Für mich war es wichtig, endlich einmal irgendwas in die Wege zu leiten statt sich nur im stillen Kämmerlein unproduktive Gedanken um die eigene Sexualität, das eigene Selbst-/Körperbild und die Frage „Warum so spät endlich mal eine Einsicht?“ zu machen. Nun ist es vielleicht nicht der allergrößte Schritt, auf eine Großveranstaltung wie den CSD Köln zu fahren und dort ein bisschen das Regenbogenfähnchen (gesponsert von der FDP, nun ja …) in den Wind zu halten. Trotzdem bin ich ein klein wenig stolz und einfach froh, es gemacht zu haben.
Dass ich Maks und Perseus (nebst seinem Freund, der ebenso nett war wie Perseus selbst) an meiner Seite wusste, hat die ganze Aktion sehr angenehm gemacht. Nach einer etwas anstrengenden Bahnfahrt mit einem Abteil ohne funktionierende Klimaanlage, dafür aber mit reichlich alkoholisierten Damen in Sangeslaune (ZWEI Junggesellinnenabschiede) und Verlaufen in der Domstadt, habe ich die beiden schließlich auf dem Cologne-Pride-Straßenfest gefunden und es war eigentlich von Beginn an alles sofort sehr angenehm und unkompliziert. Alle drei haben mir das Wochenende sehr offen viel von sich erzählt: von lustigen Anekdoten bis hin zu den Problemen mit dem eigenen Coming Out und ihren Erfahrungen in der „Familie“ – gemeint ist hier auch die Community, in der ich am Samstag noch von einem anderen CO-30-User, den wir getroffen haben, willkommen geheißen wurde. Ich selbst war vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas maulfaul, aber es hat mir auf jeden Fall mal gutgetan, mit ein paar anderen schwulen Männern an einem Tisch zu sitzen, die z. T. auch nicht den direktesten Weg zum Outing gefunden, dann aber noch die Kurve bekommen haben.
Beim Straßenfest war es schön, zu sehen, dass dort einfach ganz normale Leute einen schönen Nachmittag/Abend hatten; hatte zwar auch nichts anderes erwartet, aber man hat ja irgendwie doch Bilder im Kopf von durchgestylten „Szene“-Gängern, an denen man sich nicht messen kann. Speziell der Chef dieses Forums war superbemüht, dass ich mich auch ja nicht langweile und hat mich im leisesten Verdachtsmoment weggezogen, um mir auch ja jeden Winkel des Heumarkts zu zeigen