtube angesehen. Was ich da gesehen habe, kann ich heute nicht mehr unterschreiben. Aber der Titel passt immer noch.

Das sich, jedenfalls hier im Forum, immer wiederholende Grundmuster ist die Verweigerung, die eigene Veranlagung zu akzeptieren. Das gilt für Familienväter wie mich genau so, wie für Leute wie z.B. Mickey, die sich nie einer Frau genähert haben, aber sich trotzdem nicht offenbaren konnten.

Wie tief diese Verweigerung gehen kann, will ich an einem eigenen Beispiel illustrieren: Ich studierte in den 70igern in Giessen und hatte natürlich auch sexuell (kein intimer Kontakt mit Mädchen, aber auch keinen mit Jungs) eine schwere Zeit. 25 und noch Jungfrau? In Giessen lehrte damals der berühmte Psychotherapeut Horst-Eberhard Richter und sein Institut bot Studenten kostenlose, psychotherapeutische Beratung. Da ging ich hin. Um die Sache jetzt abzukürzen: Im Verlauf der Sitzungen fragte mich die Therapeutin, welche Phantasien ich beim Onanieren hätte? Ich war ganz baff, denn ich hatte keine und sagte ihr das auch. Sie konnte das garnicht glauben, es war das einzige Mal in zahlreichen Sitzungen, dass ich Erstaunen bei ihr wahrgenommen habe.

Heute zeigt mir das, wie tief meine eigene Verdrängung mit Mitte 20 ging. Keine Phantasien beim Wichsen (darf man das hier so krass sagen? Ich neige sonst nicht zu drastischen Begriffen!)?! Wie kommt es denn zu sowas?

Sicher liegt eine Ursache in der heteronormativen Erziehung in unserer Gesellschaft. Das ist mir aber zu kopflastig, obwohl ich sicher ein Kopfmensch bin. Es liegt auch schlicht am Anschauungsunterricht im eigenen Elternhaus. Wie sagte Erhard Eppler einmal: "Was ist Erziehung anderes als Liebe und ein gutes Vorbild?" Ich stamme aus einem wunderbaren Elternhaus. Mein Vater und meine Mutter haben 40 Jahre vorgelebt, wie es geht (mein Vater ist seit 22 Jahren tot, aber meine Mutter ist 85 und immer noch gut beieinander. Aber von dieser Geschichte hier wird sie nie erfahren! Das muss nun wirklich nicht sein.), natürlich ohne dass da jemals ein Blick hinter die Schlafzimmertür war.

Es kann ja nicht sein, dass dieses gute Beispiel meiner Eltern nun plötzlich negativ zu bewerten wäre. Aber es hat mich sicher tief geprägt. Ich habe versucht, es nachzuleben, es war ein Ideal. Meine Frau und ich haben für unsere Töchter, wie wir glauben, ein genau so gutes Elternhaus bereit gestellt UND noch ein paar Schwachstellen beseitigt, die es bei meinen Eltern nun doch gab. Zum Beispiel konnten sie ihren Sohn nicht "aufklären", wie das damals hieß. Das musste ich mir im Freundeskreis in der Schule aneignen.

Da haben wir dann gleich den nächsten Stolperstein: Was erzählen sich Jungs (Mädchen waren damals eh nur blöd) in Alter von 13-14 gegenseitig über Sex? Und es geht nur um Sex, Liebe und Romantik kommen erst sehr viel später. Da könnte ich heute drüber grinsen, sähe ich nicht, was das für Auswirkungen hat.

Dann liegst Du abends im Bett, die Gedanken kreisen nur um das Eine und es kommt diese WOGE, der Du Dich nicht wiedersetzen kannst, die Hand geht nach unten, ohne das Du schon richtig weißt, was du tust ... und etwas später, atemlos und mit nasser Bauchdecke hast Du Schuldgefühle, weil sowas ja zu Rückenmarkschwund führt. Die Älteren hier werden sich da vielleicht dran erinnern.

Natürlich sprechen Jungs in dem Alter auch übers Schwulsein. Aber nicht so, als ob sie es gelassen als eine mögliche Option und Entwicklungsrichtung für sich selbst begreifen. Sie benutzen es als Schimpfwort: "Du schwule Sau!", als Kampfbegriff "Mädchen, wisst ihr schon, der Volker ist schwul!", und um andere in eine Ecke zu drängen und zu isolieren. Das tut richtig weh, wenn man da das Ziel ist. Zumal man ja in diesem Alter nun wirklich keinen Gegenbeweis antreten kann. Wer will schon so bedrängt und ausgegrenzt werden? Ich glaube übrigens, dass das auch heute nicht viel anders ist. Kinder sind grausam.

Das geht so weiter. Wenn Du erst mal 16-17 bist, wird es ja nicht besser. So manche, die in die schwule Richtung neigen, verschließen die Augen, kämpfen dagegen an, sehen sich als Spätzünder, was auch immer. Ergebnis: siehe dieses Forum.

Wenn also hier im Forum die Frage gestellt wird, wie man Partner und Freunde vor schmerzhaften Erkenntnissen bewahren kann, dann müssen wir sehr früh anfangen. Das ist ein Prozess über Generationen mit ungewissem Ausgang. Das christliche Abendland hatte schon immer sein Problem mit Sexualität. Warum ist mir nie so ganz klar geworden. Wenn es denn einen Schöpfungsakt gegeben hat, hat Gott dann die Neigungen nicht mit erschaffen?

Schöne Grüße

Volker
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