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einer von vielen

geschrieben von Biker 
einer von vielen
15. März 2017 18:54
Ja hallo an alle !
Nun bin ich (männl. 52 Jahre) auch hier gelandet um meine Geschichte aufzuschreiben und vielleicht ein paar Tipps oder Anregungen aufzunehmen.
Angefangen hat es bei mir mit 19 als ich als Soldat bei der NVA Dienst leisten musste.Carsten und ich saßen abends bei Dämmerlicht auf dem Bett und haben nur ein bischen gequatscht über alles mögliche.Ich weiss nicht mehr wie es passiert ist,aber plötzlich waren wir eng umschlungen und haben uns leidenschaftlich geküsst und dann waren wir auch schon nackt.Es war sehr schön.Unvorstellbar wenn uns da jemand erwischt hätte ,man konnte ja nichtmal die Tür abschließen?
Ich hab ihn dann im Urlaub auch mal mit nach Hause genommen.Da haben wir dann gemeinsam in meinem Bett gelegen,nackt und engumschlungen.Morgens kam dann meine Mutter rein,sie hat nie etwas gesagt was sie da gedacht hat.
Dazusagen muss ich noch das meine Eltern gerade geschieden waren ,weil mein Vater eine andere hatte.Vielleicht hatte meine Mutter auch den Kopf voll,weil sie sich auch noch um meine kleine Schwester kümmern musste.
Nach dem Ende meiner Armeezeit,haben sich auch Carsten und ich aus den Augen verloren.Damals gab es halt noch kein WhatsApp.
Damals hatte ich dann viele Kumpels,wir waren feiern und genossen die Zeit.Meine Erlebnisse mit Carsten hatte ich bald vergessen.Irgendwann hatte ich dann auch ab und zu mal eine Freundin,nichts ernstes. Und dann traf ich Rosita,meine große Liebe.Wir haben dann auch bald geheiretet und ein Kind bekommen.Ich war wirklich im 7.Himmel und wir hatten auch viel schönen Sex.
Aber nach 2 Jahren Ehe begann es aufzubrechen.Plötzlich habe ich mich dabei ertappt wie ich auf Männerpopos geschaut habe.Dann hab ich mir aus dem Sexshop eine Gay-Zeitschrift geholt,bin in den Wald gefahren und hab mich an den Bildern befriedigt.Danach fing auch das Sexleben mit meiner Frau an zu krieseln ,plötzlich hatte ich keine Lust mehr.Hab dann nur noch die "Pflicht"absolviert.
Ein paar Jahre hab ich mich dann mit Videokassetten und Zeitschriften "über Wasser"gehalten.
Dann kam irgendwann das Internet in seiner Rohform und die ersten Chatrooms wurden eröffnet.Da lernte ich das erstemal wieder einen realen Mann kennen.Wir haben uns in einem Hotel getroffen und hatten Sex.Es war nicht so doll und so hatte ich erstmal wieder eine Weile "Ruhe".Aber der Drang nach einem Mann kam dann aber immer öfter durch.Hab mich erst mit Männern verabredet die auch mit Frauen verheiratet waren.Wie das halt so ist,waren immer mal schöne und weniger schöne Erlebnisse dabei.Meiner Frau hab ich nie was davon erzählt,das hatte ich im Griff dachte ich.Bis zu dem Tage als ich beruflich bedingt nicht zu Hause war und mein Schwager doch tatsächlich auf meinem PC ein Porno entdeckte ,was wohl schlecht versteckt war.Da war ich dann ganz schön in Erklärungsnot.Nach viel Reden konnte ich es dann wieder "hinbiegen".Der eheliche Sex wurde auch immer seltener,und die Treffen mit Männern mehr.
Bis ich mich dann das erste Mal mit einem "richtigen" Gay getroffen habe.Die Leidenschaft und der Sex waren einfach der Hammer ,sowas hatte ich noch nicht erlebt.Das war vor 3 Jahren.Mittlerweile wollte ich auch von verheirateten nix mehr wissen,hab mich nur mit schwulen getroffen.Aber meine Frau hat nichts davon gewusst.Im letzten Sommer hab ich mich dann wohl dummerweise in einen Stricher verknallt.Da muss dann meine Frau gemerkt haben das mit mir was nicht stimmt.Nach langen bohrenden Fragen hab es dann erzählt.Ich hab es dann auf den fehlenden Oralsex geschoben,den ich von ihr nur sehr selten bekommen habe.Dann hat sie gemacht um mir einen Gefallen zu tun,aber es war zu spät.
Die letzten 10 Jahre lag ich nachts im Bett und hab von Sex mit Männern geträumt in allen Variationen,während die Frau neben mir schlief.
Vor 6 Wochen lernte ich einen jungen Mann kennen,wir verstehen uns sehr gut,auch im Bett passt es.Hatte zwischendurch auch nochmal was mit meiner Frau,aber mittlerweile kann ich nicht mehr mit ihr schlafen,hab keinerlei Gefühle mehr dabei.Ich habe mich wahrscheinlich in einen Mann verknallt.
Bis vor kurzem dacht ich noch Bi durchs Leben zu kommen,aber jetzt weiss ich das ich doch schwul bin.
Meine Frau hab ich gleich eingeweiht.Es kommt ja nun zwar nicht ganz unvorbereitet,aber die ärmste leidet doch sehr.
Zwischen Trauer ,Wut und Verzweiflung ist wohl alles dabei.Ich weiss nicht was ich machen soll.Meine Schwiegermutter hat mich zum Teufel gejagt,meine Frau macht sich Hoffnung das es nochmal was wird.Nur mein Kind akzeptiert es einigermassen.
Ich befürchte das die Ehe nach 28 Jahren zu Ende geht.



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 16.03.17 06:12.
Re: einer von vielen
17. März 2017 22:04
Hallo biker,

danke, dass du hier geschrieben hast.

Beim Lesen hatte ich ein Gefühl von Normalität. Ich glaube, so wie dir, geht es vielen in Ihrer Beziehung, warum auch immer, irgendwann findet das eigene Leben teilweise außerhalb der eigenen Beziehung statt.

Ich gehöre auch zu den verheirateten Männern, die irgendwann feststellen mussten, dass sie auf Männer stehen. Allerdings hättest du mich nicht treffen können, vielleicht hatte ich den Mut nicht, auch wenn ich es im Nachhinein gut finde. So bekam meine Frau auch die Chance, eigene Wege zu gehen, als ich damit anfing.

Ja, es ist schwer loszulassen und meiner Frau fiel es viel schwerer als mir. Aber es gibt immer Tage mit Sonnenschein, manchmal ganz überraschend smiling smiley
Das Leben geht weiter, jeder findet neue Gewohnheiten, Tagesabläufe, in denen der andere nicht mehr eingebaut ist und es mag gut werden.
Vor allem ist es gut, wenn jeder seine eigenen Chance bekommt, auch deine Frau. In jedem Alter kann ein Anfang für tolle Zeiten gefunden werden.

Was steckt hinter deinem Satz, dass du das Ende deiner Ehe nach 28 Jahren befürchtest? Trauer, Angst vor Einsamkeit oder nur der Verlust von Gewohnten, von alten Rollenbildern?
Klar, ich habe sehr von Frau, Familie, Kinder, Haus und Hof geträumt. Inzwischen nehme ich es dieser Gesellschaft ein bisschen übel, dass wir so sehr in diesem alten Muster geprägt werden. Menschen wie wir werden dadurch vielleicht mit einem schlechten Gewissen geplagt, dass uns hemmt, positiv etwas Neues aufzubauen. .Denn die Kraft zur Veränderung kann für alle gut sein, umso mehr kann man vielleicht auch der Frau und dem Kind geben. Glück strahlt aus.

Keiner will hier dem anderen etwas Böses, man möchte für sich selbst etwas Gutes erreichen und das ist in Ordnung. Ich möchte auch für meine Kinder ein gutes Vorbild sein, das eigene Leben positiv gestalten.

Ich wünsche dir und euch alles Gute smiling smiley.

LG
Zeev



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.03.17 22:04.
Re: einer von vielen
05. April 2017 17:15
Mittlerweile geht es mir etwas besser nach dem outing,die meisten haben es für mich überraschend positiv aufgenommen-auch meine Eltern.
Meiner Frau geht es immer noch schlecht,ich weiss nicht wielange das dauert bis sie es akzeptieren kann.
Das Ende der Ehe befürchte ich nun auch nicht mehr,wir wollen erstmal zusammen in unserem Haus wohnen bleiben.Ob das auf Dauer gutgeht weiss ich nicht.Vielleicht ist die Trennung doch die bessere Option,besonders wenn mal ein neuer Partner ins Haus steht.
Re: einer von vielen
05. April 2017 20:01
Hallo Biker,
gut das es dir schon etwas besser geht. Das die meisten es positiv aufgenommen haben, überrascht mich nicht (mehr). Das hört und liest man so oft.

Ich weis nicht, wo deine Frau den passenden Austausch hat. Ich kann an dieser Stelle auf den Block von fraumitherz hinweisen.
Ich finde ihn immer noch bemerkenswert, wie sie mit der Tatsache das ihr Mann schwul ist, umgegangen ist.

[liebeimschattendesregenbogens.wordpress.com]

Gruß Maks
Re: einer von vielen
22. Juni 2017 21:02
Hallo an alle Gleichgesinnten !

Möchte mal ein kurzes Update liefern,wie es in letzter Zeit gelaufen ist.
Erstmal muss ich sagen das ich nicht bereut habe mich zu outen obwohl ich viel Ablehnung aber auch sehr viel Verständnis erfahren habe.
Das vielleicht für unentschlossene die sich noch nicht sicher sind.
Das beste ist aber das ich einen sehr netten jungen Mann kennengelernt habe.
Nach ein paar lockeren Treffen hat sich im Laufe der Zeit eine sehr romantische Beziehung entwickelt.
Das hat unheimlich gefunkt zwischen uns beiden. Ich muss sagen das es mir lange nicht mehr so gut ging wie jetzt.Er gibt mir sehr viel Kraft und steht mir bei.
Demnächst werden wir beide einen Kurzurlaub zusammen verbringen,da wird es sich noch verfestigen hoffe ich.
Mit meiner Frau lebe ich im eigenen Haus in getrennten Zimmern.Eigentlich hatte ich mir ein freundschaftliches Zusammenleben erträumt,aber das scheint doch nicht zu funktionieren.Wahrscheinlich ist der letzte Schritt wohl doch unausweichlich.
Aber alles zu seiner Zeit.
Abschließend kann ich nur sagen "traut euch"
es ist nie zu spät für einen Neustart



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.06.17 21:07.
Re: einer von vielen
06. Juli 2017 14:24
Hallo Biker,
... ja, deine Geschichte kenne ich ... aus eigener Erfahrung ... ups ...

Allerdings liebt mich meine Schwiegermutter immer noch, die einzige echt negativer Erfahrung habe ich mit meinem Bruder gemacht ...

Ansonsten sagt man es ja keinem ... entweder bekommen die das mit ... oder nicht ...

Von daher nahm mein Leben einen ungeahnten Aufschwung. Statt weiter in die Abschottung und Depression zu rutschen, habe ich gelebt, die Pubertät nachgeholt, geliebt, getrauert, verloren ... mich beruhigt ... alles im Zeitraffer ...

Noch geht es mit der Freundschaft zu meiner Frau ... und ich liebe sie, auf meine Weise!

Liebe Grüße
Victor
Re: einer von vielen
31. August 2017 20:36
Ja,es ist soweit
bin gerade dabei mir eine eigene Wohnung einzurichten.
Die Scheidung ist auch schon auf dem Weg.
Mit meinem Freund bin ich noch zusammen und glücklich.
Wir machen auch viele Pläne für unsere gemeinsame Zukunft.
Letztendlich bin ich sehr froh endlich diesen Schritt gemacht zu haben,denn ich weiß nun genau was mir in all den Jahren gefehlt hat.
Nämlich die Zuneigung zu einem lieben und netten Mann. Das Gefühl endlich da angekommen zu sein wovon in der Vergangenheit nur geträumt werden konnte.Ich glaube fest an eine glückliche Zukunft auf der anderen Seite des Ufers.
Allen anderen gleichgesinnten wünsche ich alles Gute .
Auch diese Webseite hat sehr geholfen das alles auf den Weg zu bringen.
Danke Euer Biker
Re: einer von vielen
15. August 2018 21:50
Hallo an @lle,
Liebe wird nicht Liebe ist (Song von Nena)
Fast ein Jahr ist mein letzer Beitrag her ,nicht zu fassen wie die Zeit vergeht.
Wenn ich alles nochmal überdenke war der Schritt den ich gemacht habe genau zum richtigen Zeitpunkt.
Ansonsten hätte ich den Mann den ich jetzt seit über 1 Jahr an meiner Seite habe und den ich über alles liebe wohl nicht kennengelernt. Wir sind beide so richtig glücklich zusammen kann man sagen und wohnen seit kurzem auch zusammen.
Die Scheidung von meiner Frau zieht sich allerdings noch etwas ..........
Ich schreibe das vor allem um anderen Mut zu machen nicht zulange zu warten und sich zu quälen .
Ein Leben zu führen das nur Frust für beide Seiten bedeutet ist es nicht wert aufrecht zu erhalten.
Auch meine "noch" Frau hat es mittlerweile überwunden das ihr Mann schwul ist ,glaub ich jedenfalls .
Also in diesem Sinne alles Gute für euch
Ich darf jetzt auch meinen Namen sagen
viele Grüße von Frank



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.08.18 22:09.
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